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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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weil sonderlich die Edelleute sehr rachgierig zu seyn
pflegten.

Dieser Zufall machte meine Schwester um so
viel desto begieriger, wenigstens auf eine Zeitlang
mit nach Felsenburg zu reisen, indem ich aber wohl
gedencken konte, daß dem Capitain Horn in Am-
sterdam die Zeit ungemein lang düncken würde, ehe
ich mich wiederum bey ihm einfände, so war meine
stetige Beschäfftigung, der in Händen habenden
Alt-Väterlichen Instruction gemäß, alles dasje-
nige einzukauffen, was ich in meiner Geburts-
Stadt am bequemsten und aufrichtigsten erlangen
konte. Hierauf offenbarete ich meinem Vater,
wie mir mein ehemahliger Informator und itziger
Felsenburgischer Seelsorger, Herr Mag. Schmel-
tzer
aufgetragen, seinen jüngern Herrn Bruder
dahin zu bereden, daß er entweder selbst mit mir da-
hin reisen möchte, da aber derselbe etwa bereits im
Amte sässe, zwey andere oder wenigstens einen Can-
didatum Theologiae,
der also beschaffen wie Herr
Mag. Schmeltzer, in dem, an seinen Bruder abge-
lassenen Schreiben, den Abriß gemacht, mir vor-
zuschlagen und zuzuweisen, damit ich dieselben an
demjenigen Orte, wo er, der Herr Magist. Schmel-
tzer, ordini
rt worden, ebenfalls ordiniren lassen,
und zum Kirchen-Dienste der Felsenburgischen Ge-
meinden mit mir führen könte. Nun hatte sich
nicht allein Mons. Schmeltzer, so bald er seines
Herrn Bruders und mein beygelegtes Schreiben
erhalten, alsobald aus der Marck-Brandenburg,
allwo er in Condition gestanden, bey seinen Freun-

den,

weil ſonderlich die Edelleute ſehr rachgierig zu ſeyn
pflegten.

Dieſer Zufall machte meine Schweſter um ſo
viel deſto begieriger, wenigſtens auf eine Zeitlang
mit nach Felſenburg zu reiſen, indem ich aber wohl
gedencken konte, daß dem Capitain Horn in Am-
ſterdam die Zeit ungemein lang duͤncken wuͤrde, ehe
ich mich wiederum bey ihm einfaͤnde, ſo war meine
ſtetige Beſchaͤfftigung, der in Haͤnden habenden
Alt-Vaͤterlichen Inſtruction gemaͤß, alles dasje-
nige einzukauffen, was ich in meiner Geburts-
Stadt am bequemſten und aufrichtigſten erlangen
konte. Hierauf offenbarete ich meinem Vater,
wie mir mein ehemahliger Informator und itziger
Felſenburgiſcher Seelſorger, Herr Mag. Schmel-
tzer
aufgetragen, ſeinen juͤngern Herrn Bruder
dahin zu bereden, daß er entweder ſelbſt mit mir da-
hin reiſen moͤchte, da aber derſelbe etwa bereits im
Amte ſaͤſſe, zwey andere oder wenigſtens einen Can-
didatum Theologiæ,
der alſo beſchaffen wie Herr
Mag. Schmeltzer, in dem, an ſeinen Bruder abge-
laſſenen Schreiben, den Abriß gemacht, mir vor-
zuſchlagen und zuzuweiſen, damit ich dieſelben an
demjenigen Orte, wo er, der Herr Magiſt. Schmel-
tzer, ordini
rt worden, ebenfalls ordiniren laſſen,
und zum Kirchen-Dienſte der Felſenburgiſchen Ge-
meinden mit mir fuͤhren koͤnte. Nun hatte ſich
nicht allein Monſ. Schmeltzer, ſo bald er ſeines
Herrn Bruders und mein beygelegtes Schreiben
erhalten, alſobald aus der Marck-Brandenburg,
allwo er in Condition geſtanden, bey ſeinen Freun-

den,
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[604/0620] weil ſonderlich die Edelleute ſehr rachgierig zu ſeyn pflegten. Dieſer Zufall machte meine Schweſter um ſo viel deſto begieriger, wenigſtens auf eine Zeitlang mit nach Felſenburg zu reiſen, indem ich aber wohl gedencken konte, daß dem Capitain Horn in Am- ſterdam die Zeit ungemein lang duͤncken wuͤrde, ehe ich mich wiederum bey ihm einfaͤnde, ſo war meine ſtetige Beſchaͤfftigung, der in Haͤnden habenden Alt-Vaͤterlichen Inſtruction gemaͤß, alles dasje- nige einzukauffen, was ich in meiner Geburts- Stadt am bequemſten und aufrichtigſten erlangen konte. Hierauf offenbarete ich meinem Vater, wie mir mein ehemahliger Informator und itziger Felſenburgiſcher Seelſorger, Herr Mag. Schmel- tzer aufgetragen, ſeinen juͤngern Herrn Bruder dahin zu bereden, daß er entweder ſelbſt mit mir da- hin reiſen moͤchte, da aber derſelbe etwa bereits im Amte ſaͤſſe, zwey andere oder wenigſtens einen Can- didatum Theologiæ, der alſo beſchaffen wie Herr Mag. Schmeltzer, in dem, an ſeinen Bruder abge- laſſenen Schreiben, den Abriß gemacht, mir vor- zuſchlagen und zuzuweiſen, damit ich dieſelben an demjenigen Orte, wo er, der Herr Magiſt. Schmel- tzer, ordinirt worden, ebenfalls ordiniren laſſen, und zum Kirchen-Dienſte der Felſenburgiſchen Ge- meinden mit mir fuͤhren koͤnte. Nun hatte ſich nicht allein Monſ. Schmeltzer, ſo bald er ſeines Herrn Bruders und mein beygelegtes Schreiben erhalten, alſobald aus der Marck-Brandenburg, allwo er in Condition geſtanden, bey ſeinen Freun- den,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/620>, abgerufen am 21.11.2024.