und fragte so gleich nach demvan Steen,wel- cher ausgegangen war, jedoch kam seine Ge- mahlin, dieHelena,so gleich zur Stelle, und fragte, was ich beliebte?Madam!gab ich zur Antwort, ich habe zwar die Ehre nicht, sie zu kennen, möchte aber gern meinen Ehe- Mann denvan Steensehen. Hierauf sahe mir dieHelenaetwas tieffer in die Augen, und da sie mich so gleich erkennen mochte, wurde sie so blaß als eine Leiche, stund auch eine gute Zeit als ein steinern Bild vor mir, weßwegen ich zu ihr sprach:Madam,war- um werden sie so verwirret? Jst ihnen etwa nicht wohl? Sie wuste erstlich noch nicht, was sie antworten solre, endlich aber flos- sen diese Worte aus ihrem Munde: Jst der van Steeneuer Mann, so müsset ihr nicht wohl im Gehirne verwahret seyn, denn ich habe ihn nun schon einige Zeit zur Ehe, auch ein Kind in der Wiege, und eins im Leibe von ihm, wüste auch nicht, wer mir meinen Mann abdisputirenwolte, zumahlen da sei- ne erste Frau in Marocco unter den Kebs- Weibern des Kaysers befindlich, und er die- serwegen alhier Erlaubniß erhalten sich als ein von ihr geschiedener mit mir zu verhey- rathen.Madame! replicirteich, ihr seyd von der gantzen Sache entweder gar zu viel oder gar zu wenig unterrichtet; ich bin die erste Frau desvan Steen,und habe noch nie- mahls einen andern Mann, als ihn erkannt, auch hat mich der Himmel sonderlich davor
bewah-
und fragte ſo gleich nach demvan Steen,wel- cher ausgegangen war, jedoch kam ſeine Ge- mahlin, dieHelena,ſo gleich zur Stelle, und fragte, was ich beliebte?Madam!gab ich zur Antwort, ich habe zwar die Ehre nicht, ſie zu kennen, moͤchte aber gern meinen Ehe- Mann denvan Steenſehen. Hierauf ſahe mir dieHelenaetwas tieffer in die Augen, und da ſie mich ſo gleich erkennen mochte, wurde ſie ſo blaß als eine Leiche, ſtund auch eine gute Zeit als ein ſteinern Bild vor mir, weßwegen ich zu ihr ſprach:Madam,war- um werden ſie ſo verwirret? Jſt ihnen etwa nicht wohl? Sie wuſte erſtlich noch nicht, was ſie antworten ſolre, endlich aber floſ- ſen dieſe Worte aus ihrem Munde: Jſt der van Steeneuer Mann, ſo muͤſſet ihr nicht wohl im Gehirne verwahret ſeyn, denn ich habe ihn nun ſchon einige Zeit zur Ehe, auch ein Kind in der Wiege, und eins im Leibe von ihm, wuͤſte auch nicht, wer mir meinen Mann abdiſputirenwolte, zumahlen da ſei- ne erſte Frau in Marocco unter den Kebs- Weibern des Kayſers befindlich, und er die- ſerwegen alhier Erlaubniß erhalten ſich als ein von ihr geſchiedener mit mir zu verhey- rathen.Madame! replicirteich, ihr ſeyd von der gantzen Sache entweder gar zu viel oder gar zu wenig unterrichtet; ich bin die erſte Frau desvan Steen,und habe noch nie- mahls einen andern Mann, als ihn erkannt, auch hat mich der Himmel ſonderlich davor
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[194/0202]
und fragte ſo gleich nach dem van Steen, wel-
cher ausgegangen war, jedoch kam ſeine Ge-
mahlin, die Helena, ſo gleich zur Stelle, und
fragte, was ich beliebte? Madam! gab ich
zur Antwort, ich habe zwar die Ehre nicht,
ſie zu kennen, moͤchte aber gern meinen Ehe-
Mann den van Steen ſehen. Hierauf ſahe
mir die Helena etwas tieffer in die Augen,
und da ſie mich ſo gleich erkennen mochte,
wurde ſie ſo blaß als eine Leiche, ſtund auch
eine gute Zeit als ein ſteinern Bild vor mir,
weßwegen ich zu ihr ſprach: Madam, war-
um werden ſie ſo verwirret? Jſt ihnen etwa
nicht wohl? Sie wuſte erſtlich noch nicht,
was ſie antworten ſolre, endlich aber floſ-
ſen dieſe Worte aus ihrem Munde: Jſt der
van Steen euer Mann, ſo muͤſſet ihr nicht
wohl im Gehirne verwahret ſeyn, denn ich
habe ihn nun ſchon einige Zeit zur Ehe, auch
ein Kind in der Wiege, und eins im Leibe
von ihm, wuͤſte auch nicht, wer mir meinen
Mann ab diſputiren wolte, zumahlen da ſei-
ne erſte Frau in Marocco unter den Kebs-
Weibern des Kayſers befindlich, und er die-
ſerwegen alhier Erlaubniß erhalten ſich als
ein von ihr geſchiedener mit mir zu verhey-
rathen. Madame! replicirte ich, ihr ſeyd
von der gantzen Sache entweder gar zu viel
oder gar zu wenig unterrichtet; ich bin die
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mahls einen andern Mann, als ihn erkannt,
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/202>, abgerufen am 24.11.2024.
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