Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

als völlig fertig einzuweyhen. Der ehrliche Peter
Morgenthal, ließ es sich bey diesem Baue auch
hertzlich sauer werden, denn durch seine Hände ging
alles Eisenwerck, so darbey gebraucht wurde, selbst
Mons. Plager, der seine Hände auch nicht in Schoos
legte, wunderte sich über dessen besonders saubere
Schlösser- und Kleinschmids-Arbeit, und dennoch
war er auch unverdrossen, die beschwerlichste Grob-
Schmiede-Arbeit, auch Nägel, ja fast alles zu ma-
chen was man ihm nur vorlegte, denn er hatte sich
des sel. Jacob Larsons Werckstadt aufs allerbe-
quemste eingerichtet, auch drey junge starcke Pursche
aus dem Jacobs-Raumer Geschlechte, in die Lehre
genommen, die sich sehr wohl zu dieser Profession an-
schickten.

Jedoch es scheinet mir nöthig zu seyn, diese
Bau- und Arbeits-Erzehlung in etwas zu un[t]erbre-
chen, um auch andere Merckwürdigkeiten beyzu-
bringen, welche sich binnen der Zeit zugetragen ha-
ben. Am 22 Febr. fanden etliche Knaben aus dem
Simons und Alberts-Raumer Geschlecht, da sie an
der See, Austern und Muscheln zu suchen, herum
lieffen, einen halb verfaulten Menschen-Cörper
möinnliches Geschlechts, demselben war mit einem
Stücke meßingenen Drats ein durchlöcherter Fran-
tzösischer Louisd'or an den Hals gehenckt, woraus
zu schliessen, daß diejenigen, so diesen Cörper in die
See geworffen, selbigen gerne wolten begraben wis-
sen. Derowegen erkannten wir uns, auch ohne
dieses Gold-Stück empfangen zu haben, vor schul-
dig, ihm diesen christlichen Liebes-Dienst zu erwei-
sen, bedeckten also den annoch auf einem Brete fest

ange-

als voͤllig fertig einzuweyhen. Der ehrliche Peter
Morgenthal, ließ es ſich bey dieſem Baue auch
hertzlich ſauer werden, denn durch ſeine Haͤnde ging
alles Eiſenwerck, ſo darbey gebraucht wurde, ſelbſt
Monſ. Plager, der ſeine Haͤnde auch nicht in Schoos
legte, wunderte ſich uͤber deſſen beſonders ſaubere
Schloͤſſer- und Kleinſchmids-Arbeit, und dennoch
war er auch unverdroſſen, die beſchwerlichſte Grob-
Schmiede-Arbeit, auch Naͤgel, ja faſt alles zu ma-
chen was man ihm nur vorlegte, denn er hatte ſich
des ſel. Jacob Larſons Werckſtadt aufs allerbe-
quemſte eingerichtet, auch drey junge ſtarcke Purſche
aus dem Jacobs-Raumer Geſchlechte, in die Lehre
genommen, die ſich ſehr wohl zu dieſer Profeſſion an-
ſchickten.

Jedoch es ſcheinet mir noͤthig zu ſeyn, dieſe
Bau- und Arbeits-Erzehlung in etwas zu un[t]erbre-
chen, um auch andere Merckwuͤrdigkeiten beyzu-
bringen, welche ſich binnen der Zeit zugetragen ha-
ben. Am 22 Febr. fanden etliche Knaben aus dem
Simons und Alberts-Raumer Geſchlecht, da ſie an
der See, Auſtern und Muſcheln zu ſuchen, herum
lieffen, einen halb verfaulten Menſchen-Coͤrper
moͤinnliches Geſchlechts, demſelben war mit einem
Stuͤcke meßingenen Drats ein durchloͤcherter Fran-
tzoͤſiſcher Louisd’or an den Hals gehenckt, woraus
zu ſchlieſſen, daß diejenigen, ſo dieſen Coͤrper in die
See geworffen, ſelbigen gerne wolten begraben wiſ-
ſen. Derowegen erkannten wir uns, auch ohne
dieſes Gold-Stuͤck empfangen zu haben, vor ſchul-
dig, ihm dieſen chriſtlichen Liebes-Dienſt zu erwei-
ſen, bedeckten alſo den annoch auf einem Brete feſt

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0088" n="74"/>
als vo&#x0364;llig fertig einzuweyhen. Der ehrliche Peter<lb/>
Morgenthal, ließ es &#x017F;ich bey die&#x017F;em Baue auch<lb/>
hertzlich &#x017F;auer werden, denn durch &#x017F;eine Ha&#x0364;nde ging<lb/>
alles Ei&#x017F;enwerck, &#x017F;o darbey gebraucht wurde, &#x017F;elb&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Plager,</hi> der &#x017F;eine Ha&#x0364;nde auch nicht in Schoos<lb/>
legte, wunderte &#x017F;ich u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;onders &#x017F;aubere<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er- und Klein&#x017F;chmids-Arbeit, und dennoch<lb/>
war er auch unverdro&#x017F;&#x017F;en, die be&#x017F;chwerlich&#x017F;te Grob-<lb/>
Schmiede-Arbeit, auch Na&#x0364;gel, ja fa&#x017F;t alles zu ma-<lb/>
chen was man ihm nur vorlegte, denn er hatte &#x017F;ich<lb/>
des &#x017F;el. <hi rendition="#aq">Jacob Lar&#x017F;ons</hi> Werck&#x017F;tadt aufs allerbe-<lb/>
quem&#x017F;te eingerichtet, auch drey junge &#x017F;tarcke Pur&#x017F;che<lb/>
aus dem <hi rendition="#aq">Jacobs-</hi>Raumer Ge&#x017F;chlechte, in die Lehre<lb/>
genommen, die &#x017F;ich &#x017F;ehr wohl zu die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> an-<lb/>
&#x017F;chickten.</p><lb/>
          <p>Jedoch es &#x017F;cheinet mir no&#x0364;thig zu &#x017F;eyn, die&#x017F;e<lb/>
Bau- und Arbeits-Erzehlung in etwas zu un<supplied>t</supplied>erbre-<lb/>
chen, um auch andere Merckwu&#x0364;rdigkeiten beyzu-<lb/>
bringen, welche &#x017F;ich binnen der Zeit zugetragen ha-<lb/>
ben. Am 22 <hi rendition="#aq">Febr.</hi> fanden etliche Knaben aus dem<lb/><hi rendition="#aq">Simons</hi> und <hi rendition="#aq">Alberts-</hi>Raumer Ge&#x017F;chlecht, da &#x017F;ie an<lb/>
der See, Au&#x017F;tern und Mu&#x017F;cheln zu &#x017F;uchen, herum<lb/>
lieffen, einen halb verfaulten Men&#x017F;chen-Co&#x0364;rper<lb/>
mo&#x0364;innliches Ge&#x017F;chlechts, dem&#x017F;elben war mit einem<lb/>
Stu&#x0364;cke meßingenen Drats ein durchlo&#x0364;cherter Fran-<lb/>
tzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Louisd&#x2019;or</hi> an den Hals gehenckt, woraus<lb/>
zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, daß diejenigen, &#x017F;o die&#x017F;en Co&#x0364;rper in die<lb/>
See geworffen, &#x017F;elbigen gerne wolten begraben wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Derowegen erkannten wir uns, auch ohne<lb/>
die&#x017F;es Gold-Stu&#x0364;ck empfangen zu haben, vor &#x017F;chul-<lb/>
dig, ihm die&#x017F;en chri&#x017F;tlichen Liebes-Dien&#x017F;t zu erwei-<lb/>
&#x017F;en, bedeckten al&#x017F;o den annoch auf einem Brete fe&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0088] als voͤllig fertig einzuweyhen. Der ehrliche Peter Morgenthal, ließ es ſich bey dieſem Baue auch hertzlich ſauer werden, denn durch ſeine Haͤnde ging alles Eiſenwerck, ſo darbey gebraucht wurde, ſelbſt Monſ. Plager, der ſeine Haͤnde auch nicht in Schoos legte, wunderte ſich uͤber deſſen beſonders ſaubere Schloͤſſer- und Kleinſchmids-Arbeit, und dennoch war er auch unverdroſſen, die beſchwerlichſte Grob- Schmiede-Arbeit, auch Naͤgel, ja faſt alles zu ma- chen was man ihm nur vorlegte, denn er hatte ſich des ſel. Jacob Larſons Werckſtadt aufs allerbe- quemſte eingerichtet, auch drey junge ſtarcke Purſche aus dem Jacobs-Raumer Geſchlechte, in die Lehre genommen, die ſich ſehr wohl zu dieſer Profeſſion an- ſchickten. Jedoch es ſcheinet mir noͤthig zu ſeyn, dieſe Bau- und Arbeits-Erzehlung in etwas zu unterbre- chen, um auch andere Merckwuͤrdigkeiten beyzu- bringen, welche ſich binnen der Zeit zugetragen ha- ben. Am 22 Febr. fanden etliche Knaben aus dem Simons und Alberts-Raumer Geſchlecht, da ſie an der See, Auſtern und Muſcheln zu ſuchen, herum lieffen, einen halb verfaulten Menſchen-Coͤrper moͤinnliches Geſchlechts, demſelben war mit einem Stuͤcke meßingenen Drats ein durchloͤcherter Fran- tzoͤſiſcher Louisd’or an den Hals gehenckt, woraus zu ſchlieſſen, daß diejenigen, ſo dieſen Coͤrper in die See geworffen, ſelbigen gerne wolten begraben wiſ- ſen. Derowegen erkannten wir uns, auch ohne dieſes Gold-Stuͤck empfangen zu haben, vor ſchul- dig, ihm dieſen chriſtlichen Liebes-Dienſt zu erwei- ſen, bedeckten alſo den annoch auf einem Brete feſt ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/88
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/88>, abgerufen am 29.11.2024.