auf der Reise bis Amsterdam begegnet wäre, aus- genommen, daß diejenigen, welche ihr Lebtage noch auf keinem Schiffe gewesen waren, nehmlich die beyden Herren Geistlichen, die beyden Jungfern, die Magd und denn die 2. Buchbinder, eine, wie- wohl noch ziemlich kleine See-Kranckheit, so bloß im Schwindel und Brechen bestund, ausstehen musten; worbey ich mich nur über die beyden Hrn. Geistlichen und den ersten Buchbinder verwunder- te, daß es ihnen eben itzo ankam, da sie sich doch auf der Fahrt von meiner Gebuhrts-Stadt bis Hamburg, so ritterlich gehalten hatten.
Es war der 8. Octobr. da wir alle frisch und ge- sund in Amsterdam bey dem Capitain Horn an- langten, und derselbe gab mir, nachdem er uns mit erfreutem Hertzen bewillkommet hatte, fast ei- ne kleine Reprimande, daß ich so lange aussen ge- wesen, weil er aber die Avanturen meiner Schwe- ster in Schweden nicht wuste, muste ich ihm Recht geben, indem ich ihm solchergestalt die grösten Haupt-Sorgen fast einzig und allein auf dem Hal- se gelassen hatte.
Jn Wahrheit er hatte Ursache verdrießlich zu seyn, weil nicht allein die besten Leute und Sachen, so er und ich verschrieben hatten, noch nicht halb angekommen waren, sondern weil ihme durch eini- ge heimliche Feinde und Mißgönner verschiedene böse Streiche gespielet worden, und er bereits un- ter der Hand vernommen, daß uns vor und bey der Abfahrt noch mehrere und ärgere gespielt werden dürfften. Jch redete ihm zu, daß allhier mit ei- ner klugen List, sonderlich aber mit Gelde alles zu
zwin-
(A) 2
auf der Reiſe bis Amſterdam begegnet waͤre, aus- genommen, daß diejenigen, welche ihr Lebtage noch auf keinem Schiffe geweſen waren, nehmlich die beyden Herren Geiſtlichen, die beyden Jungfern, die Magd und denn die 2. Buchbinder, eine, wie- wohl noch ziemlich kleine See-Kranckheit, ſo bloß im Schwindel und Brechen beſtund, ausſtehen muſten; worbey ich mich nur uͤber die beyden Hrn. Geiſtlichen und den erſten Buchbinder verwunder- te, daß es ihnen eben itzo ankam, da ſie ſich doch auf der Fahrt von meiner Gebuhrts-Stadt bis Hamburg, ſo ritterlich gehalten hatten.
Es war der 8. Octobr. da wir alle friſch und ge- ſund in Amſterdam bey dem Capitain Horn an- langten, und derſelbe gab mir, nachdem er uns mit erfreutem Hertzen bewillkommet hatte, faſt ei- ne kleine Reprimande, daß ich ſo lange auſſen ge- weſen, weil er aber die Avanturen meiner Schwe- ſter in Schweden nicht wuſte, muſte ich ihm Recht geben, indem ich ihm ſolchergeſtalt die groͤſten Haupt-Sorgen faſt einzig und allein auf dem Hal- ſe gelaſſen hatte.
Jn Wahrheit er hatte Urſache verdrießlich zu ſeyn, weil nicht allein die beſten Leute und Sachen, ſo er und ich verſchrieben hatten, noch nicht halb angekommen waren, ſondern weil ihme durch eini- ge heimliche Feinde und Mißgoͤnner verſchiedene boͤſe Streiche geſpielet worden, und er bereits un- ter der Hand vernommen, daß uns vor und bey der Abfahrt noch mehrere und aͤrgere geſpielt werden duͤrfften. Jch redete ihm zu, daß allhier mit ei- ner klugen Liſt, ſonderlich aber mit Gelde alles zu
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[3/0011]
auf der Reiſe bis Amſterdam begegnet waͤre, aus-
genommen, daß diejenigen, welche ihr Lebtage noch
auf keinem Schiffe geweſen waren, nehmlich die
beyden Herren Geiſtlichen, die beyden Jungfern,
die Magd und denn die 2. Buchbinder, eine, wie-
wohl noch ziemlich kleine See-Kranckheit, ſo bloß
im Schwindel und Brechen beſtund, ausſtehen
muſten; worbey ich mich nur uͤber die beyden Hrn.
Geiſtlichen und den erſten Buchbinder verwunder-
te, daß es ihnen eben itzo ankam, da ſie ſich doch
auf der Fahrt von meiner Gebuhrts-Stadt bis
Hamburg, ſo ritterlich gehalten hatten.
Es war der 8. Octobr. da wir alle friſch und ge-
ſund in Amſterdam bey dem Capitain Horn an-
langten, und derſelbe gab mir, nachdem er uns
mit erfreutem Hertzen bewillkommet hatte, faſt ei-
ne kleine Reprimande, daß ich ſo lange auſſen ge-
weſen, weil er aber die Avanturen meiner Schwe-
ſter in Schweden nicht wuſte, muſte ich ihm Recht
geben, indem ich ihm ſolchergeſtalt die groͤſten
Haupt-Sorgen faſt einzig und allein auf dem Hal-
ſe gelaſſen hatte.
Jn Wahrheit er hatte Urſache verdrießlich zu
ſeyn, weil nicht allein die beſten Leute und Sachen,
ſo er und ich verſchrieben hatten, noch nicht halb
angekommen waren, ſondern weil ihme durch eini-
ge heimliche Feinde und Mißgoͤnner verſchiedene
boͤſe Streiche geſpielet worden, und er bereits un-
ter der Hand vernommen, daß uns vor und bey der
Abfahrt noch mehrere und aͤrgere geſpielt werden
duͤrfften. Jch redete ihm zu, daß allhier mit ei-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/11>, abgerufen am 21.11.2024.
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