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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ne Mittel gehabt, sich loß zu kauffen, oder vor Geld
nicht einmahl haben loß kommen können, zu ihrer
Freyheit verholffen, und sie heimlicher und listiger
Weise mit mir fortgeführet, bloß auf Angeben die-
ses verschlagenen Juden, welcher so geschickt ist,
daß er mit einem gewissen Saffte, binnen 2. oder 3.
Stunden einem Menschen gleich eine gantz andere
Gesichts-Bildung geben kan, solchergestalt, daß
ein Jüngling oder Jungfer von 16. 18. oder 20.
Jahren, so alt und verruntzelt aussehen, als ob es
Personen von 60. biß 80. Jahren wären, nach-
dem er nehmlich mit seinem Saffte oder Tinctur
die Haut mehr oder weniger einbeitzt. Allein, mit
allen dem, so ist es eine sehr gefährliche Sache vor
mich, und soltet ihr bey mir ertappet werden, kön-
te es mir mein Leben, oder wenigstens alles mein
Gut kosten; der Jude aber, wenn es heraus kä-
me, müste ohnfehlbar mit dem Leben büssen.
Weil ich nun auch ohnedem nicht weiß, ob ich
noch etwa 4. 6. oder 8. Wochen allhier verbleiben
müste, so kan mich eurentwegen zu nichts erklären,
wie gern ich sonsten meinem Mit-Christen alle mög-
lichsten Dienste leiste.

Jch wurde ziemlich kleinlaut bey dieser An-
rede, sagte aber mit Seuffzen: Mein Herr, wenn
meine und meiner Schwester Freyheit mit Gelde
zu erkauffen wäre, so wolte gleich morgendes Ta-
ges vor 3. biß 4000. Ducaten werth Gold oder
Kleinodien in eure Hände liefern, denn ich habe
so viel und noch mehr in meiner Gewalt, allein,
hieran zu gedencken, ist eine vergebliche Sache,
und wenn wir unsere Personen nicht mit einer be-

sondern

ne Mittel gehabt, ſich loß zu kauffen, oder vor Geld
nicht einmahl haben loß kommen koͤnnen, zu ihrer
Freyheit verholffen, und ſie heimlicher und liſtiger
Weiſe mit mir fortgefuͤhret, bloß auf Angeben die-
ſes verſchlagenen Juden, welcher ſo geſchickt iſt,
daß er mit einem gewiſſen Saffte, binnen 2. oder 3.
Stunden einem Menſchen gleich eine gantz andere
Geſichts-Bildung geben kan, ſolchergeſtalt, daß
ein Juͤngling oder Jungfer von 16. 18. oder 20.
Jahren, ſo alt und verruntzelt ausſehen, als ob es
Perſonen von 60. biß 80. Jahren waͤren, nach-
dem er nehmlich mit ſeinem Saffte oder Tinctur
die Haut mehr oder weniger einbeitzt. Allein, mit
allen dem, ſo iſt es eine ſehr gefaͤhrliche Sache vor
mich, und ſoltet ihr bey mir ertappet werden, koͤn-
te es mir mein Leben, oder wenigſtens alles mein
Gut koſten; der Jude aber, wenn es heraus kaͤ-
me, muͤſte ohnfehlbar mit dem Leben buͤſſen.
Weil ich nun auch ohnedem nicht weiß, ob ich
noch etwa 4. 6. oder 8. Wochen allhier verbleiben
muͤſte, ſo kan mich eurentwegen zu nichts erklaͤren,
wie gern ich ſonſten meinem Mit-Chriſten alle moͤg-
lichſten Dienſte leiſte.

Jch wurde ziemlich kleinlaut bey dieſer An-
rede, ſagte aber mit Seuffzen: Mein Herr, wenn
meine und meiner Schweſter Freyheit mit Gelde
zu erkauffen waͤre, ſo wolte gleich morgendes Ta-
ges vor 3. biß 4000. Ducaten werth Gold oder
Kleinodien in eure Haͤnde liefern, denn ich habe
ſo viel und noch mehr in meiner Gewalt, allein,
hieran zu gedencken, iſt eine vergebliche Sache,
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[126/0134] ne Mittel gehabt, ſich loß zu kauffen, oder vor Geld nicht einmahl haben loß kommen koͤnnen, zu ihrer Freyheit verholffen, und ſie heimlicher und liſtiger Weiſe mit mir fortgefuͤhret, bloß auf Angeben die- ſes verſchlagenen Juden, welcher ſo geſchickt iſt, daß er mit einem gewiſſen Saffte, binnen 2. oder 3. Stunden einem Menſchen gleich eine gantz andere Geſichts-Bildung geben kan, ſolchergeſtalt, daß ein Juͤngling oder Jungfer von 16. 18. oder 20. Jahren, ſo alt und verruntzelt ausſehen, als ob es Perſonen von 60. biß 80. Jahren waͤren, nach- dem er nehmlich mit ſeinem Saffte oder Tinctur die Haut mehr oder weniger einbeitzt. Allein, mit allen dem, ſo iſt es eine ſehr gefaͤhrliche Sache vor mich, und ſoltet ihr bey mir ertappet werden, koͤn- te es mir mein Leben, oder wenigſtens alles mein Gut koſten; der Jude aber, wenn es heraus kaͤ- me, muͤſte ohnfehlbar mit dem Leben buͤſſen. Weil ich nun auch ohnedem nicht weiß, ob ich noch etwa 4. 6. oder 8. Wochen allhier verbleiben muͤſte, ſo kan mich eurentwegen zu nichts erklaͤren, wie gern ich ſonſten meinem Mit-Chriſten alle moͤg- lichſten Dienſte leiſte. Jch wurde ziemlich kleinlaut bey dieſer An- rede, ſagte aber mit Seuffzen: Mein Herr, wenn meine und meiner Schweſter Freyheit mit Gelde zu erkauffen waͤre, ſo wolte gleich morgendes Ta- ges vor 3. biß 4000. Ducaten werth Gold oder Kleinodien in eure Haͤnde liefern, denn ich habe ſo viel und noch mehr in meiner Gewalt, allein, hieran zu gedencken, iſt eine vergebliche Sache, und wenn wir unſere Perſonen nicht mit einer be- ſondern

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/134>, abgerufen am 21.11.2024.