den möchte; also ging ich dieses erste mahl in tiefen Gedancken, zwischen Furcht und Hoffnung schwe- bend, von ihm, setzte mich des Nachts in meinem Zimmer hin, und berichtete meiner Lands-Männin schrifftlich, wie ich nunmehro die erste Hand an das Werck unserer Befreyung gelegt, und bat mir, auf Ubermorgen früh, ihre Meynung und fernern guten Rath darüber aus.
Sie war nicht saumselig gewesen, sondern schick- te mir gleich dritten Tages in aller frühe ein Ant- worts-Schreiben, hielt davor, daß meine Anstal- ten nicht uneben, weil es an dem, daß die Juden den Christen gegen eine gute Belohnung ungemein ge- treu wären, inzwischen müsten wir die gantze Sache noch etliche Wochen weiter hinaus schieben, biß die Nächte etwas länger und finsterer geworden, un- ter welcher Zeit sie mir denn auch ihre übrigen Kost- barkeiten vollends zuschantzen, ingleichen vielleicht noch einmahl mündliche Abrede mit mir nehmen könte.
Demnach begab ich mich um die bestimmte Zeit zum andern mahle zu meinem getreuen Juden, und fand würcklich einen vornehmen Englischen Kauff- mann bey ihm, welchem der Jude bereits so viel von meiner Geschicht erzählet hatte, als er selbst davon wuste, ich aber erzählete ihm auch noch so viel darzu, als ihm von meinen Umständen zu wissen nöthig war. Jndem uns nun hernachmahls der Jude beyde alleine ließ, redete mich der Kauff- mann also an: Mein werther Freund! ich kan zwar nicht läugnen, daß ich seit etlichen Jahren verschie- denen Christen-Sclaven, welche entweder gar kei-
ne
den moͤchte; alſo ging ich dieſes erſte mahl in tiefen Gedancken, zwiſchen Furcht und Hoffnung ſchwe- bend, von ihm, ſetzte mich des Nachts in meinem Zimmer hin, und berichtete meiner Lands-Maͤnnin ſchrifftlich, wie ich nunmehro die erſte Hand an das Werck unſerer Befreyung gelegt, und bat mir, auf Ubermorgen fruͤh, ihre Meynung und fernern guten Rath daruͤber aus.
Sie war nicht ſaumſelig geweſen, ſondern ſchick- te mir gleich dritten Tages in aller fruͤhe ein Ant- worts-Schreiben, hielt davor, daß meine Anſtal- ten nicht uneben, weil es an dem, daß die Juden den Chriſten gegen eine gute Belohnung ungemein ge- treu waͤren, inzwiſchen muͤſten wir die gantze Sache noch etliche Wochen weiter hinaus ſchieben, biß die Naͤchte etwas laͤnger und finſterer geworden, un- ter welcher Zeit ſie mir denn auch ihre uͤbrigen Koſt- barkeiten vollends zuſchantzen, ingleichen vielleicht noch einmahl muͤndliche Abrede mit mir nehmen koͤnte.
Demnach begab ich mich um die beſtimmte Zeit zum andern mahle zu meinem getreuen Juden, und fand wuͤrcklich einen vornehmen Engliſchen Kauff- mann bey ihm, welchem der Jude bereits ſo viel von meiner Geſchicht erzaͤhlet hatte, als er ſelbſt davon wuſte, ich aber erzaͤhlete ihm auch noch ſo viel darzu, als ihm von meinen Umſtaͤnden zu wiſſen noͤthig war. Jndem uns nun hernachmahls der Jude beyde alleine ließ, redete mich der Kauff- mann alſo an: Mein werther Freund! ich kan zwar nicht laͤugnen, daß ich ſeit etlichen Jahren verſchie- denen Chriſten-Sclaven, welche entweder gar kei-
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den moͤchte; alſo ging ich dieſes erſte mahl in tiefen
Gedancken, zwiſchen Furcht und Hoffnung ſchwe-
bend, von ihm, ſetzte mich des Nachts in meinem
Zimmer hin, und berichtete meiner Lands-Maͤnnin
ſchrifftlich, wie ich nunmehro die erſte Hand an das
Werck unſerer Befreyung gelegt, und bat mir, auf
Ubermorgen fruͤh, ihre Meynung und fernern guten
Rath daruͤber aus.
Sie war nicht ſaumſelig geweſen, ſondern ſchick-
te mir gleich dritten Tages in aller fruͤhe ein Ant-
worts-Schreiben, hielt davor, daß meine Anſtal-
ten nicht uneben, weil es an dem, daß die Juden den
Chriſten gegen eine gute Belohnung ungemein ge-
treu waͤren, inzwiſchen muͤſten wir die gantze Sache
noch etliche Wochen weiter hinaus ſchieben, biß die
Naͤchte etwas laͤnger und finſterer geworden, un-
ter welcher Zeit ſie mir denn auch ihre uͤbrigen Koſt-
barkeiten vollends zuſchantzen, ingleichen vielleicht
noch einmahl muͤndliche Abrede mit mir nehmen
koͤnte.
Demnach begab ich mich um die beſtimmte Zeit
zum andern mahle zu meinem getreuen Juden, und
fand wuͤrcklich einen vornehmen Engliſchen Kauff-
mann bey ihm, welchem der Jude bereits ſo viel
von meiner Geſchicht erzaͤhlet hatte, als er ſelbſt
davon wuſte, ich aber erzaͤhlete ihm auch noch ſo
viel darzu, als ihm von meinen Umſtaͤnden zu
wiſſen noͤthig war. Jndem uns nun hernachmahls
der Jude beyde alleine ließ, redete mich der Kauff-
mann alſo an: Mein werther Freund! ich kan zwar
nicht laͤugnen, daß ich ſeit etlichen Jahren verſchie-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/133>, abgerufen am 24.11.2024.
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