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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Liebe auf meine Schwester geworffen, auch ihrent-
halben Peterson so schändlich zugerichtet hatte, war,
nachdem er bey dem Vater um dieselbe angehal-
ten, jedoch so wohl von ihm, als ihr eine höflich ab-
schlägige Antwort erhalten, auf die Thorheit gera-
then, meiner Schwester, durch eine heimliche Ent-
führung, sich theilhafftig zu machen. Jedoch die-
ser Anschlag mißlinget ihm noch zu allem Glücke,
ohngeacht er meine Schwester in einem zugemach-
ten Wagen, bereits auf eine halbe Stunde von
der Stadt hinweg gebracht hat, indem derselbe,
als sie durch einen kleinen Spalt etliche Fracht-
Wagens hinter einander herfahren gewahr wird,
ein plötzliches Zeter-Geschrey zu machen anhebt,
wodurch die Unart vermerckenden Fuhr-Leute be-
wogen werden, mit ihrem Hand-Gewehr die Ca-
rosse
anzuhalten, und meine kläglich um Hülffe
bittende Schwester zu befreyen. Mons. L** ist noch
so glücklich auf eines seiner Bedienten Pferde zu
kommen, und sich mit denenselben auf die Flucht zu
begeben, sonsten würden ihn ohnfehlbar die Fuhr-
Leute so wohl als seinen Lohn-Kutscher, ziemlich
garstig zugerichtet, und in die Hände der Obrig-
keit geliefert haben. Jmmittelst hat mein Vater
nichts von der Entführung seiner Tochter gewußt,
sondern vermeinet, sie wäre mit einer guten Freun-
din spatziren gefahren, bis ihm dieselbe von den
ehrlichen Fuhr-Leuten vors Haus gebracht wird,
denen er nebst vieler Dancksagung 100. spec. Duc.
vor gehabte Mühe gibt, und sie dabey bittet, nur
kein weiteres Lermen von dieser Sache zu machen,

weil

Liebe auf meine Schweſter geworffen, auch ihrent-
halben Peterſon ſo ſchaͤndlich zugerichtet hatte, war,
nachdem er bey dem Vater um dieſelbe angehal-
ten, jedoch ſo wohl von ihm, als ihr eine hoͤflich ab-
ſchlaͤgige Antwort erhalten, auf die Thorheit gera-
then, meiner Schweſter, durch eine heimliche Ent-
fuͤhrung, ſich theilhafftig zu machen. Jedoch die-
ſer Anſchlag mißlinget ihm noch zu allem Gluͤcke,
ohngeacht er meine Schweſter in einem zugemach-
ten Wagen, bereits auf eine halbe Stunde von
der Stadt hinweg gebracht hat, indem derſelbe,
als ſie durch einen kleinen Spalt etliche Fracht-
Wagens hinter einander herfahren gewahr wird,
ein ploͤtzliches Zeter-Geſchrey zu machen anhebt,
wodurch die Unart vermerckenden Fuhr-Leute be-
wogen werden, mit ihrem Hand-Gewehr die Ca-
roſſe
anzuhalten, und meine klaͤglich um Huͤlffe
bittende Schweſter zu befreyen. Monſ. L** iſt noch
ſo gluͤcklich auf eines ſeiner Bedienten Pferde zu
kommen, und ſich mit denenſelben auf die Flucht zu
begeben, ſonſten wuͤrden ihn ohnfehlbar die Fuhr-
Leute ſo wohl als ſeinen Lohn-Kutſcher, ziemlich
garſtig zugerichtet, und in die Haͤnde der Obrig-
keit geliefert haben. Jmmittelſt hat mein Vater
nichts von der Entfuͤhrung ſeiner Tochter gewußt,
ſondern vermeinet, ſie waͤre mit einer guten Freun-
din ſpatziren gefahren, bis ihm dieſelbe von den
ehrlichen Fuhr-Leuten vors Haus gebracht wird,
denen er nebſt vieler Danckſagung 100. ſpec. Duc.
vor gehabte Muͤhe gibt, und ſie dabey bittet, nur
kein weiteres Lermen von dieſer Sache zu machen,

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[603/0619] Liebe auf meine Schweſter geworffen, auch ihrent- halben Peterſon ſo ſchaͤndlich zugerichtet hatte, war, nachdem er bey dem Vater um dieſelbe angehal- ten, jedoch ſo wohl von ihm, als ihr eine hoͤflich ab- ſchlaͤgige Antwort erhalten, auf die Thorheit gera- then, meiner Schweſter, durch eine heimliche Ent- fuͤhrung, ſich theilhafftig zu machen. Jedoch die- ſer Anſchlag mißlinget ihm noch zu allem Gluͤcke, ohngeacht er meine Schweſter in einem zugemach- ten Wagen, bereits auf eine halbe Stunde von der Stadt hinweg gebracht hat, indem derſelbe, als ſie durch einen kleinen Spalt etliche Fracht- Wagens hinter einander herfahren gewahr wird, ein ploͤtzliches Zeter-Geſchrey zu machen anhebt, wodurch die Unart vermerckenden Fuhr-Leute be- wogen werden, mit ihrem Hand-Gewehr die Ca- roſſe anzuhalten, und meine klaͤglich um Huͤlffe bittende Schweſter zu befreyen. Monſ. L** iſt noch ſo gluͤcklich auf eines ſeiner Bedienten Pferde zu kommen, und ſich mit denenſelben auf die Flucht zu begeben, ſonſten wuͤrden ihn ohnfehlbar die Fuhr- Leute ſo wohl als ſeinen Lohn-Kutſcher, ziemlich garſtig zugerichtet, und in die Haͤnde der Obrig- keit geliefert haben. Jmmittelſt hat mein Vater nichts von der Entfuͤhrung ſeiner Tochter gewußt, ſondern vermeinet, ſie waͤre mit einer guten Freun- din ſpatziren gefahren, bis ihm dieſelbe von den ehrlichen Fuhr-Leuten vors Haus gebracht wird, denen er nebſt vieler Danckſagung 100. ſpec. Duc. vor gehabte Muͤhe gibt, und ſie dabey bittet, nur kein weiteres Lermen von dieſer Sache zu machen, weil

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/619>, abgerufen am 21.11.2024.