Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

teste Tochter war) und Mons. Litzbergen zu Tauff-
zeugen erwehlet. Also fuhren der Alt-Vater, Herr
Magister Schmeltzer, Christiana und ich, auf dem
mit Hirschen bespanneten Wagen hinab. Dem
Kindlein wurden in der heiligen Tauffe die Nahmen
Albertus Friedrich gegeben. Herr Mag. Schmel-
tzer
hielt nach vollbrachtem Tauff-Actu einen schö-
nen Sermon, und wünschte zuletzt, daß dieses ein
rechter Gott-beliebter Sohn werden möchte, weiln
es sich ohnedem so wohl gefügt, daß er an einem so
merckwürdigen Tage gebohren, und am Nahmens-
Tage Gottlieb, welcher im Calender am 12. Sept.
bemerckt war, getaufft worden.

Herr Wolffgang tractirte hierauf uns, und alle
Christians-Raumer Einwohner, mit gantz vortreff-
lichen Speisen und Geträncke, gegen Abend aber,
da der Alt-Vater etwas lustiger, als gewöhnlich,
wurde, verschaffte er unsallerseits das Vergnügen

Mons. Litzbergs Lebens-Geschichte,
aus dieses werthen Freundes eigenen Munde der-
massen anzuhören:

Jch bin, fing er an, im Jahr 1694. am 17.
Octobr. in der Käyserlichen Residentz-Stadt
Wien, einem Evangelisch-Lutherischen Vater und
einer Römisch-Catholischen Mutter, zu vermuth-
lich nicht geringen Vergnügen, als die erste Frucht
ihrer ehelichen Liebe, zur Welt gekommen. Mein
Vater war ein guter Ingenieur und dabey Stück-
Lieutenant bey der Käyserlichen Artollerie, da sich
aber der Rußische Czaar im Jahr 1698. kurtze Zeit
in Wien aufhält, lässet er sich, auf zureden desselben,
gelüsten, seine Dimission zu fordern, und dem Czaar

mit

teſte Tochter war) und Monſ. Litzbergen zu Tauff-
zeugen erwehlet. Alſo fuhren der Alt-Vater, Herr
Magiſter Schmeltzer, Chriſtiana und ich, auf dem
mit Hirſchen beſpanneten Wagen hinab. Dem
Kindlein wurden in der heiligen Tauffe die Nahmen
Albertus Friedrich gegeben. Herr Mag. Schmel-
tzer
hielt nach vollbrachtem Tauff-Actu einen ſchoͤ-
nen Sermon, und wuͤnſchte zuletzt, daß dieſes ein
rechter Gott-beliebter Sohn werden moͤchte, weiln
es ſich ohnedem ſo wohl gefuͤgt, daß er an einem ſo
merckwuͤrdigen Tage gebohren, und am Nahmens-
Tage Gottlieb, welcher im Calender am 12. Sept.
bemerckt war, getaufft worden.

Herr Wolffgang tractirte hierauf uns, und alle
Chriſtians-Raumer Einwohner, mit gantz vortreff-
lichen Speiſen und Getraͤncke, gegen Abend aber,
da der Alt-Vater etwas luſtiger, als gewoͤhnlich,
wurde, verſchaffte er unsallerſeits das Vergnuͤgen

Monſ. Litzbergs Lebens-Geſchichte,
aus dieſes werthen Freundes eigenen Munde der-
maſſen anzuhoͤren:

Jch bin, fing er an, im Jahr 1694. am 17.
Octobr. in der Kaͤyſerlichen Reſidentz-Stadt
Wien, einem Evangeliſch-Lutheriſchen Vater und
einer Roͤmiſch-Catholiſchen Mutter, zu vermuth-
lich nicht geringen Vergnuͤgen, als die erſte Frucht
ihrer ehelichen Liebe, zur Welt gekommen. Mein
Vater war ein guter Ingenieur und dabey Stuͤck-
Lieutenant bey der Kaͤyſerlichen Artollerie, da ſich
aber der Rußiſche Czaar im Jahr 1698. kurtze Zeit
in Wien aufhaͤlt, laͤſſet er ſich, auf zureden deſſelben,
geluͤſten, ſeine Dimiſſion zu fordern, und dem Czaar

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="82"/>
te&#x017F;te Tochter war) und <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Litzbergen</hi> zu Tauff-<lb/>
zeugen erwehlet. Al&#x017F;o fuhren der Alt-Vater, Herr<lb/><hi rendition="#aq">Magi&#x017F;ter Schmeltzer, Chri&#x017F;tiana</hi> und ich, auf dem<lb/>
mit Hir&#x017F;chen be&#x017F;panneten Wagen hinab. Dem<lb/>
Kindlein wurden in der heiligen Tauffe die Nahmen<lb/><hi rendition="#aq">Albertus Friedrich</hi> gegeben. Herr <hi rendition="#aq">Mag. Schmel-<lb/>
tzer</hi> hielt nach vollbrachtem Tauff-<hi rendition="#aq">Actu</hi> einen &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Sermon,</hi> und wu&#x0364;n&#x017F;chte zuletzt, daß die&#x017F;es ein<lb/>
rechter Gott-beliebter Sohn werden mo&#x0364;chte, weiln<lb/>
es &#x017F;ich ohnedem &#x017F;o wohl gefu&#x0364;gt, daß er an einem &#x017F;o<lb/>
merckwu&#x0364;rdigen Tage gebohren, und am Nahmens-<lb/>
Tage Gottlieb, welcher im Calender am 12. <hi rendition="#aq">Sept.</hi><lb/>
bemerckt war, getaufft worden.</p><lb/>
          <p>Herr <hi rendition="#aq">Wolffgang tractir</hi>te hierauf uns, und alle<lb/><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tians-</hi>Raumer Einwohner, mit gantz vortreff-<lb/>
lichen Spei&#x017F;en und Getra&#x0364;ncke, gegen Abend aber,<lb/>
da der Alt-Vater etwas lu&#x017F;tiger, als gewo&#x0364;hnlich,<lb/>
wurde, ver&#x017F;chaffte er unsaller&#x017F;eits das Vergnu&#x0364;gen</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Litzbergs</hi> Lebens-Ge&#x017F;chichte,<lb/>
aus die&#x017F;es werthen Freundes eigenen Munde der-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en anzuho&#x0364;ren:</head><lb/>
          <p>Jch bin, fing er an, im Jahr 1694. am 17.<lb/><hi rendition="#aq">Octobr.</hi> in der Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;identz-</hi>Stadt<lb/>
Wien, einem Evangeli&#x017F;ch-Lutheri&#x017F;chen Vater und<lb/>
einer Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;chen Mutter, zu vermuth-<lb/>
lich nicht geringen Vergnu&#x0364;gen, als die er&#x017F;te Frucht<lb/>
ihrer ehelichen Liebe, zur Welt gekommen. Mein<lb/>
Vater war ein guter <hi rendition="#aq">Ingenieur</hi> und dabey Stu&#x0364;ck-<lb/><hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> bey der Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen <hi rendition="#aq">Artollerie,</hi> da &#x017F;ich<lb/>
aber der Rußi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Czaar</hi> im Jahr 1698. kurtze Zeit<lb/>
in Wien aufha&#x0364;lt, la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er &#x017F;ich, auf zureden de&#x017F;&#x017F;elben,<lb/>
gelu&#x0364;&#x017F;ten, &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Dimi&#x017F;&#x017F;ion</hi> zu fordern, und dem <hi rendition="#aq">Czaar</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0096] teſte Tochter war) und Monſ. Litzbergen zu Tauff- zeugen erwehlet. Alſo fuhren der Alt-Vater, Herr Magiſter Schmeltzer, Chriſtiana und ich, auf dem mit Hirſchen beſpanneten Wagen hinab. Dem Kindlein wurden in der heiligen Tauffe die Nahmen Albertus Friedrich gegeben. Herr Mag. Schmel- tzer hielt nach vollbrachtem Tauff-Actu einen ſchoͤ- nen Sermon, und wuͤnſchte zuletzt, daß dieſes ein rechter Gott-beliebter Sohn werden moͤchte, weiln es ſich ohnedem ſo wohl gefuͤgt, daß er an einem ſo merckwuͤrdigen Tage gebohren, und am Nahmens- Tage Gottlieb, welcher im Calender am 12. Sept. bemerckt war, getaufft worden. Herr Wolffgang tractirte hierauf uns, und alle Chriſtians-Raumer Einwohner, mit gantz vortreff- lichen Speiſen und Getraͤncke, gegen Abend aber, da der Alt-Vater etwas luſtiger, als gewoͤhnlich, wurde, verſchaffte er unsallerſeits das Vergnuͤgen Monſ. Litzbergs Lebens-Geſchichte, aus dieſes werthen Freundes eigenen Munde der- maſſen anzuhoͤren: Jch bin, fing er an, im Jahr 1694. am 17. Octobr. in der Kaͤyſerlichen Reſidentz-Stadt Wien, einem Evangeliſch-Lutheriſchen Vater und einer Roͤmiſch-Catholiſchen Mutter, zu vermuth- lich nicht geringen Vergnuͤgen, als die erſte Frucht ihrer ehelichen Liebe, zur Welt gekommen. Mein Vater war ein guter Ingenieur und dabey Stuͤck- Lieutenant bey der Kaͤyſerlichen Artollerie, da ſich aber der Rußiſche Czaar im Jahr 1698. kurtze Zeit in Wien aufhaͤlt, laͤſſet er ſich, auf zureden deſſelben, geluͤſten, ſeine Dimiſſion zu fordern, und dem Czaar mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/96
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/96>, abgerufen am 29.11.2024.