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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Frau zu nehmen, so versichere, daß ihr nicht allein
meine euch itzt versprochenen 3000. Thlr. sondern
auch von ihrem Vermögen wenigstens noch gedop-
pelt so viel empfangen sollet; denn ich vor meine
Person bin entschlossen, meine übrige Lebens-Zeit im
ledigen Stande zuzubringen, mein Geld und Gut
auf Zinsen auszuthun, und in der Stille vor mich zu
leben.

Diese Worte waren ein Donnerschlag in mei-
nen Ohren und Hertzen, jedoch ich stund gantz ge-
lassen auf vom Stuhle, und sagte: Madame! Dero
Generositee ist jederzeit grösser gewesen gegen mich
als meine wenigen Dienste, ich habe noch ein star-
ckes Capital davon aufzuweisen, will aber selbiges
weit vergnügter wieder zurück geben, als noch mehr
von ihnen annehmen. Vor die vorgeschlagene Ma-
riage
dancke ich gehorsamst, nicht zwar etwa aus
Verachtung gegen diese Liebens-würdige Person,
sondern nur darum, weil mir nicht möglich ist, etwas
anders zu lieben, so lange ich weiß, daß die Madame
van Bredal
lebt; Geld und Gut ist nicht capable
mich zu vergnügen, weil ich aber Dero Entschluß
vernommen, so will mich aus ihren Augen verban-
nen, und mein künfftiges Schicksal mit Gedult er-
tragen. Adieu Madame! Der Himmel lasse sie
jederzeit vergnügt leben. Mein werthester Freund,
versetzte sie hierauf, indem sie mich bey dem Kleide
zurück zohe, bedencket doch euer Bestes, ich will
euch 3. Tage Zeit darzu lassen. Jch gab zur Ant-
wort: Madame! 3. Jahr, 3. Tage, 3. Minuten
oder 3. Secunden sind mir in diesem Stücke einer-
ley, weil ich weiß, daß mein Gemüthe in diesem

Stü-

Frau zu nehmen, ſo verſichere, daß ihr nicht allein
meine euch itzt verſprochenen 3000. Thlr. ſondern
auch von ihrem Vermoͤgen wenigſtens noch gedop-
pelt ſo viel empfangen ſollet; denn ich vor meine
Perſon bin entſchloſſen, meine uͤbrige Lebens-Zeit im
ledigen Stande zuzubringen, mein Geld und Gut
auf Zinſen auszuthun, und in der Stille vor mich zu
leben.

Dieſe Worte waren ein Donnerſchlag in mei-
nen Ohren und Hertzen, jedoch ich ſtund gantz ge-
laſſen auf vom Stuhle, und ſagte: Madame! Dero
Generoſitée iſt jederzeit groͤſſer geweſen gegen mich
als meine wenigen Dienſte, ich habe noch ein ſtar-
ckes Capital davon aufzuweiſen, will aber ſelbiges
weit vergnuͤgter wieder zuruͤck geben, als noch mehr
von ihnen annehmen. Vor die vorgeſchlagene Ma-
riage
dancke ich gehorſamſt, nicht zwar etwa aus
Verachtung gegen dieſe Liebens-wuͤrdige Perſon,
ſondern nur darum, weil mir nicht moͤglich iſt, etwas
anders zu lieben, ſo lange ich weiß, daß die Madame
van Bredal
lebt; Geld und Gut iſt nicht capable
mich zu vergnuͤgen, weil ich aber Dero Entſchluß
vernommen, ſo will mich aus ihren Augen verban-
nen, und mein kuͤnfftiges Schickſal mit Gedult er-
tragen. Adieu Madame! Der Himmel laſſe ſie
jederzeit vergnuͤgt leben. Mein wertheſter Freund,
verſetzte ſie hierauf, indem ſie mich bey dem Kleide
zuruͤck zohe, bedencket doch euer Beſtes, ich will
euch 3. Tage Zeit darzu laſſen. Jch gab zur Ant-
wort: Madame! 3. Jahr, 3. Tage, 3. Minuten
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[212/0220] Frau zu nehmen, ſo verſichere, daß ihr nicht allein meine euch itzt verſprochenen 3000. Thlr. ſondern auch von ihrem Vermoͤgen wenigſtens noch gedop- pelt ſo viel empfangen ſollet; denn ich vor meine Perſon bin entſchloſſen, meine uͤbrige Lebens-Zeit im ledigen Stande zuzubringen, mein Geld und Gut auf Zinſen auszuthun, und in der Stille vor mich zu leben. Dieſe Worte waren ein Donnerſchlag in mei- nen Ohren und Hertzen, jedoch ich ſtund gantz ge- laſſen auf vom Stuhle, und ſagte: Madame! Dero Generoſitée iſt jederzeit groͤſſer geweſen gegen mich als meine wenigen Dienſte, ich habe noch ein ſtar- ckes Capital davon aufzuweiſen, will aber ſelbiges weit vergnuͤgter wieder zuruͤck geben, als noch mehr von ihnen annehmen. Vor die vorgeſchlagene Ma- riage dancke ich gehorſamſt, nicht zwar etwa aus Verachtung gegen dieſe Liebens-wuͤrdige Perſon, ſondern nur darum, weil mir nicht moͤglich iſt, etwas anders zu lieben, ſo lange ich weiß, daß die Madame van Bredal lebt; Geld und Gut iſt nicht capable mich zu vergnuͤgen, weil ich aber Dero Entſchluß vernommen, ſo will mich aus ihren Augen verban- nen, und mein kuͤnfftiges Schickſal mit Gedult er- tragen. Adieu Madame! Der Himmel laſſe ſie jederzeit vergnuͤgt leben. Mein wertheſter Freund, verſetzte ſie hierauf, indem ſie mich bey dem Kleide zuruͤck zohe, bedencket doch euer Beſtes, ich will euch 3. Tage Zeit darzu laſſen. Jch gab zur Ant- wort: Madame! 3. Jahr, 3. Tage, 3. Minuten oder 3. Secunden ſind mir in dieſem Stuͤcke einer- ley, weil ich weiß, daß mein Gemuͤthe in dieſem Stuͤ-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/220>, abgerufen am 24.11.2024.