cke bey euch geschlagen hat, derowegen will ich erstlich mit meinem Verhängnisse einen rechtschaffenen Streit anfangen, ehe es mich vollkommen besiegen soll. Die erzürnete Helena melirte sich hierbey aufs neue in das Gespräch, welches nach und nach so hefftig wurde, daß wir einander wieder nach den Köpffen greiffen wolten,van Steenaber verhütete dieses, und gab endlich Befehl, daß mich 4. von seinen Leuten zum Hause hinaus führen musten. Jch war nicht im Stande mich zu wehren, schwieg auch, um mich nicht ferner prostituiren zu lassen, gantz stelle, stieg in meinen Wagen, und ließ mich in ein Gast-Hauß fahren, allwo ich blieb, und selbige erste Nacht einen beweglichen Brief an meinen ungerreuen Ehe-Mann schrieb, auch ihm darinnen sein Verfah- ren gegen mich von Anfange an biß auf die- se Stunde vorrückte, allein er würdigte mich nicht mir schrifftlich zu antworten, son- dern schickte einen Läppischen Kerl zu mir in meinLogis,welcher mir vorstellen muste, daß ich ja, da ich ein Kebs-Weib eines Bar- barn gewesen, über dieses lange Zeit mit ei- nem jungen Holländer (unter welchen ihr mein ehrlichervan Blacverstanden wurdet) in der Welt herum gereiset, ohnmöglich ver- langen könte, daß mich der Herrvan Steen wieder annehmen, und seine itzige Frau, die er über alles in der Welt liebte, von sich ja- gen solte; inzwischen bliebe er bey dem Ent-
schlusse,
cke bey euch geſchlagen hat, derowegen will ich erſtlich mit meinem Verhaͤngniſſe einen rechtſchaffenen Streit anfangen, ehe es mich vollkommen beſiegen ſoll. Die erzuͤrnete Helena melirte ſich hierbey aufs neue in das Geſpraͤch, welches nach und nach ſo hefftig wurde, daß wir einander wieder nach den Koͤpffen greiffen wolten,van Steenaber verhuͤtete dieſes, und gab endlich Befehl, daß mich 4. von ſeinen Leuten zum Hauſe hinaus fuͤhren muſten. Jch war nicht im Stande mich zu wehren, ſchwieg auch, um mich nicht ferner proſtituiren zu laſſen, gantz ſtelle, ſtieg in meinen Wagen, und ließ mich in ein Gaſt-Hauß fahren, allwo ich blieb, und ſelbige erſte Nacht einen beweglichen Brief an meinen ungerreuen Ehe-Mann ſchrieb, auch ihm darinnen ſein Verfah- ren gegen mich von Anfange an biß auf die- ſe Stunde vorruͤckte, allein er wuͤrdigte mich nicht mir ſchrifftlich zu antworten, ſon- dern ſchickte einen Laͤppiſchen Kerl zu mir in meinLogis,welcher mir vorſtellen muſte, daß ich ja, da ich ein Kebs-Weib eines Bar- barn geweſen, uͤber dieſes lange Zeit mit ei- nem jungen Hollaͤnder (unter welchen ihr mein ehrlichervan Blacverſtanden wurdet) in der Welt herum gereiſet, ohnmoͤglich ver- langen koͤnte, daß mich der Herrvan Steen wieder annehmen, und ſeine itzige Frau, die er uͤber alles in der Welt liebte, von ſich ja- gen ſolte; inzwiſchen bliebe er bey dem Ent-
ſchluſſe,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0204"n="196"/><hirendition="#fr">cke bey euch geſchlagen hat, derowegen will<lb/>
ich erſtlich mit meinem Verhaͤngniſſe einen<lb/>
rechtſchaffenen Streit anfangen, ehe es mich<lb/>
vollkommen beſiegen ſoll. Die erzuͤrnete<lb/>
Helena melirte ſich hierbey aufs neue in das<lb/>
Geſpraͤch, welches nach und nach ſo hefftig<lb/>
wurde, daß wir einander wieder nach den<lb/>
Koͤpffen greiffen wolten,</hi><hirendition="#aq">van Steen</hi><hirendition="#fr">aber<lb/>
verhuͤtete dieſes, und gab endlich Befehl,<lb/>
daß mich 4. von ſeinen Leuten zum Hauſe<lb/>
hinaus fuͤhren muſten. Jch war nicht im<lb/>
Stande mich zu wehren, ſchwieg auch, um<lb/>
mich nicht ferner proſtituiren zu laſſen, gantz<lb/>ſtelle, ſtieg in meinen Wagen, und ließ mich<lb/>
in ein Gaſt-Hauß fahren, allwo ich blieb,<lb/>
und ſelbige erſte Nacht einen beweglichen<lb/>
Brief an meinen ungerreuen Ehe-Mann<lb/>ſchrieb, auch ihm darinnen ſein Verfah-<lb/>
ren gegen mich von Anfange an biß auf die-<lb/>ſe Stunde vorruͤckte, allein er wuͤrdigte mich<lb/>
nicht mir ſchrifftlich zu antworten, ſon-<lb/>
dern ſchickte einen Laͤppiſchen Kerl zu mir<lb/>
in mein</hi><hirendition="#aq">Logis,</hi><hirendition="#fr">welcher mir vorſtellen muſte,<lb/>
daß ich ja, da ich ein Kebs-Weib eines Bar-<lb/>
barn geweſen, uͤber dieſes lange Zeit mit ei-<lb/>
nem jungen Hollaͤnder (unter welchen ihr<lb/>
mein ehrlicher</hi><hirendition="#aq">van Blac</hi><hirendition="#fr">verſtanden wurdet)<lb/>
in der Welt herum gereiſet, ohnmoͤglich ver-<lb/>
langen koͤnte, daß mich der Herr</hi><hirendition="#aq">van Steen</hi><lb/><hirendition="#fr">wieder annehmen, und ſeine itzige Frau, die<lb/>
er uͤber alles in der Welt liebte, von ſich ja-<lb/>
gen ſolte; inzwiſchen bliebe er bey dem Ent-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">ſchluſſe,</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[196/0204]
cke bey euch geſchlagen hat, derowegen will
ich erſtlich mit meinem Verhaͤngniſſe einen
rechtſchaffenen Streit anfangen, ehe es mich
vollkommen beſiegen ſoll. Die erzuͤrnete
Helena melirte ſich hierbey aufs neue in das
Geſpraͤch, welches nach und nach ſo hefftig
wurde, daß wir einander wieder nach den
Koͤpffen greiffen wolten, van Steen aber
verhuͤtete dieſes, und gab endlich Befehl,
daß mich 4. von ſeinen Leuten zum Hauſe
hinaus fuͤhren muſten. Jch war nicht im
Stande mich zu wehren, ſchwieg auch, um
mich nicht ferner proſtituiren zu laſſen, gantz
ſtelle, ſtieg in meinen Wagen, und ließ mich
in ein Gaſt-Hauß fahren, allwo ich blieb,
und ſelbige erſte Nacht einen beweglichen
Brief an meinen ungerreuen Ehe-Mann
ſchrieb, auch ihm darinnen ſein Verfah-
ren gegen mich von Anfange an biß auf die-
ſe Stunde vorruͤckte, allein er wuͤrdigte mich
nicht mir ſchrifftlich zu antworten, ſon-
dern ſchickte einen Laͤppiſchen Kerl zu mir
in mein Logis, welcher mir vorſtellen muſte,
daß ich ja, da ich ein Kebs-Weib eines Bar-
barn geweſen, uͤber dieſes lange Zeit mit ei-
nem jungen Hollaͤnder (unter welchen ihr
mein ehrlicher van Blac verſtanden wurdet)
in der Welt herum gereiſet, ohnmoͤglich ver-
langen koͤnte, daß mich der Herr van Steen
wieder annehmen, und ſeine itzige Frau, die
er uͤber alles in der Welt liebte, von ſich ja-
gen ſolte; inzwiſchen bliebe er bey dem Ent-
ſchluſſe,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/204>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.