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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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sich genommen, bath sich derowegen nach wohl aus-
gerichteter Sache noch ein eintzig Gläßgen aus,
tranck aber eine gantze Bouteille. Jch gönnte ihr so-
wohl dieses als alles andere lieber, als mir selbst/
da ich aber merckte, daß sie den Schwindel bekam,
brachte ich sie selbst zu Bette, und legte mich auch
zur Ruhe. Mein Schlaff währete fast bis gegen
Mittag, da mir denn meine zugegebene Mohren-
Sclavin berichtete, daß ein Officier nebst 2. Ver-
schnittenen bereits über 2. Stunden vor der Thür
gewartet hätten, um mir ein Geschenck von dem
Kayser zu überbringen; Derowegen kleidete ich
mich hurtig an, ließ den Officier herein kommen,
welcher mir den Morgen-Gruß vom Kayser über-
brachte, anbey vermeldete, daß der Kayser sehr
wohl mit mir zufrieden wäre, und mir nicht nur
zur Erfrischung allerhand Delicatessen, sondern
auch noch ein besonderes Kästlein schickte. Dieses
letztere lieferte er mir selbst in meine Hände, ich
aber gab ihm benebst einem Geschencke von 50.
Zechinen seine Abfertigung. Um die Victualien
bekümmerte ich mich wenig, weiln ohnedem alles
bekam, was ich nur foderte, da aber das versiegelte
Kästlein eröffnete, fand ich abermahls nebst 3000.
Zechinen, ein kostbares Halß-und Arm-Geschmei-
de, wie auch einen Finger-Ring darinnen, wel-
cher wegen der darein versetzten Diamanten wenig-
sten 1000. Zechinen werth ist.

Bey meinem damahligen grossen Unglück kon-
te ich mich dennoch des Lachens nicht erwehren, daß
eine andere die schändliche Arbeit verrichtet, ich aber
den starcken Profit davon gezogen hätte. La Ga-

lere
(L 4)

ſich genommen, bath ſich derowegen nach wohl aus-
gerichteter Sache noch ein eintzig Glaͤßgen aus,
tranck aber eine gantze Bouteille. Jch goͤnnte ihr ſo-
wohl dieſes als alles andere lieber, als mir ſelbſt/
da ich aber merckte, daß ſie den Schwindel bekam,
brachte ich ſie ſelbſt zu Bette, und legte mich auch
zur Ruhe. Mein Schlaff waͤhrete faſt bis gegen
Mittag, da mir denn meine zugegebene Mohren-
Sclavin berichtete, daß ein Officier nebſt 2. Ver-
ſchnittenen bereits uͤber 2. Stunden vor der Thuͤr
gewartet haͤtten, um mir ein Geſchenck von dem
Kayſer zu uͤberbringen; Derowegen kleidete ich
mich hurtig an, ließ den Officier herein kommen,
welcher mir den Morgen-Gruß vom Kayſer uͤber-
brachte, anbey vermeldete, daß der Kayſer ſehr
wohl mit mir zufrieden waͤre, und mir nicht nur
zur Erfriſchung allerhand Delicateſſen, ſondern
auch noch ein beſonderes Kaͤſtlein ſchickte. Dieſes
letztere lieferte er mir ſelbſt in meine Haͤnde, ich
aber gab ihm benebſt einem Geſchencke von 50.
Zechinen ſeine Abfertigung. Um die Victualien
bekuͤmmerte ich mich wenig, weiln ohnedem alles
bekam, was ich nur foderte, da aber das verſiegelte
Kaͤſtlein eroͤffnete, fand ich abermahls nebſt 3000.
Zechinen, ein koſtbares Halß-und Arm-Geſchmei-
de, wie auch einen Finger-Ring darinnen, wel-
cher wegen der darein verſetzten Diamanten wenig-
ſten 1000. Zechinen werth iſt.

Bey meinem damahligen groſſen Ungluͤck kon-
te ich mich dennoch des Lachens nicht erwehren, daß
eine andere die ſchaͤndliche Arbeit verrichtet, ich aber
den ſtarcken Profit davon gezogen haͤtte. La Ga-

lere
(L 4)
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[167/0175] ſich genommen, bath ſich derowegen nach wohl aus- gerichteter Sache noch ein eintzig Glaͤßgen aus, tranck aber eine gantze Bouteille. Jch goͤnnte ihr ſo- wohl dieſes als alles andere lieber, als mir ſelbſt/ da ich aber merckte, daß ſie den Schwindel bekam, brachte ich ſie ſelbſt zu Bette, und legte mich auch zur Ruhe. Mein Schlaff waͤhrete faſt bis gegen Mittag, da mir denn meine zugegebene Mohren- Sclavin berichtete, daß ein Officier nebſt 2. Ver- ſchnittenen bereits uͤber 2. Stunden vor der Thuͤr gewartet haͤtten, um mir ein Geſchenck von dem Kayſer zu uͤberbringen; Derowegen kleidete ich mich hurtig an, ließ den Officier herein kommen, welcher mir den Morgen-Gruß vom Kayſer uͤber- brachte, anbey vermeldete, daß der Kayſer ſehr wohl mit mir zufrieden waͤre, und mir nicht nur zur Erfriſchung allerhand Delicateſſen, ſondern auch noch ein beſonderes Kaͤſtlein ſchickte. Dieſes letztere lieferte er mir ſelbſt in meine Haͤnde, ich aber gab ihm benebſt einem Geſchencke von 50. Zechinen ſeine Abfertigung. Um die Victualien bekuͤmmerte ich mich wenig, weiln ohnedem alles bekam, was ich nur foderte, da aber das verſiegelte Kaͤſtlein eroͤffnete, fand ich abermahls nebſt 3000. Zechinen, ein koſtbares Halß-und Arm-Geſchmei- de, wie auch einen Finger-Ring darinnen, wel- cher wegen der darein verſetzten Diamanten wenig- ſten 1000. Zechinen werth iſt. Bey meinem damahligen groſſen Ungluͤck kon- te ich mich dennoch des Lachens nicht erwehren, daß eine andere die ſchaͤndliche Arbeit verrichtet, ich aber den ſtarcken Profit davon gezogen haͤtte. La Ga- lere (L 4)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/175>, abgerufen am 24.11.2024.