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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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se-Gefährtin vor Verdruß schon eingeschlaffen seyn
würde. Allein, ich traff dieselbe annoch gantz mun-
ter, jedoch in gröster Betrübniß an, indem sie sehr
weinete, darbey über grosse Schmertzen in allen
Gliedern klagte. Jch hörete, daß sie auf den Eif-
fer und Erschröcken nichts eingenommen hatte,
schickte derowegen die bey ihrem Bette sitzende
Magd zur Apotheque, um ein Schreck-Pulver
zu holen. Mittlerweile fing sie an: Jsts nicht
wahr, Mons. van Blac. daß ich die unglückseligste
Person von der Welt bin? sehet, so wird meine Tu-
gend bestürmt, auch an solchen Orten, wo ich mich
sicher zu seyn schätze. Madame! gab ich zur Ant-
wort, wird die Tugend gleich bestürmt, so ist sie
derowegen doch nicht so gleich zu überwältigen, der-
gleichen Stürme bringen mehr Ehre als Schande,
wenigstens bey vernünfftigen Leuten. Ach! fuhr
sie zu reden fort, was soll ich in Holland machen,
wenn ich keinen bessern Trost darinnen zu finden
weiß. Wollen sie denn nicht, war meine Ant-
wort, dem guten Rathe folgen, den ihnen heute
Herr Dostart gegeben, und sich dabey selbst zu den
allerstärcksten Gefälligkeiten anheischig gemacht
hat? sie schienen ja nicht abgeneigt, weil die ange-
nehme Resolution drauf erfolgte. Mein Herr!
hiervon wird sich ein mehreres sprechen lassen, wenn
ich erstlich in meiner Vater-Stadt angelangt bin, etc.
Madame, ich vor meine Person will ihnen ferner
nicht verhinderlich seyn, sondern viel lieber einen an-
dern Weg erwählen, als zu Dero Verdruß bey
ihnen bleiben. Ja, ja! sagte sie, ich habe es wohl
gedacht, daß ich noch nicht genung gekränckt wäre,

nun

ſe-Gefaͤhrtin vor Verdruß ſchon eingeſchlaffen ſeyn
wuͤrde. Allein, ich traff dieſelbe annoch gantz mun-
ter, jedoch in groͤſter Betruͤbniß an, indem ſie ſehr
weinete, darbey uͤber groſſe Schmertzen in allen
Gliedern klagte. Jch hoͤrete, daß ſie auf den Eif-
fer und Erſchroͤcken nichts eingenommen hatte,
ſchickte derowegen die bey ihrem Bette ſitzende
Magd zur Apotheque, um ein Schreck-Pulver
zu holen. Mittlerweile fing ſie an: Jſts nicht
wahr, Monſ. van Blac. daß ich die ungluͤckſeligſte
Perſon von der Welt bin? ſehet, ſo wird meine Tu-
gend beſtuͤrmt, auch an ſolchen Orten, wo ich mich
ſicher zu ſeyn ſchaͤtze. Madame! gab ich zur Ant-
wort, wird die Tugend gleich beſtuͤrmt, ſo iſt ſie
derowegen doch nicht ſo gleich zu uͤberwaͤltigen, der-
gleichen Stuͤrme bringen mehr Ehre als Schande,
wenigſtens bey vernuͤnfftigen Leuten. Ach! fuhr
ſie zu reden fort, was ſoll ich in Holland machen,
wenn ich keinen beſſern Troſt darinnen zu finden
weiß. Wollen ſie denn nicht, war meine Ant-
wort, dem guten Rathe folgen, den ihnen heute
Herr Doſtart gegeben, und ſich dabey ſelbſt zu den
allerſtaͤrckſten Gefaͤlligkeiten anheiſchig gemacht
hat? ſie ſchienen ja nicht abgeneigt, weil die ange-
nehme Reſolution drauf erfolgte. Mein Herr!
hiervon wird ſich ein mehreres ſprechen laſſen, wenn
ich erſtlich in meiner Vater-Stadt angelangt bin, ꝛc.
Madame, ich vor meine Perſon will ihnen ferner
nicht verhinderlich ſeyn, ſondern viel lieber einen an-
dern Weg erwaͤhlen, als zu Dero Verdruß bey
ihnen bleiben. Ja, ja! ſagte ſie, ich habe es wohl
gedacht, daß ich noch nicht genung gekraͤnckt waͤre,

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[186/0194] ſe-Gefaͤhrtin vor Verdruß ſchon eingeſchlaffen ſeyn wuͤrde. Allein, ich traff dieſelbe annoch gantz mun- ter, jedoch in groͤſter Betruͤbniß an, indem ſie ſehr weinete, darbey uͤber groſſe Schmertzen in allen Gliedern klagte. Jch hoͤrete, daß ſie auf den Eif- fer und Erſchroͤcken nichts eingenommen hatte, ſchickte derowegen die bey ihrem Bette ſitzende Magd zur Apotheque, um ein Schreck-Pulver zu holen. Mittlerweile fing ſie an: Jſts nicht wahr, Monſ. van Blac. daß ich die ungluͤckſeligſte Perſon von der Welt bin? ſehet, ſo wird meine Tu- gend beſtuͤrmt, auch an ſolchen Orten, wo ich mich ſicher zu ſeyn ſchaͤtze. Madame! gab ich zur Ant- wort, wird die Tugend gleich beſtuͤrmt, ſo iſt ſie derowegen doch nicht ſo gleich zu uͤberwaͤltigen, der- gleichen Stuͤrme bringen mehr Ehre als Schande, wenigſtens bey vernuͤnfftigen Leuten. Ach! fuhr ſie zu reden fort, was ſoll ich in Holland machen, wenn ich keinen beſſern Troſt darinnen zu finden weiß. Wollen ſie denn nicht, war meine Ant- wort, dem guten Rathe folgen, den ihnen heute Herr Doſtart gegeben, und ſich dabey ſelbſt zu den allerſtaͤrckſten Gefaͤlligkeiten anheiſchig gemacht hat? ſie ſchienen ja nicht abgeneigt, weil die ange- nehme Reſolution drauf erfolgte. Mein Herr! hiervon wird ſich ein mehreres ſprechen laſſen, wenn ich erſtlich in meiner Vater-Stadt angelangt bin, ꝛc. Madame, ich vor meine Perſon will ihnen ferner nicht verhinderlich ſeyn, ſondern viel lieber einen an- dern Weg erwaͤhlen, als zu Dero Verdruß bey ihnen bleiben. Ja, ja! ſagte ſie, ich habe es wohl gedacht, daß ich noch nicht genung gekraͤnckt waͤre, nun

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/194>, abgerufen am 24.11.2024.