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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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schlusse, daß woferne ich alle Weitläufftig-
keiten vermeiden, er mir nicht allein alles
mein eingebrachtes Gut baar bezahlen, son-
dern auch über dieses noch
1000. spec. Thlr.
schencken wolte.

Jch nahm mir nicht einmahl die Mühe,
diesen Maul-Affen behörig zu antworren,
sondern sagte nur, es wäre alle gut, er möch-
re seinen Principal wieder grüssen, ich würde
meine Sache schon auszuführen, und meine
Ehre gegen ihn und seine itzige Frau zu ret-
ten wissen.

Nachhero habe erfahren, daß der van
Steen
mit dem erstlich Abgeschickten, der sich
Nörgel nennete, und noch einem andern
nichtzweymahl nach einander besuchen wol-
len, weil er vielleicht kein gutes Gewissen,
oder etwa bessere Gedancken bekommen hat-
te, allein, seine Frau hatte es dennoch zu hin-
tertreiben gewust, so, daß ich an dessen
Statt die schändlichsten Reden von ihm hö-
ren muste, worzu vielleicht der in Lissaben
zurück gebliebene
Rackhuysen durch Briefe
das meiste beygetragen haben mag.

Vom Dostart vernehme, daß er bißhero
durch eine schwere Kranckheit an seiner Zu-
rückkunfft verhindett, worden, wiewohl ich
ihn nun deßwegen aus Christlichem Gemü-
the bedaure, so ist mir doch an seiner Gegen-
wart gar nichts gelegen, weil ich denn Pro-
ceß gegen meinen ungetreuen Man bereits
einem gescheuten
Procureur anvertrauer,

wel-
[N 3]

ſchluſſe, daß woferne ich alle Weitlaͤufftig-
keiten vermeiden, er mir nicht allein alles
mein eingebrachtes Gut baar bezahlen, ſon-
dern auch uͤber dieſes noch
1000. ſpec. Thlr.
ſchencken wolte.

Jch nahm mir nicht einmahl die Muͤhe,
dieſen Maul-Affen behoͤrig zu antworren,
ſondern ſagte nur, es waͤre alle gut, er moͤch-
re ſeinen Principal wieder gruͤſſen, ich wuͤrde
meine Sache ſchon auszufuͤhren, und meine
Ehre gegen ihn und ſeine itzige Frau zu ret-
ten wiſſen.

Nachhero habe erfahren, daß der van
Steen
mit dem erſtlich Abgeſchickten, der ſich
Noͤrgel nennete, und noch einem andern
nichtzweymahl nach einander beſuchen wol-
len, weil er vielleicht kein gutes Gewiſſen,
oder etwa beſſere Gedancken bekommen hat-
te, allein, ſeine Frau hatte es dennoch zu hin-
tertreiben gewuſt, ſo, daß ich an deſſen
Statt die ſchaͤndlichſten Reden von ihm hoͤ-
ren muſte, worzu vielleicht der in Liſſaben
zuruͤck gebliebene
Rackhuyſen durch Briefe
das meiſte beygetragen haben mag.

Vom Doſtart vernehme, daß er bißhero
durch eine ſchwere Kranckheit an ſeiner Zu-
ruͤckkunfft verhindett, worden, wiewohl ich
ihn nun deßwegen aus Chriſtlichem Gemuͤ-
the bedaure, ſo iſt mir doch an ſeiner Gegen-
wart gar nichts gelegen, weil ich denn Pro-
ceß gegen meinen ungetreuen Man bereits
einem geſcheuten
Procureur anvertrauer,

wel-
[N 3]
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[197/0205] ſchluſſe, daß woferne ich alle Weitlaͤufftig- keiten vermeiden, er mir nicht allein alles mein eingebrachtes Gut baar bezahlen, ſon- dern auch uͤber dieſes noch 1000. ſpec. Thlr. ſchencken wolte. Jch nahm mir nicht einmahl die Muͤhe, dieſen Maul-Affen behoͤrig zu antworren, ſondern ſagte nur, es waͤre alle gut, er moͤch- re ſeinen Principal wieder gruͤſſen, ich wuͤrde meine Sache ſchon auszufuͤhren, und meine Ehre gegen ihn und ſeine itzige Frau zu ret- ten wiſſen. Nachhero habe erfahren, daß der van Steen mit dem erſtlich Abgeſchickten, der ſich Noͤrgel nennete, und noch einem andern nichtzweymahl nach einander beſuchen wol- len, weil er vielleicht kein gutes Gewiſſen, oder etwa beſſere Gedancken bekommen hat- te, allein, ſeine Frau hatte es dennoch zu hin- tertreiben gewuſt, ſo, daß ich an deſſen Statt die ſchaͤndlichſten Reden von ihm hoͤ- ren muſte, worzu vielleicht der in Liſſaben zuruͤck gebliebene Rackhuyſen durch Briefe das meiſte beygetragen haben mag. Vom Doſtart vernehme, daß er bißhero durch eine ſchwere Kranckheit an ſeiner Zu- ruͤckkunfft verhindett, worden, wiewohl ich ihn nun deßwegen aus Chriſtlichem Gemuͤ- the bedaure, ſo iſt mir doch an ſeiner Gegen- wart gar nichts gelegen, weil ich denn Pro- ceß gegen meinen ungetreuen Man bereits einem geſcheuten Procureur anvertrauer, wel- [N 3]

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/205>, abgerufen am 24.11.2024.