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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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um vortrefflich wohl an, weil wir beyde, durch
unsere Cammer-Thüren alle Augenblicke zusammen
kommen, und uns solcher gestalt in den Personen
leicht verwechseln können. Jch wuste vor innerli-
chen Freuden nicht, was ich auf diesen Antrag sa-
gen solte, sondern ging nur hin, zahlete ihr 1000.
Zechinen, und versprach noch ein mehreres zu thun,
wenn sie meine Stelle vertreten und alles wohl aus-
richten würde. Sie nahm zwar den Beutel mit
dem Golde an, bath mich aber, denselben so lan-
ge in meiner Verwahrung zu behalten, biß sie mit
anbrechendem Tage glücklich wieder zurück käme,
im übrigeu würde es Zeit seyn, daß wir in eine
Cammer gingen, und die Kleider mit einander ver-
wechselten, denn die Verschnittenen würden bald
kommen, und mich abholen wollen. Es geschahe
auch! denn wir waren kaum fertig, als sich diese
Unholden vor der Thür meldeten, an statt meiner
aber die Französin, welche sich la Galere nennete,
zum Kayser führeten.

Jn meine Augen kam diese gantze Nacht kein
Schlaf, denn ich meynete immer, der Betrug wür-
de offenbahr werden, allein, so bald als der Tag an-
brechen wolte, kam la Galere wieder zurück/ und
erzählete mit grösten Freuden, daß der Betrug
glücklich abgelauffen, und der Kayser sehr vergnügt
gewesen wäre; die übrigen Umstände, welche ich
mich selbst von ihr anzuhören schämete, will ich
vor euren züchtigen Ohren verschweigen.

Sie, la Galere, hatte schon vorigen Abend eine
ziemliche Quantität von dem schönsten Griechischen
Weine (der mir zum Present geschickt worden) zu

sich

um vortrefflich wohl an, weil wir beyde, durch
unſere Cammer-Thuͤren alle Augenblicke zuſammen
kommen, und uns ſolcher geſtalt in den Perſonen
leicht verwechſeln koͤnnen. Jch wuſte vor innerli-
chen Freuden nicht, was ich auf dieſen Antrag ſa-
gen ſolte, ſondern ging nur hin, zahlete ihr 1000.
Zechinen, und verſprach noch ein mehreres zu thun,
wenn ſie meine Stelle vertreten und alles wohl aus-
richten wuͤrde. Sie nahm zwar den Beutel mit
dem Golde an, bath mich aber, denſelben ſo lan-
ge in meiner Verwahrung zu behalten, biß ſie mit
anbrechendem Tage gluͤcklich wieder zuruͤck kaͤme,
im uͤbrigeu wuͤrde es Zeit ſeyn, daß wir in eine
Cammer gingen, und die Kleider mit einander ver-
wechſelten, denn die Verſchnittenen wuͤrden bald
kommen, und mich abholen wollen. Es geſchahe
auch! denn wir waren kaum fertig, als ſich dieſe
Unholden vor der Thuͤr meldeten, an ſtatt meiner
aber die Franzoͤſin, welche ſich la Galere nennete,
zum Kayſer fuͤhreten.

Jn meine Augen kam dieſe gantze Nacht kein
Schlaf, denn ich meynete immer, der Betrug wuͤr-
de offenbahr werden, allein, ſo bald als der Tag an-
brechen wolte, kam la Galere wieder zuruͤck/ und
erzaͤhlete mit groͤſten Freuden, daß der Betrug
gluͤcklich abgelauffen, und der Kayſer ſehr vergnuͤgt
geweſen waͤre; die uͤbrigen Umſtaͤnde, welche ich
mich ſelbſt von ihr anzuhoͤren ſchaͤmete, will ich
vor euren zuͤchtigen Ohren verſchweigen.

Sie, la Galere, hatte ſchon vorigen Abend eine
ziemliche Quantitaͤt von dem ſchoͤnſten Griechiſchen
Weine (der mir zum Preſent geſchickt worden) zu

ſich
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[166/0174] um vortrefflich wohl an, weil wir beyde, durch unſere Cammer-Thuͤren alle Augenblicke zuſammen kommen, und uns ſolcher geſtalt in den Perſonen leicht verwechſeln koͤnnen. Jch wuſte vor innerli- chen Freuden nicht, was ich auf dieſen Antrag ſa- gen ſolte, ſondern ging nur hin, zahlete ihr 1000. Zechinen, und verſprach noch ein mehreres zu thun, wenn ſie meine Stelle vertreten und alles wohl aus- richten wuͤrde. Sie nahm zwar den Beutel mit dem Golde an, bath mich aber, denſelben ſo lan- ge in meiner Verwahrung zu behalten, biß ſie mit anbrechendem Tage gluͤcklich wieder zuruͤck kaͤme, im uͤbrigeu wuͤrde es Zeit ſeyn, daß wir in eine Cammer gingen, und die Kleider mit einander ver- wechſelten, denn die Verſchnittenen wuͤrden bald kommen, und mich abholen wollen. Es geſchahe auch! denn wir waren kaum fertig, als ſich dieſe Unholden vor der Thuͤr meldeten, an ſtatt meiner aber die Franzoͤſin, welche ſich la Galere nennete, zum Kayſer fuͤhreten. Jn meine Augen kam dieſe gantze Nacht kein Schlaf, denn ich meynete immer, der Betrug wuͤr- de offenbahr werden, allein, ſo bald als der Tag an- brechen wolte, kam la Galere wieder zuruͤck/ und erzaͤhlete mit groͤſten Freuden, daß der Betrug gluͤcklich abgelauffen, und der Kayſer ſehr vergnuͤgt geweſen waͤre; die uͤbrigen Umſtaͤnde, welche ich mich ſelbſt von ihr anzuhoͤren ſchaͤmete, will ich vor euren zuͤchtigen Ohren verſchweigen. Sie, la Galere, hatte ſchon vorigen Abend eine ziemliche Quantitaͤt von dem ſchoͤnſten Griechiſchen Weine (der mir zum Preſent geſchickt worden) zu ſich

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/174>, abgerufen am 24.11.2024.