Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

lichen Reichthümern anzuhören, denn mein Vater
sagte unverhohlen, daß er nur durch den zwantzig-
sten Theil meiner Baarschafften und Kostbarkei-
ten, wieder in vorigen, ja noch weit bessern Stand
gesetzt worden, allein ich nahm mir vor dißmahl
ein Bedencken, allzu aufrichtig im Erzehlen zu
seyn, sagte derowegen nicht mehr, als ihnen allen
zu wissen dienlich, mir aber unschädlich seyn möch-
te, und gab vor, ich hätte auf einer gewissen Jnsul
einen vergrabenen Schatz gefunden, auch ein an-
sehnliches von einem unterwegs verstorbenen spe-
ciell
en Freunde ererbet, der ein Teutscher von
Geburt gewesen, und mich als seinen Lands-
Mann, in Ermangelung anderer Anverwandten,
zu seinem Erben eingesetzt hätte. Ubrigens be-
kümmerte ich mich sehr wenig darum, ob man mir
vollkommenen Glauben zustellete oder nicht. Her-
gegen entdeckte ich meinem Vater und Schwester
allein das gantze Geheimniß, und setzte damit bey-
derseits in die größte Verwunderung, beyde be-
zeigten nicht geringe Lust die Jnsul Felsenburg, und
unsere dasige starcke Freundschafft selbsten in Au-
genschein zu nehmen, nur der ferne Weg schien ih-
nen so beschwerlich als gefährlich, jedoch auf mein
hefftiges Zureden und Bitten, versprach endlich
mein Vater sich weiter darauf zu bedencken, bin-
nen welcher Zeit ich eine Reise nach Herrn Magist.
Schmeltzers
Anverwandten vornahm, um vor-
nehmlich dessen jüngsten Bruder zu sprechen, als
welchen ich bereits bey seinen Schwestern und
Schwägern eingetroffen zu seyn vermuthete, indem

ich
p p 5

lichen Reichthuͤmern anzuhoͤren, denn mein Vater
ſagte unverhohlen, daß er nur durch den zwantzig-
ſten Theil meiner Baarſchafften und Koſtbarkei-
ten, wieder in vorigen, ja noch weit beſſern Stand
geſetzt worden, allein ich nahm mir vor dißmahl
ein Bedencken, allzu aufrichtig im Erzehlen zu
ſeyn, ſagte derowegen nicht mehr, als ihnen allen
zu wiſſen dienlich, mir aber unſchaͤdlich ſeyn moͤch-
te, und gab vor, ich haͤtte auf einer gewiſſen Jnſul
einen vergrabenen Schatz gefunden, auch ein an-
ſehnliches von einem unterwegs verſtorbenen ſpe-
ciell
en Freunde ererbet, der ein Teutſcher von
Geburt geweſen, und mich als ſeinen Lands-
Mann, in Ermangelung anderer Anverwandten,
zu ſeinem Erben eingeſetzt haͤtte. Ubrigens be-
kuͤmmerte ich mich ſehr wenig darum, ob man mir
vollkommenen Glauben zuſtellete oder nicht. Her-
gegen entdeckte ich meinem Vater und Schweſter
allein das gantze Geheimniß, und ſetzte damit bey-
derſeits in die groͤßte Verwunderung, beyde be-
zeigten nicht geringe Luſt die Jnſul Felſenburg, und
unſere daſige ſtarcke Freundſchafft ſelbſten in Au-
genſchein zu nehmen, nur der ferne Weg ſchien ih-
nen ſo beſchwerlich als gefaͤhrlich, jedoch auf mein
hefftiges Zureden und Bitten, verſprach endlich
mein Vater ſich weiter darauf zu bedencken, bin-
nen welcher Zeit ich eine Reiſe nach Herrn Magiſt.
Schmeltzers
Anverwandten vornahm, um vor-
nehmlich deſſen juͤngſten Bruder zu ſprechen, als
welchen ich bereits bey ſeinen Schweſtern und
Schwaͤgern eingetroffen zu ſeyn vermuthete, indem

ich
p p 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0617" n="601"/>
lichen Reichthu&#x0364;mern anzuho&#x0364;ren, denn mein Vater<lb/>
&#x017F;agte unverhohlen, daß er nur durch den zwantzig-<lb/>
&#x017F;ten Theil meiner Baar&#x017F;chafften und Ko&#x017F;tbarkei-<lb/>
ten, wieder in vorigen, ja noch weit be&#x017F;&#x017F;ern Stand<lb/>
ge&#x017F;etzt worden, allein ich nahm mir vor dißmahl<lb/>
ein Bedencken, allzu aufrichtig im Erzehlen zu<lb/>
&#x017F;eyn, &#x017F;agte derowegen nicht mehr, als ihnen allen<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en dienlich, mir aber un&#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn mo&#x0364;ch-<lb/>
te, und gab vor, ich ha&#x0364;tte auf einer gewi&#x017F;&#x017F;en Jn&#x017F;ul<lb/>
einen vergrabenen Schatz gefunden, auch ein an-<lb/>
&#x017F;ehnliches von einem unterwegs ver&#x017F;torbenen <hi rendition="#aq">&#x017F;pe-<lb/>
ciell</hi>en Freunde ererbet, der ein Teut&#x017F;cher von<lb/>
Geburt gewe&#x017F;en, und mich als &#x017F;einen Lands-<lb/>
Mann, in Ermangelung anderer Anverwandten,<lb/>
zu &#x017F;einem Erben einge&#x017F;etzt ha&#x0364;tte. Ubrigens be-<lb/>
ku&#x0364;mmerte ich mich &#x017F;ehr wenig darum, ob man mir<lb/>
vollkommenen Glauben zu&#x017F;tellete oder nicht. Her-<lb/>
gegen entdeckte ich meinem Vater und Schwe&#x017F;ter<lb/>
allein das gantze Geheimniß, und &#x017F;etzte damit bey-<lb/>
der&#x017F;eits in die gro&#x0364;ßte Verwunderung, beyde be-<lb/>
zeigten nicht geringe Lu&#x017F;t die Jn&#x017F;ul Fel&#x017F;enburg, und<lb/>
un&#x017F;ere da&#x017F;ige &#x017F;tarcke Freund&#x017F;chafft &#x017F;elb&#x017F;ten in Au-<lb/>
gen&#x017F;chein zu nehmen, nur der ferne Weg &#x017F;chien ih-<lb/>
nen &#x017F;o be&#x017F;chwerlich als gefa&#x0364;hrlich, jedoch auf mein<lb/>
hefftiges Zureden und Bitten, ver&#x017F;prach endlich<lb/>
mein Vater &#x017F;ich weiter darauf zu bedencken, bin-<lb/>
nen welcher Zeit ich eine Rei&#x017F;e nach Herrn <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;t.<lb/>
Schmeltzers</hi> Anverwandten vornahm, um vor-<lb/>
nehmlich de&#x017F;&#x017F;en ju&#x0364;ng&#x017F;ten Bruder zu &#x017F;prechen, als<lb/>
welchen ich bereits bey &#x017F;einen Schwe&#x017F;tern und<lb/>
Schwa&#x0364;gern eingetroffen zu &#x017F;eyn vermuthete, indem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">p p 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[601/0617] lichen Reichthuͤmern anzuhoͤren, denn mein Vater ſagte unverhohlen, daß er nur durch den zwantzig- ſten Theil meiner Baarſchafften und Koſtbarkei- ten, wieder in vorigen, ja noch weit beſſern Stand geſetzt worden, allein ich nahm mir vor dißmahl ein Bedencken, allzu aufrichtig im Erzehlen zu ſeyn, ſagte derowegen nicht mehr, als ihnen allen zu wiſſen dienlich, mir aber unſchaͤdlich ſeyn moͤch- te, und gab vor, ich haͤtte auf einer gewiſſen Jnſul einen vergrabenen Schatz gefunden, auch ein an- ſehnliches von einem unterwegs verſtorbenen ſpe- ciellen Freunde ererbet, der ein Teutſcher von Geburt geweſen, und mich als ſeinen Lands- Mann, in Ermangelung anderer Anverwandten, zu ſeinem Erben eingeſetzt haͤtte. Ubrigens be- kuͤmmerte ich mich ſehr wenig darum, ob man mir vollkommenen Glauben zuſtellete oder nicht. Her- gegen entdeckte ich meinem Vater und Schweſter allein das gantze Geheimniß, und ſetzte damit bey- derſeits in die groͤßte Verwunderung, beyde be- zeigten nicht geringe Luſt die Jnſul Felſenburg, und unſere daſige ſtarcke Freundſchafft ſelbſten in Au- genſchein zu nehmen, nur der ferne Weg ſchien ih- nen ſo beſchwerlich als gefaͤhrlich, jedoch auf mein hefftiges Zureden und Bitten, verſprach endlich mein Vater ſich weiter darauf zu bedencken, bin- nen welcher Zeit ich eine Reiſe nach Herrn Magiſt. Schmeltzers Anverwandten vornahm, um vor- nehmlich deſſen juͤngſten Bruder zu ſprechen, als welchen ich bereits bey ſeinen Schweſtern und Schwaͤgern eingetroffen zu ſeyn vermuthete, indem ich p p 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/617
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/617>, abgerufen am 21.11.2024.