Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

allergrösten Vergnügen die Mrdame van Bredal
heraus steigen, die auch bald mit noch einem Frau-
enzimmer und einer Magd die Treppe herauf gegan-
gen kam, und wie ich durch mein Schlüssel-Loch se-
hen konte, mit ihrer Begleitung in ein Zimmer ging,
das nicht gar weit von dem Meinigen war.

Wie nun nicht vor rathsam hielt, mich eher sehen
zu lassen, biß ich ihr vorhero meine Ankunfft in Ge-
heim zu wissen gethan, so wolte eben nachsinnen, wie
dieses anzufangen wäre, als ich gewahr wurde, daß
das andere Frauenzimmer mit der Magd hinunter
ging, sie ihnen aber das Geleite biß an die Treppe
gab. So bald sie demnach umkehrete, machte ich
die Thür meines Zimmers auf, und ihr ein höfliches
Compliment. Sie erschrack ziemlich über den jäh-
lingen Anblick, und wurde Blut-roth, sagte aber
bald: Jch bin von Hertzen erfreuet, Mons. van Blac,
euch alhier wohl zu sehen, und hätte nicht gemeynet,
daß ihr so bald hier seyn würdet, wisset aber, daß
meine Affairen bereits völlig zum Ende sind, und ich
von dem van Steen gäntzlich abgeschieden bin, ein
ferneres wollen wir zu gelegener Zeit mit einander
reden, thut mir voritzo nur ein paar Tage den Ge-
fallen, und stellet euch an, als ob ihr mich sonsten
noch niemahls gesehen hättet.

Madam! gab ich zur Artwort, ich bin schon ei-
nige Tage hier, habe mir aber micht die Courage
nehmen wollen, ihnen nachzureisen, und ob ich gleich
ausser mir selbst war, da ich das Vergnügen hatte,
Sie von dem Wagen steigen, und durch mein
Schlüssel-Loch auf den Saal kommen zu sehen, so
wolte mich doch vor andern Leuten nicht eher zei-

gen,

allergroͤſten Vergnuͤgen die Mrdame van Bredal
heraus ſteigen, die auch bald mit noch einem Frau-
enzimmer und einer Magd die Treppe herauf gegan-
gen kam, und wie ich durch mein Schluͤſſel-Loch ſe-
hen konte, mit ihrer Begleitung in ein Zimmer ging,
das nicht gar weit von dem Meinigen war.

Wie nun nicht vor rathſam hielt, mich eher ſehen
zu laſſen, biß ich ihr vorhero meine Ankunfft in Ge-
heim zu wiſſen gethan, ſo wolte eben nachſinnen, wie
dieſes anzufangen waͤre, als ich gewahr wurde, daß
das andere Frauenzimmer mit der Magd hinunter
ging, ſie ihnen aber das Geleite biß an die Treppe
gab. So bald ſie demnach umkehrete, machte ich
die Thuͤr meines Zimmers auf, und ihr ein hoͤfliches
Compliment. Sie erſchrack ziemlich uͤber den jaͤh-
lingen Anblick, und wurde Blut-roth, ſagte aber
bald: Jch bin von Hertzen erfreuet, Monſ. van Blac,
euch alhier wohl zu ſehen, und haͤtte nicht gemeynet,
daß ihr ſo bald hier ſeyn wuͤrdet, wiſſet aber, daß
meine Affairen bereits voͤllig zum Ende ſind, und ich
von dem van Steen gaͤntzlich abgeſchieden bin, ein
ferneres wollen wir zu gelegener Zeit mit einander
reden, thut mir voritzo nur ein paar Tage den Ge-
fallen, und ſtellet euch an, als ob ihr mich ſonſten
noch niemahls geſehen haͤttet.

Madam! gab ich zur Artwort, ich bin ſchon ei-
nige Tage hier, habe mir aber micht die Courage
nehmen wollen, ihnen nachzureiſen, und ob ich gleich
auſſer mir ſelbſt war, da ich das Vergnuͤgen hatte,
Sie von dem Wagen ſteigen, und durch mein
Schluͤſſel-Loch auf den Saal kommen zu ſehen, ſo
wolte mich doch vor andern Leuten nicht eher zei-

gen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0216" n="208"/>
allergro&#x0364;&#x017F;ten Vergnu&#x0364;gen die <hi rendition="#aq">Mrdame van Bredal</hi><lb/>
heraus &#x017F;teigen, die auch bald mit noch einem Frau-<lb/>
enzimmer und einer Magd die Treppe herauf gegan-<lb/>
gen kam, und wie ich durch mein Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el-Loch &#x017F;e-<lb/>
hen konte, mit ihrer Begleitung in ein Zimmer ging,<lb/>
das nicht gar weit von dem Meinigen war.</p><lb/>
          <p>Wie nun nicht vor rath&#x017F;am hielt, mich eher &#x017F;ehen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, biß ich ihr vorhero meine Ankunfft in Ge-<lb/>
heim zu wi&#x017F;&#x017F;en gethan, &#x017F;o wolte eben nach&#x017F;innen, wie<lb/>
die&#x017F;es anzufangen wa&#x0364;re, als ich gewahr wurde, daß<lb/>
das andere Frauenzimmer mit der Magd hinunter<lb/>
ging, &#x017F;ie ihnen aber das Geleite biß an die Treppe<lb/>
gab. So bald &#x017F;ie demnach umkehrete, machte ich<lb/>
die Thu&#x0364;r meines Zimmers auf, und ihr ein ho&#x0364;fliches<lb/><hi rendition="#aq">Compliment.</hi> Sie er&#x017F;chrack ziemlich u&#x0364;ber den ja&#x0364;h-<lb/>
lingen Anblick, und wurde Blut-roth, &#x017F;agte aber<lb/>
bald: Jch bin von Hertzen erfreuet, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. van Blac,</hi><lb/>
euch alhier wohl zu &#x017F;ehen, und ha&#x0364;tte nicht gemeynet,<lb/>
daß ihr &#x017F;o bald hier &#x017F;eyn wu&#x0364;rdet, wi&#x017F;&#x017F;et aber, daß<lb/>
meine <hi rendition="#aq">Affair</hi>en bereits vo&#x0364;llig zum Ende &#x017F;ind, und ich<lb/>
von dem <hi rendition="#aq">van Steen</hi> ga&#x0364;ntzlich abge&#x017F;chieden bin, ein<lb/>
ferneres wollen wir zu gelegener Zeit mit einander<lb/>
reden, thut mir voritzo nur ein paar Tage den Ge-<lb/>
fallen, und &#x017F;tellet euch an, als ob ihr mich &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
noch niemahls ge&#x017F;ehen ha&#x0364;ttet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Madam!</hi> gab ich zur Artwort, ich bin &#x017F;chon ei-<lb/>
nige Tage hier, habe mir aber micht die <hi rendition="#aq">Courage</hi><lb/>
nehmen wollen, ihnen nachzurei&#x017F;en, und ob ich gleich<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er mir &#x017F;elb&#x017F;t war, da ich das Vergnu&#x0364;gen hatte,<lb/>
Sie von dem Wagen &#x017F;teigen, und durch mein<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el-Loch auf den Saal kommen zu &#x017F;ehen, &#x017F;o<lb/>
wolte mich doch vor andern Leuten nicht eher zei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0216] allergroͤſten Vergnuͤgen die Mrdame van Bredal heraus ſteigen, die auch bald mit noch einem Frau- enzimmer und einer Magd die Treppe herauf gegan- gen kam, und wie ich durch mein Schluͤſſel-Loch ſe- hen konte, mit ihrer Begleitung in ein Zimmer ging, das nicht gar weit von dem Meinigen war. Wie nun nicht vor rathſam hielt, mich eher ſehen zu laſſen, biß ich ihr vorhero meine Ankunfft in Ge- heim zu wiſſen gethan, ſo wolte eben nachſinnen, wie dieſes anzufangen waͤre, als ich gewahr wurde, daß das andere Frauenzimmer mit der Magd hinunter ging, ſie ihnen aber das Geleite biß an die Treppe gab. So bald ſie demnach umkehrete, machte ich die Thuͤr meines Zimmers auf, und ihr ein hoͤfliches Compliment. Sie erſchrack ziemlich uͤber den jaͤh- lingen Anblick, und wurde Blut-roth, ſagte aber bald: Jch bin von Hertzen erfreuet, Monſ. van Blac, euch alhier wohl zu ſehen, und haͤtte nicht gemeynet, daß ihr ſo bald hier ſeyn wuͤrdet, wiſſet aber, daß meine Affairen bereits voͤllig zum Ende ſind, und ich von dem van Steen gaͤntzlich abgeſchieden bin, ein ferneres wollen wir zu gelegener Zeit mit einander reden, thut mir voritzo nur ein paar Tage den Ge- fallen, und ſtellet euch an, als ob ihr mich ſonſten noch niemahls geſehen haͤttet. Madam! gab ich zur Artwort, ich bin ſchon ei- nige Tage hier, habe mir aber micht die Courage nehmen wollen, ihnen nachzureiſen, und ob ich gleich auſſer mir ſelbſt war, da ich das Vergnuͤgen hatte, Sie von dem Wagen ſteigen, und durch mein Schluͤſſel-Loch auf den Saal kommen zu ſehen, ſo wolte mich doch vor andern Leuten nicht eher zei- gen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/216
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/216>, abgerufen am 24.11.2024.