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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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resolvirt, alles zu wagen, um nur meine Lebens-
Erretterin zu sehen und zu sprechen. Demnach
zohe ich, bey angetretener Demmerung, der Moh-
rin Kleider an, schwärtzte mein Angesicht, Arme
und Hände nach Mohren Art, ließ diese in mei-
nem Zimmer bey ihrem Bruder bleiben, folgte
ihrer Anweisung, und begab mich auf den Weg,
kam auch glücklich, ohngefragt und unbesichtiget
durch die Wache hindurch, biß in das Zimmer
meiner Landesmännin. Dieselbe mochte nun schon
alles abgepasset haben, hatte aber doch eine alte
bey ihr sitzende schwartze Wart-Frau nicht loß
werden können, allein, sobald ich die Thür eröff-
nete, nahm mich die Dame bey dem Arme, und
sagte: du armes Thier, hast du denn noch immer so
grosse Schmertzen, komm nur, und lege dich in
deiner Kammer zu Bette; unter diesen Worten
führete sie mich in eine Neben-Cammer, und wie-
se mir würcklich ein Bette an, worein ich mich
legen und verhüllen solte. Jch gehorsamte ihren
Wincken, sie aber blieb wohl noch eine Stunde
lang munter, schwatzte binnen der Zeit mit der
alten Mohrin, und schaffte sie endlich mit guter
Manier auf die Seite.

Leichtlich ists zu errathen und zu glauben, daß
mir das Hertze damahls gewaltig müsse gepocht
haben, jedoch da meine Frau Lands-Mannin end-
lich kam, und mir einen Muth einsprach, daß wir
nunmehro nichts gefährliches zubesorgen hätten,
sondern biß gegen Anbruch des Tages vertraut
mit einander sprechen könten, ließ ich alle Zaghaff-
tigkeit fahren, erzählete auf ihr Bitten meine

gantze
(H 3)

reſolvirt, alles zu wagen, um nur meine Lebens-
Erretterin zu ſehen und zu ſprechen. Demnach
zohe ich, bey angetretener Demmerung, der Moh-
rin Kleider an, ſchwaͤrtzte mein Angeſicht, Arme
und Haͤnde nach Mohren Art, ließ dieſe in mei-
nem Zimmer bey ihrem Bruder bleiben, folgte
ihrer Anweiſung, und begab mich auf den Weg,
kam auch gluͤcklich, ohngefragt und unbeſichtiget
durch die Wache hindurch, biß in das Zimmer
meiner Landesmaͤnnin. Dieſelbe mochte nun ſchon
alles abgepaſſet haben, hatte aber doch eine alte
bey ihr ſitzende ſchwartze Wart-Frau nicht loß
werden koͤnnen, allein, ſobald ich die Thuͤr eroͤff-
nete, nahm mich die Dame bey dem Arme, und
ſagte: du armes Thier, haſt du denn noch immer ſo
groſſe Schmertzen, komm nur, und lege dich in
deiner Kammer zu Bette; unter dieſen Worten
fuͤhrete ſie mich in eine Neben-Cammer, und wie-
ſe mir wuͤrcklich ein Bette an, worein ich mich
legen und verhuͤllen ſolte. Jch gehorſamte ihren
Wincken, ſie aber blieb wohl noch eine Stunde
lang munter, ſchwatzte binnen der Zeit mit der
alten Mohrin, und ſchaffte ſie endlich mit guter
Manier auf die Seite.

Leichtlich iſts zu errathen und zu glauben, daß
mir das Hertze damahls gewaltig muͤſſe gepocht
haben, jedoch da meine Frau Lands-Mannin end-
lich kam, und mir einen Muth einſprach, daß wir
nunmehro nichts gefaͤhrliches zubeſorgen haͤtten,
ſondern biß gegen Anbruch des Tages vertraut
mit einander ſprechen koͤnten, ließ ich alle Zaghaff-
tigkeit fahren, erzaͤhlete auf ihr Bitten meine

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[117/0125] reſolvirt, alles zu wagen, um nur meine Lebens- Erretterin zu ſehen und zu ſprechen. Demnach zohe ich, bey angetretener Demmerung, der Moh- rin Kleider an, ſchwaͤrtzte mein Angeſicht, Arme und Haͤnde nach Mohren Art, ließ dieſe in mei- nem Zimmer bey ihrem Bruder bleiben, folgte ihrer Anweiſung, und begab mich auf den Weg, kam auch gluͤcklich, ohngefragt und unbeſichtiget durch die Wache hindurch, biß in das Zimmer meiner Landesmaͤnnin. Dieſelbe mochte nun ſchon alles abgepaſſet haben, hatte aber doch eine alte bey ihr ſitzende ſchwartze Wart-Frau nicht loß werden koͤnnen, allein, ſobald ich die Thuͤr eroͤff- nete, nahm mich die Dame bey dem Arme, und ſagte: du armes Thier, haſt du denn noch immer ſo groſſe Schmertzen, komm nur, und lege dich in deiner Kammer zu Bette; unter dieſen Worten fuͤhrete ſie mich in eine Neben-Cammer, und wie- ſe mir wuͤrcklich ein Bette an, worein ich mich legen und verhuͤllen ſolte. Jch gehorſamte ihren Wincken, ſie aber blieb wohl noch eine Stunde lang munter, ſchwatzte binnen der Zeit mit der alten Mohrin, und ſchaffte ſie endlich mit guter Manier auf die Seite. Leichtlich iſts zu errathen und zu glauben, daß mir das Hertze damahls gewaltig muͤſſe gepocht haben, jedoch da meine Frau Lands-Mannin end- lich kam, und mir einen Muth einſprach, daß wir nunmehro nichts gefaͤhrliches zubeſorgen haͤtten, ſondern biß gegen Anbruch des Tages vertraut mit einander ſprechen koͤnten, ließ ich alle Zaghaff- tigkeit fahren, erzaͤhlete auf ihr Bitten meine gantze (H 3)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/125>, abgerufen am 24.11.2024.