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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Jedoch es ist nicht nöthig, dieserwegen eine ge-
naue Untersuchung anzustellen, genug, weilen die-
ser Mensch gut Schwedisch, Teutsch, Lateinisch und
Frantzösisch verstund, nahm ihn der Obriste zu sei-
nem Secretario und zu meinem Informatore an.
Jch konte (es meinem sel. Vater nicht zur Schan-
de nachzureden) zur selben Zeit, wenig mehr beten
als das Vater Unser, und etliche Reim-Gebetlein,
im A. B. C-Buche aber war mir noch kein eintziger
Buchstabe bekandt, vielweniger andere Sachen,
worinnen sonst andere 6. bis 7. jährige Knaben schon
ziemlich geübt sind. Allein, weil Mons. Schwedeke
die gelegene Zeiten und Stunden vortrefflich wohl
in acht zu nehmen und zu nutzen wußte, ich auch eine
grosse Begierde zeigte, lernete ich binnen einem
Jahr vollkommen Teutsch, Lateinisch und Schwe-
disch lesen, auch in allen drey Sprachen ziemlich
schreiben, welches letztere aber in folgenden Jahre
sich weit verbesserte. Derowegen mußte nunmehro
auch anfangen die lateinische Sprache fundamen-
taliter
zu erlernen, worinnen ich denn meinen Fleiß
nicht im geringsten sparete, ohngeacht die starcken
Märsche und andere Fatiguen, wie auch die bluti-
gen Schlachten in Polen, viele Verhinderungen
darein brachten. Jch blieb zwar mit meinem In-
formatore
beständig bey der Bagage, jedoch weil
die Schweden mehrentheils siegten, hatten wir nicht
selten Gelegenheit, den allerschrecklichsten und
jämmerlichsten Zustand auf den Wahlstätten zu
betrachten. Zeit Lebens aber werde ich an den grau-
samen Anblick des Wahlplatzes, bey einem Groß-
Polnischen Städtgen, Frauenstadt genannt, geden-

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Jedoch es iſt nicht noͤthig, dieſerwegen eine ge-
naue Unterſuchung anzuſtellen, genug, weilen die-
ſer Menſch gut Schwediſch, Teutſch, Lateiniſch und
Frantzoͤſiſch verſtund, nahm ihn der Obriſte zu ſei-
nem Secretario und zu meinem Informatore an.
Jch konte (es meinem ſel. Vater nicht zur Schan-
de nachzureden) zur ſelben Zeit, wenig mehr beten
als das Vater Unſer, und etliche Reim-Gebetlein,
im A. B. C-Buche aber war mir noch kein eintziger
Buchſtabe bekandt, vielweniger andere Sachen,
worinnen ſonſt andere 6. bis 7. jaͤhrige Knaben ſchon
ziemlich geuͤbt ſind. Allein, weil Monſ. Schwedeke
die gelegene Zeiten und Stunden vortrefflich wohl
in acht zu nehmen und zu nutzen wußte, ich auch eine
groſſe Begierde zeigte, lernete ich binnen einem
Jahr vollkommen Teutſch, Lateiniſch und Schwe-
diſch leſen, auch in allen drey Sprachen ziemlich
ſchreiben, welches letztere aber in folgenden Jahre
ſich weit verbeſſerte. Derowegen mußte nunmehro
auch anfangen die lateiniſche Sprache fundamen-
taliter
zu erlernen, worinnen ich denn meinen Fleiß
nicht im geringſten ſparete, ohngeacht die ſtarcken
Maͤrſche und andere Fatiguen, wie auch die bluti-
gen Schlachten in Polen, viele Verhinderungen
darein brachten. Jch blieb zwar mit meinem In-
formatore
beſtaͤndig bey der Bagage, jedoch weil
die Schweden mehrentheils ſiegten, hatten wir nicht
ſelten Gelegenheit, den allerſchrecklichſten und
jaͤmmerlichſten Zuſtand auf den Wahlſtaͤtten zu
betrachten. Zeit Lebens aber werde ich an den grau-
ſamen Anblick des Wahlplatzes, bey einem Groß-
Polniſchen Staͤdtgen, Frauenſtadt genannt, geden-

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[85/0099] Jedoch es iſt nicht noͤthig, dieſerwegen eine ge- naue Unterſuchung anzuſtellen, genug, weilen die- ſer Menſch gut Schwediſch, Teutſch, Lateiniſch und Frantzoͤſiſch verſtund, nahm ihn der Obriſte zu ſei- nem Secretario und zu meinem Informatore an. Jch konte (es meinem ſel. Vater nicht zur Schan- de nachzureden) zur ſelben Zeit, wenig mehr beten als das Vater Unſer, und etliche Reim-Gebetlein, im A. B. C-Buche aber war mir noch kein eintziger Buchſtabe bekandt, vielweniger andere Sachen, worinnen ſonſt andere 6. bis 7. jaͤhrige Knaben ſchon ziemlich geuͤbt ſind. Allein, weil Monſ. Schwedeke die gelegene Zeiten und Stunden vortrefflich wohl in acht zu nehmen und zu nutzen wußte, ich auch eine groſſe Begierde zeigte, lernete ich binnen einem Jahr vollkommen Teutſch, Lateiniſch und Schwe- diſch leſen, auch in allen drey Sprachen ziemlich ſchreiben, welches letztere aber in folgenden Jahre ſich weit verbeſſerte. Derowegen mußte nunmehro auch anfangen die lateiniſche Sprache fundamen- taliter zu erlernen, worinnen ich denn meinen Fleiß nicht im geringſten ſparete, ohngeacht die ſtarcken Maͤrſche und andere Fatiguen, wie auch die bluti- gen Schlachten in Polen, viele Verhinderungen darein brachten. Jch blieb zwar mit meinem In- formatore beſtaͤndig bey der Bagage, jedoch weil die Schweden mehrentheils ſiegten, hatten wir nicht ſelten Gelegenheit, den allerſchrecklichſten und jaͤmmerlichſten Zuſtand auf den Wahlſtaͤtten zu betrachten. Zeit Lebens aber werde ich an den grau- ſamen Anblick des Wahlplatzes, bey einem Groß- Polniſchen Staͤdtgen, Frauenſtadt genannt, geden- cken f 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/99>, abgerufen am 28.11.2024.