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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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aber einen jeden von meinen Geschwistern 100. spec.
Ducaten,
und dabey ein neues Kleid mit dem Ver-
sprechen, daß, wenn sie fleißig vor mich beten wür-
den, damit mir eine gewisse Affaire wohl geriethe, ich
an ihnen nach und nach ein noch mehrers thun wolte.

Mitlerweile sahe mich jedermann, der mich in der
Jugend in meiner Vaters-Stadt gekennet hatte,
fast vor ein Meer-Wunder an, jedoch, da ich den
verständigsten Leuten, worunter sich auch viele Vor-
nehme befanden, meine Fatalitäten erzählet hatte,
bekam ich ohnverhofft verschiedene gute Gönner und
Freunde, welche sich sehr verobligirten, mir eine
gute Bedienung zu verschaffen, wobey ich honette-
ment
leben könte, allein ich sahe mich nicht im Stan-
de, noch zur Zeit etwas anzunehmen, sondern wolte
erstlich auf Briefe von der van Bredal warten, wel-
che denn auch in der 6ten Woche nach meiner An-
kunfft in Antwerpen, durch einen Expressen einlief-
fen, und die ich also gesetzt befand:

Mein werther Mons. van Blac,

WIe ich mir immer seithero selbst pro-
pheceyet, so | ist es mir auch ergangen.
Nehmet es mir nicht übel, daß ich euch eine
weitläufftige Nachricht von meinem allhie-
sigen Begebenheiten überschreibe. So bald
ich nach Leuwarden kam, that ich, als ob ich
gar nichts von der anderweitigen Verhey-
rathung meines ungetreuen Mannes wüste,
fuhr derowegen gerade vor das Hauß, wor-
innen ich sonsten mit ihm gewohnet hatte,
stieg ab, ging in die
ordinaire Wohn-Stube,

und
III. Theil. (N)

aber einen jeden von meinen Geſchwiſtern 100. ſpec.
Ducaten,
und dabey ein neues Kleid mit dem Ver-
ſprechen, daß, wenn ſie fleißig vor mich beten wuͤr-
den, damit mir eine gewiſſe Affaire wohl geriethe, ich
an ihnen nach und nach ein noch mehrers thun wolte.

Mitlerweile ſahe mich jedermann, der mich in der
Jugend in meiner Vaters-Stadt gekennet hatte,
faſt vor ein Meer-Wunder an, jedoch, da ich den
verſtaͤndigſten Leuten, worunter ſich auch viele Vor-
nehme befanden, meine Fatalitaͤten erzaͤhlet hatte,
bekam ich ohnverhofft verſchiedene gute Goͤnner und
Freunde, welche ſich ſehr verobligirten, mir eine
gute Bedienung zu verſchaffen, wobey ich honette-
ment
leben koͤnte, allein ich ſahe mich nicht im Stan-
de, noch zur Zeit etwas anzunehmen, ſondern wolte
erſtlich auf Briefe von der van Bredal warten, wel-
che denn auch in der 6ten Woche nach meiner An-
kunfft in Antwerpen, durch einen Expreſſen einlief-
fen, und die ich alſo geſetzt befand:

Mein werther Monſ. van Blac,

WIe ich mir immer ſeithero ſelbſt pro-
pheceyet, ſo | iſt es mir auch ergangen.
Nehmet es mir nicht uͤbel, daß ich euch eine
weitlaͤufftige Nachricht von meinem allhie-
ſigen Begebenheiten uͤberſchreibe. So bald
ich nach Leuwarden kam, that ich, als ob ich
gar nichts von der anderweitigen Verhey-
rathung meines ungetreuen Mannes wuͤſte,
fuhr derowegen gerade vor das Hauß, wor-
innen ich ſonſten mit ihm gewohnet hatte,
ſtieg ab, ging in die
ordinaire Wohn-Stube,

und
III. Theil. (N)
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[193/0201] aber einen jeden von meinen Geſchwiſtern 100. ſpec. Ducaten, und dabey ein neues Kleid mit dem Ver- ſprechen, daß, wenn ſie fleißig vor mich beten wuͤr- den, damit mir eine gewiſſe Affaire wohl geriethe, ich an ihnen nach und nach ein noch mehrers thun wolte. Mitlerweile ſahe mich jedermann, der mich in der Jugend in meiner Vaters-Stadt gekennet hatte, faſt vor ein Meer-Wunder an, jedoch, da ich den verſtaͤndigſten Leuten, worunter ſich auch viele Vor- nehme befanden, meine Fatalitaͤten erzaͤhlet hatte, bekam ich ohnverhofft verſchiedene gute Goͤnner und Freunde, welche ſich ſehr verobligirten, mir eine gute Bedienung zu verſchaffen, wobey ich honette- ment leben koͤnte, allein ich ſahe mich nicht im Stan- de, noch zur Zeit etwas anzunehmen, ſondern wolte erſtlich auf Briefe von der van Bredal warten, wel- che denn auch in der 6ten Woche nach meiner An- kunfft in Antwerpen, durch einen Expreſſen einlief- fen, und die ich alſo geſetzt befand: Mein werther Monſ. van Blac, WIe ich mir immer ſeithero ſelbſt pro- pheceyet, ſo | iſt es mir auch ergangen. Nehmet es mir nicht uͤbel, daß ich euch eine weitlaͤufftige Nachricht von meinem allhie- ſigen Begebenheiten uͤberſchreibe. So bald ich nach Leuwarden kam, that ich, als ob ich gar nichts von der anderweitigen Verhey- rathung meines ungetreuen Mannes wuͤſte, fuhr derowegen gerade vor das Hauß, wor- innen ich ſonſten mit ihm gewohnet hatte, ſtieg ab, ging in die ordinaire Wohn-Stube, und III. Theil. (N)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/201>, abgerufen am 24.11.2024.