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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Jch versprach dem Capitain Wodley mit Hand
und Munde, seiner Verordnung aufs genaueste
nachzuleben, und ihm jederzeit alle möglichste Ge-
fälligkeiten zu erzeigen, indem aber unter solchen
Gesprächen die Mahlzeit geendigt, und das übrige
abgetragen war, hatte Mons. Litzberg das gan-
tze Collegium Musicum zusammen beschieden,
um uns Abreisenden noch zu guter letzt ein musica-
li
sches Vergnügen zu machen, welches dem Alt-
Vater so wohl, als allen andern hertzlich wohl ge-
fiel. Jch durffte vor dieses mahl nicht mit musici-
ren, indem Herr Mag. Schmeltzer selbst den Ge-
neral-Bass
zu vielen moralischen und andern lo-
bens-würdigen Cantaten spielete, saß derowegen
bey meiner liebsten Cordula in stillem Vergnügen,
und trocknete ihr zuweilen einige Thränen ab, die
sie meiner fernern Reise wegen vergoß. Zum Be-
schluß aber der gantzen Music sunge Mons. Litz-
berg
noch folgende selbst gemachte und componir-
te Cantata ab:

CANTATA.
Aria.
Adjeu, das herbe Wort
Thut treu-gesinnten Hertzen
Nach keusch-verliebten Schertzen
Den allergrößten Tort.
Auf

Jch verſprach dem Capitain Wodley mit Hand
und Munde, ſeiner Verordnung aufs genaueſte
nachzuleben, und ihm jederzeit alle moͤglichſte Ge-
faͤlligkeiten zu erzeigen, indem aber unter ſolchen
Geſpraͤchen die Mahlzeit geendigt, und das uͤbrige
abgetragen war, hatte Monſ. Litzberg das gan-
tze Collegium Muſicum zuſammen beſchieden,
um uns Abreiſenden noch zu guter letzt ein muſica-
li
ſches Vergnuͤgen zu machen, welches dem Alt-
Vater ſo wohl, als allen andern hertzlich wohl ge-
fiel. Jch durffte vor dieſes mahl nicht mit muſici-
ren, indem Herr Mag. Schmeltzer ſelbſt den Ge-
neral-Baſſ
zu vielen moraliſchen und andern lo-
bens-wuͤrdigen Cantaten ſpielete, ſaß derowegen
bey meiner liebſten Cordula in ſtillem Vergnuͤgen,
und trocknete ihr zuweilen einige Thraͤnen ab, die
ſie meiner fernern Reiſe wegen vergoß. Zum Be-
ſchluß aber der gantzen Muſic ſunge Monſ. Litz-
berg
noch folgende ſelbſt gemachte und componir-
te Cantata ab:

CANTATA.
Aria.
Adjeu, das herbe Wort
Thut treu-geſinnten Hertzen
Nach keuſch-verliebten Schertzen
Den allergroͤßten Tort.
Auf
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[570/0586] Jch verſprach dem Capitain Wodley mit Hand und Munde, ſeiner Verordnung aufs genaueſte nachzuleben, und ihm jederzeit alle moͤglichſte Ge- faͤlligkeiten zu erzeigen, indem aber unter ſolchen Geſpraͤchen die Mahlzeit geendigt, und das uͤbrige abgetragen war, hatte Monſ. Litzberg das gan- tze Collegium Muſicum zuſammen beſchieden, um uns Abreiſenden noch zu guter letzt ein muſica- liſches Vergnuͤgen zu machen, welches dem Alt- Vater ſo wohl, als allen andern hertzlich wohl ge- fiel. Jch durffte vor dieſes mahl nicht mit muſici- ren, indem Herr Mag. Schmeltzer ſelbſt den Ge- neral-Baſſ zu vielen moraliſchen und andern lo- bens-wuͤrdigen Cantaten ſpielete, ſaß derowegen bey meiner liebſten Cordula in ſtillem Vergnuͤgen, und trocknete ihr zuweilen einige Thraͤnen ab, die ſie meiner fernern Reiſe wegen vergoß. Zum Be- ſchluß aber der gantzen Muſic ſunge Monſ. Litz- berg noch folgende ſelbſt gemachte und componir- te Cantata ab: CANTATA. Aria. Adjeu, das herbe Wort Thut treu-geſinnten Hertzen Nach keuſch-verliebten Schertzen Den allergroͤßten Tort. Auf

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/586>, abgerufen am 24.11.2024.