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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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und dunckelroth, grün, blau und Silber-Farbe zeig-
ten, auf dem hell-grünen Kopfe prangete eine Zinno-
ber-rothe Kappe, der Schnabel war in etwas dicke,
jedoch nicht so sehr als eines Papegayen, dem aber sei-
ne Füsse vollkommen gleichten. Jch machte diesem
schönen Vogel, mit Beyhülffe Mons. Harckerts, in
größter Geschwindigkeit einen Bauer, und nachdem
ich gemerckt, daß das weisse in Milch getauchte Brod
ihm eine angenehme Speise war, setzte ich ein darmit
angefülletes Gefässe zu ihm hinein, hieng aber den
Bauer zun Füssen meines Bettes, nahe an das
Fenster, damit ich diesen, wegen seiner schönen
Gestalt, liebens-würdigen Vogel, nur so offt ich
etwa Ruh-Stunde machte, im Gesichte haben
könte. Jedoch ich werde Gelegenheit suchen, das
Ergötzen, so mir dieser Vogel nachhero unverhofft
gemacht, ebenfalls anzuführen, vorhero fällt mir der
Ordnung gemäß, nichts merckwürdigers vor, als
das am 16. Sept. Abends sehr späte, Herrn Wolff-
gangs
allerliebste Sophie mit einem jüngen Sohne
ins Wochen-Bette kam. Wir hatten eben selbi-
gen Tag einen grossen Buß-Bet- und Fast-Tag
gehalten, und zwar zum Gedächtnisse dessen, daß
unser Alt-Vater vor nunmehro 80. Jahren, und
zwar an eben diesem Tage, die Jnsul Felsenburg
zum ersten mahle betreten. Derowegen gab es
allerhand Gelegenheit, diesem Kinde, wegen seines
merckwürdigen Geburts-Tags, ein und andere
Glückseligkeiten zu praeominiren. Der Alt-Va-
ter wurde also nächstfolgenden 12. Sept. nebst seiner
Haushälterin, Christiana Virgilia Juliin, (welche
seines sel. Sohns Johannis, zweyten Sohnes äl-

teste
II. Theil. f

und dunckelroth, gruͤn, blau und Silber-Farbe zeig-
ten, auf dem hell-gruͤnen Kopfe prangete eine Zinno-
ber-rothe Kappe, der Schnabel war in etwas dicke,
jedoch nicht ſo ſehr als eines Papegayen, dem aber ſei-
ne Fuͤſſe vollkommen gleichten. Jch machte dieſem
ſchoͤnen Vogel, mit Beyhuͤlffe Monſ. Harckerts, in
groͤßter Geſchwindigkeit einen Bauer, und nachdem
ich gemerckt, daß das weiſſe in Milch getauchte Brod
ihm eine angenehme Speiſe war, ſetzte ich ein darmit
angefuͤlletes Gefaͤſſe zu ihm hinein, hieng aber den
Bauer zun Fuͤſſen meines Bettes, nahe an das
Fenſter, damit ich dieſen, wegen ſeiner ſchoͤnen
Geſtalt, liebens-wuͤrdigen Vogel, nur ſo offt ich
etwa Ruh-Stunde machte, im Geſichte haben
koͤnte. Jedoch ich werde Gelegenheit ſuchen, das
Ergoͤtzen, ſo mir dieſer Vogel nachhero unverhofft
gemacht, ebenfalls anzufuͤhren, vorhero faͤllt mir der
Ordnung gemaͤß, nichts merckwuͤrdigers vor, als
das am 16. Sept. Abends ſehr ſpaͤte, Herrn Wolff-
gangs
allerliebſte Sophie mit einem juͤngen Sohne
ins Wochen-Bette kam. Wir hatten eben ſelbi-
gen Tag einen groſſen Buß-Bet- und Faſt-Tag
gehalten, und zwar zum Gedaͤchtniſſe deſſen, daß
unſer Alt-Vater vor nunmehro 80. Jahren, und
zwar an eben dieſem Tage, die Jnſul Felſenburg
zum erſten mahle betreten. Derowegen gab es
allerhand Gelegenheit, dieſem Kinde, wegen ſeines
merckwuͤrdigen Geburts-Tags, ein und andere
Gluͤckſeligkeiten zu præominiren. Der Alt-Va-
ter wurde alſo naͤchſtfolgenden 12. Sept. nebſt ſeiner
Haushaͤlterin, Chriſtiana Virgilia Juliin, (welche
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II. Theil. f
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[81/0095] und dunckelroth, gruͤn, blau und Silber-Farbe zeig- ten, auf dem hell-gruͤnen Kopfe prangete eine Zinno- ber-rothe Kappe, der Schnabel war in etwas dicke, jedoch nicht ſo ſehr als eines Papegayen, dem aber ſei- ne Fuͤſſe vollkommen gleichten. Jch machte dieſem ſchoͤnen Vogel, mit Beyhuͤlffe Monſ. Harckerts, in groͤßter Geſchwindigkeit einen Bauer, und nachdem ich gemerckt, daß das weiſſe in Milch getauchte Brod ihm eine angenehme Speiſe war, ſetzte ich ein darmit angefuͤlletes Gefaͤſſe zu ihm hinein, hieng aber den Bauer zun Fuͤſſen meines Bettes, nahe an das Fenſter, damit ich dieſen, wegen ſeiner ſchoͤnen Geſtalt, liebens-wuͤrdigen Vogel, nur ſo offt ich etwa Ruh-Stunde machte, im Geſichte haben koͤnte. Jedoch ich werde Gelegenheit ſuchen, das Ergoͤtzen, ſo mir dieſer Vogel nachhero unverhofft gemacht, ebenfalls anzufuͤhren, vorhero faͤllt mir der Ordnung gemaͤß, nichts merckwuͤrdigers vor, als das am 16. Sept. Abends ſehr ſpaͤte, Herrn Wolff- gangs allerliebſte Sophie mit einem juͤngen Sohne ins Wochen-Bette kam. Wir hatten eben ſelbi- gen Tag einen groſſen Buß-Bet- und Faſt-Tag gehalten, und zwar zum Gedaͤchtniſſe deſſen, daß unſer Alt-Vater vor nunmehro 80. Jahren, und zwar an eben dieſem Tage, die Jnſul Felſenburg zum erſten mahle betreten. Derowegen gab es allerhand Gelegenheit, dieſem Kinde, wegen ſeines merckwuͤrdigen Geburts-Tags, ein und andere Gluͤckſeligkeiten zu præominiren. Der Alt-Va- ter wurde alſo naͤchſtfolgenden 12. Sept. nebſt ſeiner Haushaͤlterin, Chriſtiana Virgilia Juliin, (welche ſeines ſel. Sohns Johannis, zweyten Sohnes aͤl- teſte II. Theil. f

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/95>, abgerufen am 29.11.2024.