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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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gantze Lebens-Geschicht, und vernahm auch hernach
die Jhrige, als womit fast die gantze Nacht zuge-
bracht wurde, letztlich aber wurde die Abrede so
genommen, daß sie mir vor etliche 1000. Thlr.
Gold und Kleinodien zuschicken wolte, vermit-
telst dessen ich etwa einen Jüdischen oder Christ-
lichen Spion erkauffen könte, der uns beyde in
verstelleter Kleidung entweder auf ein Christliches
Schiff, oder aber durch einen Umweg nach der,
auf den Africanischen Küsten gelegenen Spani-
schen Vestung Ceuta, brächte.

Weilen aber der Tag anzubrechen begunte,
muste ich mich vor diesesmahl, da es noch ein we-
nig demmerig war, eiligst fort machen. Meine
Lands-Männin hatte die Vorsicht gebraucht, mir
ein ziemlich groß Gefäß in die eine Hand zu geben,
begleitete mich auch biß in die Thür des Saals,
wo die Wache der Verschnittenen stunde, und
sagte, dieselbe vom Fragen abzuhalten, indem ich
hurtig fortging: Bleib nicht allzu lange aus-
sen, und zerbrich mir ja das Gefäß nicht!

Solchergestallt kam ich glücklich, ohne daß mich
jemand anredete, in meinem Zimmer an, gab der
Mohrin ihre Kleider nebst dem Gefäß, welches
sie mit frischem Wasser füllete, und wieder zu ih-
rer Gebieterin ging, ich aber brachte über eine
gute Stunde zu, ehe ich die schwartze Farbe wie-
der vom Gesicht und Händen loß werden konte.

Die übrige Zeit dieses gantzen Tages stellete ich
mich etwas unpäßlich, damit ich in meinen Ge-
dancken desto füglicher wiederholen könte, was ich
in der vergangenen Nacht mit meiner Lands-Män-

nin

gantze Lebens-Geſchicht, und vernahm auch hernach
die Jhrige, als womit faſt die gantze Nacht zuge-
bracht wurde, letztlich aber wurde die Abrede ſo
genommen, daß ſie mir vor etliche 1000. Thlr.
Gold und Kleinodien zuſchicken wolte, vermit-
telſt deſſen ich etwa einen Juͤdiſchen oder Chriſt-
lichen Spion erkauffen koͤnte, der uns beyde in
verſtelleter Kleidung entweder auf ein Chriſtliches
Schiff, oder aber durch einen Umweg nach der,
auf den Africaniſchen Kuͤſten gelegenen Spani-
ſchen Veſtung Ceuta, braͤchte.

Weilen aber der Tag anzubrechen begunte,
muſte ich mich vor dieſesmahl, da es noch ein we-
nig demmerig war, eiligſt fort machen. Meine
Lands-Maͤnnin hatte die Vorſicht gebraucht, mir
ein ziemlich groß Gefaͤß in die eine Hand zu geben,
begleitete mich auch biß in die Thuͤr des Saals,
wo die Wache der Verſchnittenen ſtunde, und
ſagte, dieſelbe vom Fragen abzuhalten, indem ich
hurtig fortging: Bleib nicht allzu lange auſ-
ſen, und zerbrich mir ja das Gefaͤß nicht!

Solchergeſtallt kam ich gluͤcklich, ohne daß mich
jemand anredete, in meinem Zimmer an, gab der
Mohrin ihre Kleider nebſt dem Gefaͤß, welches
ſie mit friſchem Waſſer fuͤllete, und wieder zu ih-
rer Gebieterin ging, ich aber brachte uͤber eine
gute Stunde zu, ehe ich die ſchwartze Farbe wie-
der vom Geſicht und Haͤnden loß werden konte.

Die uͤbrige Zeit dieſes gantzen Tages ſtellete ich
mich etwas unpaͤßlich, damit ich in meinen Ge-
dancken deſto fuͤglicher wiederholen koͤnte, was ich
in der vergangenen Nacht mit meiner Lands-Maͤn-

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[118/0126] gantze Lebens-Geſchicht, und vernahm auch hernach die Jhrige, als womit faſt die gantze Nacht zuge- bracht wurde, letztlich aber wurde die Abrede ſo genommen, daß ſie mir vor etliche 1000. Thlr. Gold und Kleinodien zuſchicken wolte, vermit- telſt deſſen ich etwa einen Juͤdiſchen oder Chriſt- lichen Spion erkauffen koͤnte, der uns beyde in verſtelleter Kleidung entweder auf ein Chriſtliches Schiff, oder aber durch einen Umweg nach der, auf den Africaniſchen Kuͤſten gelegenen Spani- ſchen Veſtung Ceuta, braͤchte. Weilen aber der Tag anzubrechen begunte, muſte ich mich vor dieſesmahl, da es noch ein we- nig demmerig war, eiligſt fort machen. Meine Lands-Maͤnnin hatte die Vorſicht gebraucht, mir ein ziemlich groß Gefaͤß in die eine Hand zu geben, begleitete mich auch biß in die Thuͤr des Saals, wo die Wache der Verſchnittenen ſtunde, und ſagte, dieſelbe vom Fragen abzuhalten, indem ich hurtig fortging: Bleib nicht allzu lange auſ- ſen, und zerbrich mir ja das Gefaͤß nicht! Solchergeſtallt kam ich gluͤcklich, ohne daß mich jemand anredete, in meinem Zimmer an, gab der Mohrin ihre Kleider nebſt dem Gefaͤß, welches ſie mit friſchem Waſſer fuͤllete, und wieder zu ih- rer Gebieterin ging, ich aber brachte uͤber eine gute Stunde zu, ehe ich die ſchwartze Farbe wie- der vom Geſicht und Haͤnden loß werden konte. Die uͤbrige Zeit dieſes gantzen Tages ſtellete ich mich etwas unpaͤßlich, damit ich in meinen Ge- dancken deſto fuͤglicher wiederholen koͤnte, was ich in der vergangenen Nacht mit meiner Lands-Maͤn- nin

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/126>, abgerufen am 21.11.2024.