aber einen jeden von meinen Geschwistern 100. spec. Ducaten, und dabey ein neues Kleid mit dem Ver- sprechen, daß, wenn sie fleißig vor mich beten wür- den, damit mir eine gewisse Affaire wohl geriethe, ich an ihnen nach und nach ein noch mehrers thun wolte.
Mitlerweile sahe mich jedermann, der mich in der Jugend in meiner Vaters-Stadt gekennet hatte, fast vor ein Meer-Wunder an, jedoch, da ich den verständigsten Leuten, worunter sich auch viele Vor- nehme befanden, meine Fatalitäten erzählet hatte, bekam ich ohnverhofft verschiedene gute Gönner und Freunde, welche sich sehr verobligirten, mir eine gute Bedienung zu verschaffen, wobey ich honette- ment leben könte, allein ich sahe mich nicht im Stan- de, noch zur Zeit etwas anzunehmen, sondern wolte erstlich auf Briefe von der van Bredal warten, wel- che denn auch in der 6ten Woche nach meiner An- kunfft in Antwerpen, durch einen Expressen einlief- fen, und die ich also gesetzt befand:
Mein wertherMons. van Blac,
WIe ich mir immer seithero selbst pro- pheceyet, so | ist es mir auch ergangen. Nehmet es mir nicht übel, daß ich euch eine weitläufftige Nachricht von meinem allhie- sigen Begebenheiten überschreibe. So bald ich nach Leuwarden kam, that ich, als ob ich gar nichts von der anderweitigen Verhey- rathung meines ungetreuen Mannes wüste, fuhr derowegen gerade vor das Hauß, wor- innen ich sonsten mit ihm gewohnet hatte, stieg ab, ging in dieordinaireWohn-Stube,
und
III.Theil. (N)
aber einen jeden von meinen Geſchwiſtern 100. ſpec. Ducaten, und dabey ein neues Kleid mit dem Ver- ſprechen, daß, wenn ſie fleißig vor mich beten wuͤr- den, damit mir eine gewiſſe Affaire wohl geriethe, ich an ihnen nach und nach ein noch mehrers thun wolte.
Mitlerweile ſahe mich jedermann, der mich in der Jugend in meiner Vaters-Stadt gekennet hatte, faſt vor ein Meer-Wunder an, jedoch, da ich den verſtaͤndigſten Leuten, worunter ſich auch viele Vor- nehme befanden, meine Fatalitaͤten erzaͤhlet hatte, bekam ich ohnverhofft verſchiedene gute Goͤnner und Freunde, welche ſich ſehr verobligirten, mir eine gute Bedienung zu verſchaffen, wobey ich honette- ment leben koͤnte, allein ich ſahe mich nicht im Stan- de, noch zur Zeit etwas anzunehmen, ſondern wolte erſtlich auf Briefe von der van Bredal warten, wel- che denn auch in der 6ten Woche nach meiner An- kunfft in Antwerpen, durch einen Expreſſen einlief- fen, und die ich alſo geſetzt befand:
Mein wertherMonſ. van Blac,
WIe ich mir immer ſeithero ſelbſt pro- pheceyet, ſo | iſt es mir auch ergangen. Nehmet es mir nicht uͤbel, daß ich euch eine weitlaͤufftige Nachricht von meinem allhie- ſigen Begebenheiten uͤberſchreibe. So bald ich nach Leuwarden kam, that ich, als ob ich gar nichts von der anderweitigen Verhey- rathung meines ungetreuen Mannes wuͤſte, fuhr derowegen gerade vor das Hauß, wor- innen ich ſonſten mit ihm gewohnet hatte, ſtieg ab, ging in dieordinaireWohn-Stube,
und
III.Theil. (N)
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aber einen jeden von meinen Geſchwiſtern 100. ſpec.
Ducaten, und dabey ein neues Kleid mit dem Ver-
ſprechen, daß, wenn ſie fleißig vor mich beten wuͤr-
den, damit mir eine gewiſſe Affaire wohl geriethe, ich
an ihnen nach und nach ein noch mehrers thun wolte.
Mitlerweile ſahe mich jedermann, der mich in der
Jugend in meiner Vaters-Stadt gekennet hatte,
faſt vor ein Meer-Wunder an, jedoch, da ich den
verſtaͤndigſten Leuten, worunter ſich auch viele Vor-
nehme befanden, meine Fatalitaͤten erzaͤhlet hatte,
bekam ich ohnverhofft verſchiedene gute Goͤnner und
Freunde, welche ſich ſehr verobligirten, mir eine
gute Bedienung zu verſchaffen, wobey ich honette-
ment leben koͤnte, allein ich ſahe mich nicht im Stan-
de, noch zur Zeit etwas anzunehmen, ſondern wolte
erſtlich auf Briefe von der van Bredal warten, wel-
che denn auch in der 6ten Woche nach meiner An-
kunfft in Antwerpen, durch einen Expreſſen einlief-
fen, und die ich alſo geſetzt befand:
Mein werther Monſ. van Blac,
WIe ich mir immer ſeithero ſelbſt pro-
pheceyet, ſo | iſt es mir auch ergangen.
Nehmet es mir nicht uͤbel, daß ich euch eine
weitlaͤufftige Nachricht von meinem allhie-
ſigen Begebenheiten uͤberſchreibe. So bald
ich nach Leuwarden kam, that ich, als ob ich
gar nichts von der anderweitigen Verhey-
rathung meines ungetreuen Mannes wuͤſte,
fuhr derowegen gerade vor das Hauß, wor-
innen ich ſonſten mit ihm gewohnet hatte,
ſtieg ab, ging in die ordinaire Wohn-Stube,
und
III. Theil. (N)
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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