so viel an Gold-Stücken bey sich behalten, als sie sich in ihren Kleidern selbst mit fortzubringen ge- trauete. Endlich, da der Kayser sehr unpaß, und fast jedermänniglich consternirt darüber war, hat- te sie es abermahls angestellet, daß ich gantzer 24. Stunden bey ihr bleiben, und vollkommen münd- lichen Rapport von meinen gemachten Anstalten ab- statten konte, denn ich hatte nicht allein dem Kauff- manne vor den| Juden bereits 1500. spec. Ducaten gezahlet, sondern ihm auch das meiste von meiner Landsmännin Gütern, in eine besondere Kiste ver- siegelt, anvertrauet, dargegen von ihm die völlige Versicherung erhalten, daß er vor alles sorgen wol- le, wir müsten uns aber dabey gefallen lassen, nicht nur des Judens Rathe in allen Stücken zu folgen, sondern auch, nachdem alles wohl eingerichtet, mei- ne Schwester in Mannes-Sclaven-Kleidern so wohl als ich, jedes ein Maul-Thier biß nach Arzilla zu treiben, als wohin er seine Güter zu schaffen, Er- laubniß hätte, und biß dahin solte uns auch der Jude begleiten.
Solchergestalt waren ich und meine Landsmän- nin über unsrre glücklich gemachten Anstalten biß dahin vollkommen vergnügt, nur das eintzige lag mir auf dem Hertzen, wie sie aus dem Seraglio heraus und in das Juden-Hauß zubringen seyn würde, alleine, sie machte sich hieraus keine sonder- liche Beschwerlichkeit, sondern sagte, wie sie bey dunckler Nachts-Zeit, mit leichter Mühe, hinunter in einen der Gärten, auch zu einer verborgenen Thür durch die Mauer kommen könte, als zu welcher sie den Schlüssel schon vor Jahr und Tage hinweg
practi-
III.Theil. (J)
ſo viel an Gold-Stuͤcken bey ſich behalten, als ſie ſich in ihren Kleidern ſelbſt mit fortzubringen ge- trauete. Endlich, da der Kayſer ſehr unpaß, und faſt jedermaͤnniglich conſternirt daruͤber war, hat- te ſie es abermahls angeſtellet, daß ich gantzer 24. Stunden bey ihr bleiben, und vollkommen muͤnd- lichen Rapport von meinen gemachten Anſtalten ab- ſtatten konte, denn ich hatte nicht allein dem Kauff- manne vor den| Juden bereits 1500. ſpec. Ducaten gezahlet, ſondern ihm auch das meiſte von meiner Landsmaͤnnin Guͤtern, in eine beſondere Kiſte ver- ſiegelt, anvertrauet, dargegen von ihm die voͤllige Verſicherung erhalten, daß er vor alles ſorgen wol- le, wir muͤſten uns aber dabey gefallen laſſen, nicht nur des Judens Rathe in allen Stuͤcken zu folgen, ſondern auch, nachdem alles wohl eingerichtet, mei- ne Schweſter in Mañes-Sclaven-Kleidern ſo wohl als ich, jedes ein Maul-Thier biß nach Arzilla zu treiben, als wohin er ſeine Guͤter zu ſchaffen, Er- laubniß haͤtte, und biß dahin ſolte uns auch der Jude begleiten.
Solchergeſtalt waren ich und meine Landsmaͤn- nin uͤber unſrre gluͤcklich gemachten Anſtalten biß dahin vollkommen vergnuͤgt, nur das eintzige lag mir auf dem Hertzen, wie ſie aus dem Seraglio heraus und in das Juden-Hauß zubringen ſeyn wuͤrde, alleine, ſie machte ſich hieraus keine ſonder- liche Beſchwerlichkeit, ſondern ſagte, wie ſie bey dunckler Nachts-Zeit, mit leichter Muͤhe, hinunter in einen der Gaͤrten, auch zu einer verborgenen Thuͤr durch die Mauer kommen koͤnte, als zu welcher ſie den Schluͤſſel ſchon vor Jahr und Tage hinweg
practi-
III.Theil. (J)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0137"n="129"/>ſo viel an Gold-Stuͤcken bey ſich behalten, als ſie<lb/>ſich in ihren Kleidern ſelbſt mit fortzubringen ge-<lb/>
trauete. Endlich, da der Kayſer ſehr unpaß, und<lb/>
faſt jedermaͤnniglich <hirendition="#aq">conſternirt</hi> daruͤber war, hat-<lb/>
te ſie es abermahls angeſtellet, daß ich gantzer 24.<lb/>
Stunden bey ihr bleiben, und vollkommen muͤnd-<lb/>
lichen <hirendition="#aq">Rapport</hi> von meinen gemachten Anſtalten ab-<lb/>ſtatten konte, denn ich hatte nicht allein dem Kauff-<lb/>
manne vor den| Juden bereits 1500. <hirendition="#aq">ſpec. Ducat</hi>en<lb/>
gezahlet, ſondern ihm auch das meiſte von meiner<lb/>
Landsmaͤnnin Guͤtern, in eine beſondere Kiſte ver-<lb/>ſiegelt, anvertrauet, dargegen von ihm die voͤllige<lb/>
Verſicherung erhalten, daß er vor alles ſorgen wol-<lb/>
le, wir muͤſten uns aber dabey gefallen laſſen, nicht<lb/>
nur des Judens Rathe in allen Stuͤcken zu folgen,<lb/>ſondern auch, nachdem alles wohl eingerichtet, mei-<lb/>
ne Schweſter in Mañes-Sclaven-Kleidern ſo wohl<lb/>
als ich, jedes ein Maul-Thier biß nach <hirendition="#aq">Arzilla</hi> zu<lb/>
treiben, als wohin er ſeine Guͤter zu ſchaffen, Er-<lb/>
laubniß haͤtte, und biß dahin ſolte uns auch der<lb/>
Jude begleiten.</p><lb/><p>Solchergeſtalt waren ich und meine Landsmaͤn-<lb/>
nin uͤber unſrre gluͤcklich gemachten Anſtalten biß<lb/>
dahin vollkommen vergnuͤgt, nur das eintzige lag<lb/>
mir auf dem Hertzen, wie ſie aus dem <hirendition="#aq">Seraglio</hi><lb/>
heraus und in das Juden-Hauß zubringen ſeyn<lb/>
wuͤrde, alleine, ſie machte ſich hieraus keine ſonder-<lb/>
liche Beſchwerlichkeit, ſondern ſagte, wie ſie bey<lb/>
dunckler Nachts-Zeit, mit leichter Muͤhe, hinunter<lb/>
in einen der Gaͤrten, auch zu einer verborgenen Thuͤr<lb/>
durch die Mauer kommen koͤnte, als zu welcher ſie<lb/>
den Schluͤſſel ſchon vor Jahr und Tage hinweg<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">III.</hi><hirendition="#fr">Theil.</hi> (J)</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">practi-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[129/0137]
ſo viel an Gold-Stuͤcken bey ſich behalten, als ſie
ſich in ihren Kleidern ſelbſt mit fortzubringen ge-
trauete. Endlich, da der Kayſer ſehr unpaß, und
faſt jedermaͤnniglich conſternirt daruͤber war, hat-
te ſie es abermahls angeſtellet, daß ich gantzer 24.
Stunden bey ihr bleiben, und vollkommen muͤnd-
lichen Rapport von meinen gemachten Anſtalten ab-
ſtatten konte, denn ich hatte nicht allein dem Kauff-
manne vor den| Juden bereits 1500. ſpec. Ducaten
gezahlet, ſondern ihm auch das meiſte von meiner
Landsmaͤnnin Guͤtern, in eine beſondere Kiſte ver-
ſiegelt, anvertrauet, dargegen von ihm die voͤllige
Verſicherung erhalten, daß er vor alles ſorgen wol-
le, wir muͤſten uns aber dabey gefallen laſſen, nicht
nur des Judens Rathe in allen Stuͤcken zu folgen,
ſondern auch, nachdem alles wohl eingerichtet, mei-
ne Schweſter in Mañes-Sclaven-Kleidern ſo wohl
als ich, jedes ein Maul-Thier biß nach Arzilla zu
treiben, als wohin er ſeine Guͤter zu ſchaffen, Er-
laubniß haͤtte, und biß dahin ſolte uns auch der
Jude begleiten.
Solchergeſtalt waren ich und meine Landsmaͤn-
nin uͤber unſrre gluͤcklich gemachten Anſtalten biß
dahin vollkommen vergnuͤgt, nur das eintzige lag
mir auf dem Hertzen, wie ſie aus dem Seraglio
heraus und in das Juden-Hauß zubringen ſeyn
wuͤrde, alleine, ſie machte ſich hieraus keine ſonder-
liche Beſchwerlichkeit, ſondern ſagte, wie ſie bey
dunckler Nachts-Zeit, mit leichter Muͤhe, hinunter
in einen der Gaͤrten, auch zu einer verborgenen Thuͤr
durch die Mauer kommen koͤnte, als zu welcher ſie
den Schluͤſſel ſchon vor Jahr und Tage hinweg
practi-
III. Theil. (J)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/137>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.