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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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gen, biß ich erstlich Ordre von Jhnen erhalten, un-
terdessen möchte wünschen, daß ich allhier auf dieser
Stelle nur eine eintzige Stunde Zeit haben möchte,
ihnen eine gewisse Avanture zu eröffnen, worüber
Sie sich ungemein verwundern werden. Mons.
van Blac,
sagte sie hierauf, ich habe diesen Tag noch
wichtige Verrichtungen, und werde vor Abends
nicht wieder hieher kommen, so bald aber in diesem
Gast-Hause alles zu Bette ist, will ich euch durch
meine Magd in mein Zimmer ruffen lassen, meine
Baase, welche itzo mit derselben von mir gegangen,
wird, wie bißhero, zwar auch bey mir seyn, allein,
ihr habt euch vor beyden nicht zu scheuen, denn sie
sind mir sehr gewogen und getreue, ich werde mich
auch ehester Tages mit beyden zu Schiffe setzen, und
nach Engelland seegeln.

Jch wurde über diese letztern Worte einiger massen
in meinen Gedancken verwirret, welches Sie wohl
anmerckte, jedoch nichts mehr sagte, als: Habt gu-
ten Muth, mein werther Freund, diesen Abend wol-
len wir deutlicher mit einander sprechen; hiermit
begab sie sich in ihr Zimmer, und ich mich in das
meinige, stellete mich gegen meinen Aufwärter et-
was unpaß, und ließ mir dieserwegen die Speisen
herauf bringen, kam auch den gantzen Tag nicht aus
dem Zimmer, merckte aber wohl an, daß die Mada-
me van Bredal
noch vor Essens ausging, und erstlich
mit einbrechender Nacht wieder zurück kam.

Um Mitternachts-Zeit klopffte jemand gantz
sanffte an meine Thür, und da ich dieselbe leise er-
öffnete, trat ihre Magd herein, brachte ein Com-

pliment
III. Theil. (O)

gen, biß ich erſtlich Ordre von Jhnen erhalten, un-
terdeſſen moͤchte wuͤnſchen, daß ich allhier auf dieſer
Stelle nur eine eintzige Stunde Zeit haben moͤchte,
ihnen eine gewiſſe Avanture zu eroͤffnen, woruͤber
Sie ſich ungemein verwundern werden. Monſ.
van Blac,
ſagte ſie hierauf, ich habe dieſen Tag noch
wichtige Verrichtungen, und werde vor Abends
nicht wieder hieher kommen, ſo bald aber in dieſem
Gaſt-Hauſe alles zu Bette iſt, will ich euch durch
meine Magd in mein Zimmer ruffen laſſen, meine
Baaſe, welche itzo mit derſelben von mir gegangen,
wird, wie bißhero, zwar auch bey mir ſeyn, allein,
ihr habt euch vor beyden nicht zu ſcheuen, denn ſie
ſind mir ſehr gewogen und getreue, ich werde mich
auch eheſter Tages mit beyden zu Schiffe ſetzen, und
nach Engelland ſeegeln.

Jch wurde uͤber dieſe letztern Worte einiger maſſen
in meinen Gedancken verwirret, welches Sie wohl
anmerckte, jedoch nichts mehr ſagte, als: Habt gu-
ten Muth, mein werther Freund, dieſen Abend wol-
len wir deutlicher mit einander ſprechen; hiermit
begab ſie ſich in ihr Zimmer, und ich mich in das
meinige, ſtellete mich gegen meinen Aufwaͤrter et-
was unpaß, und ließ mir dieſerwegen die Speiſen
herauf bringen, kam auch den gantzen Tag nicht aus
dem Zimmer, merckte aber wohl an, daß die Mada-
me van Bredal
noch vor Eſſens ausging, und erſtlich
mit einbrechender Nacht wieder zuruͤck kam.

Um Mitternachts-Zeit klopffte jemand gantz
ſanffte an meine Thuͤr, und da ich dieſelbe leiſe er-
oͤffnete, trat ihre Magd herein, brachte ein Com-

pliment
III. Theil. (O)
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[109/0217] gen, biß ich erſtlich Ordre von Jhnen erhalten, un- terdeſſen moͤchte wuͤnſchen, daß ich allhier auf dieſer Stelle nur eine eintzige Stunde Zeit haben moͤchte, ihnen eine gewiſſe Avanture zu eroͤffnen, woruͤber Sie ſich ungemein verwundern werden. Monſ. van Blac, ſagte ſie hierauf, ich habe dieſen Tag noch wichtige Verrichtungen, und werde vor Abends nicht wieder hieher kommen, ſo bald aber in dieſem Gaſt-Hauſe alles zu Bette iſt, will ich euch durch meine Magd in mein Zimmer ruffen laſſen, meine Baaſe, welche itzo mit derſelben von mir gegangen, wird, wie bißhero, zwar auch bey mir ſeyn, allein, ihr habt euch vor beyden nicht zu ſcheuen, denn ſie ſind mir ſehr gewogen und getreue, ich werde mich auch eheſter Tages mit beyden zu Schiffe ſetzen, und nach Engelland ſeegeln. Jch wurde uͤber dieſe letztern Worte einiger maſſen in meinen Gedancken verwirret, welches Sie wohl anmerckte, jedoch nichts mehr ſagte, als: Habt gu- ten Muth, mein werther Freund, dieſen Abend wol- len wir deutlicher mit einander ſprechen; hiermit begab ſie ſich in ihr Zimmer, und ich mich in das meinige, ſtellete mich gegen meinen Aufwaͤrter et- was unpaß, und ließ mir dieſerwegen die Speiſen herauf bringen, kam auch den gantzen Tag nicht aus dem Zimmer, merckte aber wohl an, daß die Mada- me van Bredal noch vor Eſſens ausging, und erſtlich mit einbrechender Nacht wieder zuruͤck kam. Um Mitternachts-Zeit klopffte jemand gantz ſanffte an meine Thuͤr, und da ich dieſelbe leiſe er- oͤffnete, trat ihre Magd herein, brachte ein Com- pliment III. Theil. (O)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/217>, abgerufen am 24.11.2024.