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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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er sehr viel schuldig sey, sie wisse aber nicht, ob er noch
in selbigem verborgen, oder bereits wieder fortge-
schafft wäre.

Jch ließ demnach gleich ohne ferneres Uberlegen
eine schnelle Post bestellen, setzte mich mit meinem
Dolmetscher und zweyen Bedienten drauf, und ge-
langete Nachts um ohngefehr Ein Uhr in dem be-
zeichneten Orte an. Der Postillon mußte im Wirths-
haus ausspannen unter dem Befehle, so lange zu ver-
ziehen, bis ich ihn selbst abfahren hiesse, ich aber wan-
derte nebst meinen Leuten nach einem grossen Hofe
zu, in welchem alles, wie von aussen zu hören war,
herrlich und in Freuden hergieng. Wir schlichen
so lang um den Pallast herum, bis mein Dolmetscher
einen Domestiquen antraff, von welchem er nicht
allein erfuhr, daß der Haus-Herr seinen Verlöb-
niß-Schmauß ausrichtete, sondern auch daß die
Braut Madem. Juliin hiesse. Mir pochte das
Hertz im Leibe ungemein starck, ehe ich das Glück
oder Unglück haben konte, meinen neuen und einzi-
gen Herrn Schwager kennen zu lernen, schickte a-
der alsofort den Dolmetscher an denselben, ein ge-
horsamstes Compliment abzustatten, und zu ver-
nehmen, ob einem der allernechsten Bluts-Freunde
der Jungfer Braut, erlaubet wäre, seine Aufwar-
tung bey ihnen zu machen? Jm Augenblicke wurde
im gantzen Hause alles noch einmahl so lebhafft, als
es vorhero gewesen war, zugleich kamen mehr als 30.
Lichter und Laternen, welche meine Personalität be-
sichtigen und nach Befinden an diejenige Treppe
begleiten mußten, allwo das halb vergnügte und halb

un-

er ſehr viel ſchuldig ſey, ſie wiſſe aber nicht, ob er noch
in ſelbigem verborgen, oder bereits wieder fortge-
ſchafft waͤre.

Jch ließ demnach gleich ohne ferneres Uberlegen
eine ſchnelle Poſt beſtellen, ſetzte mich mit meinem
Dolmetſcher und zweyen Bedienten drauf, und ge-
langete Nachts um ohngefehr Ein Uhr in dem be-
zeichneten Orte an. Der Poſtillon mußte im Wirths-
haus ausſpannen unter dem Befehle, ſo lange zu ver-
ziehen, bis ich ihn ſelbſt abfahren hieſſe, ich aber wan-
derte nebſt meinen Leuten nach einem groſſen Hofe
zu, in welchem alles, wie von auſſen zu hoͤren war,
herrlich und in Freuden hergieng. Wir ſchlichen
ſo lang um den Pallaſt herum, bis mein Dolmetſcher
einen Domeſtiquen antraff, von welchem er nicht
allein erfuhr, daß der Haus-Herr ſeinen Verloͤb-
niß-Schmauß ausrichtete, ſondern auch daß die
Braut Madem. Juliin hieſſe. Mir pochte das
Hertz im Leibe ungemein ſtarck, ehe ich das Gluͤck
oder Ungluͤck haben konte, meinen neuen und einzi-
gen Herrn Schwager kennen zu lernen, ſchickte a-
der alſofort den Dolmetſcher an denſelben, ein ge-
horſamſtes Compliment abzuſtatten, und zu ver-
nehmen, ob einem der allernechſten Bluts-Freunde
der Jungfer Braut, erlaubet waͤre, ſeine Aufwar-
tung bey ihnen zu machen? Jm Augenblicke wurde
im gantzen Hauſe alles noch einmahl ſo lebhafft, als
es vorhero geweſen war, zugleich kamen mehr als 30.
Lichter und Laternen, welche meine Perſonalitaͤt be-
ſichtigen und nach Befinden an diejenige Treppe
begleiten mußten, allwo das halb vergnuͤgte und halb

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[584/0600] er ſehr viel ſchuldig ſey, ſie wiſſe aber nicht, ob er noch in ſelbigem verborgen, oder bereits wieder fortge- ſchafft waͤre. Jch ließ demnach gleich ohne ferneres Uberlegen eine ſchnelle Poſt beſtellen, ſetzte mich mit meinem Dolmetſcher und zweyen Bedienten drauf, und ge- langete Nachts um ohngefehr Ein Uhr in dem be- zeichneten Orte an. Der Poſtillon mußte im Wirths- haus ausſpannen unter dem Befehle, ſo lange zu ver- ziehen, bis ich ihn ſelbſt abfahren hieſſe, ich aber wan- derte nebſt meinen Leuten nach einem groſſen Hofe zu, in welchem alles, wie von auſſen zu hoͤren war, herrlich und in Freuden hergieng. Wir ſchlichen ſo lang um den Pallaſt herum, bis mein Dolmetſcher einen Domeſtiquen antraff, von welchem er nicht allein erfuhr, daß der Haus-Herr ſeinen Verloͤb- niß-Schmauß ausrichtete, ſondern auch daß die Braut Madem. Juliin hieſſe. Mir pochte das Hertz im Leibe ungemein ſtarck, ehe ich das Gluͤck oder Ungluͤck haben konte, meinen neuen und einzi- gen Herrn Schwager kennen zu lernen, ſchickte a- der alſofort den Dolmetſcher an denſelben, ein ge- horſamſtes Compliment abzuſtatten, und zu ver- nehmen, ob einem der allernechſten Bluts-Freunde der Jungfer Braut, erlaubet waͤre, ſeine Aufwar- tung bey ihnen zu machen? Jm Augenblicke wurde im gantzen Hauſe alles noch einmahl ſo lebhafft, als es vorhero geweſen war, zugleich kamen mehr als 30. Lichter und Laternen, welche meine Perſonalitaͤt be- ſichtigen und nach Befinden an diejenige Treppe begleiten mußten, allwo das halb vergnuͤgte und halb un-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/600>, abgerufen am 24.11.2024.