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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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übermorgen copulirt werden sollen, der allerlaster-
haffteste und liederlichste Mensch von der Weit ist.
Denn er hat nicht nur 4. gantzer Tage und Nacht
bey der Helena versteckt gelegen, sondern nachhero
noch 3. Nacht bey einer Jedermanns- - zugebracht
und voritzo weiß ich gewiß, und will meinen Kopff
zum Pfande setzen, daß er wiederum bey der Helena
im Bette liegt, denn ihr Mann ist verreiset, und sie
hat ihn zu sich bestellet.

Ey! sagte ich, lasset ihn liegen wo er will, und
retirirt euch aus meiner Cammer. O Himmel!
wiederrete er, wie können sie sich so gnädig vor
einen unwürdigen und so undanckbar vor einen ge-
treuen Menschen erzeigen? Jch weiß nicht alles,
was er mehr vorbrachte, doch bey so viel durch
einander her lauffenden Affecten wuste ich nicht, ob
ich hörete oder nicht, biß Rackhuysen endlich ver-
meynte, ich thäte solches mit allem Fleisse, und
mich nicht nur küssen, sondern sich auch mehrerer
Freyheit gebrauchen wolte; Allein, ich fing plötzlich
überlaut an zu schreyen, weßwegen er sich wieder
durch das Fenster, da er herein gestiegen war, zurück
begeben wolte, allein, er mochte mit seinen Kleidern
inwendig an einem Hacken hangen bleiben, weßwe-
gen mein Vater, der mit dem Capital-Schlüssel
meine Cammer so gleich eröffnete, und nebst meiner
Mutter mit dem Lichte hinein trat, ihn annoch an-
traffen, und nur froh waren, daß er, ohne den Halß zu
brechen, auf der angelegten Leiter glücklich herunter
kam. Jch erzählete meinen Eltern den Frevel die-
ses Menschen, so wohl als die gantze Geschicht mei-
nes Bräutigams, zeigte den gefundenen Brief, und

sagte:

uͤbermorgen copulirt werden ſollen, der allerlaſter-
haffteſte und liederlichſte Menſch von der Weit iſt.
Denn er hat nicht nur 4. gantzer Tage und Nacht
bey der Helena verſteckt gelegen, ſondern nachhero
noch 3. Nacht bey einer Jedermanns- - zugebracht
und voritzo weiß ich gewiß, und will meinen Kopff
zum Pfande ſetzen, daß er wiederum bey der Helena
im Bette liegt, denn ihr Mann iſt verreiſet, und ſie
hat ihn zu ſich beſtellet.

Ey! ſagte ich, laſſet ihn liegen wo er will, und
retirirt euch aus meiner Cammer. O Himmel!
wiederrete er, wie koͤnnen ſie ſich ſo gnaͤdig vor
einen unwuͤrdigen und ſo undanckbar vor einen ge-
treuen Menſchen erzeigen? Jch weiß nicht alles,
was er mehr vorbrachte, doch bey ſo viel durch
einander her lauffenden Affecten wuſte ich nicht, ob
ich hoͤrete oder nicht, biß Rackhuyſen endlich ver-
meynte, ich thaͤte ſolches mit allem Fleiſſe, und
mich nicht nur kuͤſſen, ſondern ſich auch mehrerer
Freyheit gebrauchen wolte; Allein, ich fing ploͤtzlich
uͤberlaut an zu ſchreyen, weßwegen er ſich wieder
durch das Fenſter, da er herein geſtiegen war, zuruͤck
begeben wolte, allein, er mochte mit ſeinen Kleidern
inwendig an einem Hacken hangen bleiben, weßwe-
gen mein Vater, der mit dem Capital-Schluͤſſel
meine Cammer ſo gleich eroͤffnete, und nebſt meiner
Mutter mit dem Lichte hinein trat, ihn annoch an-
traffen, und nur froh waren, daß er, ohne den Halß zu
brechen, auf der angelegten Leiter gluͤcklich herunter
kam. Jch erzaͤhlete meinen Eltern den Frevel die-
ſes Menſchen, ſo wohl als die gantze Geſchicht mei-
nes Braͤutigams, zeigte den gefundenen Brief, und

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[157/0165] uͤbermorgen copulirt werden ſollen, der allerlaſter- haffteſte und liederlichſte Menſch von der Weit iſt. Denn er hat nicht nur 4. gantzer Tage und Nacht bey der Helena verſteckt gelegen, ſondern nachhero noch 3. Nacht bey einer Jedermanns- - zugebracht und voritzo weiß ich gewiß, und will meinen Kopff zum Pfande ſetzen, daß er wiederum bey der Helena im Bette liegt, denn ihr Mann iſt verreiſet, und ſie hat ihn zu ſich beſtellet. Ey! ſagte ich, laſſet ihn liegen wo er will, und retirirt euch aus meiner Cammer. O Himmel! wiederrete er, wie koͤnnen ſie ſich ſo gnaͤdig vor einen unwuͤrdigen und ſo undanckbar vor einen ge- treuen Menſchen erzeigen? Jch weiß nicht alles, was er mehr vorbrachte, doch bey ſo viel durch einander her lauffenden Affecten wuſte ich nicht, ob ich hoͤrete oder nicht, biß Rackhuyſen endlich ver- meynte, ich thaͤte ſolches mit allem Fleiſſe, und mich nicht nur kuͤſſen, ſondern ſich auch mehrerer Freyheit gebrauchen wolte; Allein, ich fing ploͤtzlich uͤberlaut an zu ſchreyen, weßwegen er ſich wieder durch das Fenſter, da er herein geſtiegen war, zuruͤck begeben wolte, allein, er mochte mit ſeinen Kleidern inwendig an einem Hacken hangen bleiben, weßwe- gen mein Vater, der mit dem Capital-Schluͤſſel meine Cammer ſo gleich eroͤffnete, und nebſt meiner Mutter mit dem Lichte hinein trat, ihn annoch an- traffen, und nur froh waren, daß er, ohne den Halß zu brechen, auf der angelegten Leiter gluͤcklich herunter kam. Jch erzaͤhlete meinen Eltern den Frevel die- ſes Menſchen, ſo wohl als die gantze Geſchicht mei- nes Braͤutigams, zeigte den gefundenen Brief, und ſagte:

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/165>, abgerufen am 24.11.2024.