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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Stücke so unveränderlich ist, als ich unglücklich bin,
erlauben sie nur, daß ich mich retiriren, und Dero
Complaisance nicht länger mißbrauchen darff,
Sie hielt mich noch vester, und sagte: Mein Herr
in der Rage lasse ich euch nicht von mir gehen, er-
weget aber, ob ihr, als ein Junggeselle, der sich da-
vor ausgiebt, noch kein Frauenzimmer gewisser mas-
sen berührt zu haben, nicht wohl thätet, wenn ihr
meine Baase oder eine andere Jungfrau heyrathet,
als mich, die ich als eine Wittbe zu achten bin, und
dennoch wohl nachhero bey euch in den Verdacht
gerathen könte, als ob - - - - Jch unterbrach
ihre Rede, und bath: Madame! quälen sie mich nur
nicht länger, denn ich bin ja überzeugt genug, daß ih-
nen meine Person nicht anständig ist, darum ist ja
meine Resolution die allervernünfftigste, daß, da ich
nicht erlangen kan, was ich suche, lieber mich entfer-
nen will.

Unter diesen Worten rolleten mir, so viel ich mich
von meiner Kindheit an zu erinnern weiß zum ersten
mahle einige Thränen die Backen herunter, welche,
so bald es die Madame van Bredal sahe, eine solche
Würckung thaten, daß sie auf einmahi anders Sin-
nes wurde, mir um den Halß fiel, mich offtermahls
küssete, und endlich sagte: Bleib mein Schatz, ich
bin Deine, und du solst der Meinige seyn, so lange als
ich lebe, in Engelland wollen wir Hochzeit haben,
unterdessen aber richte dich nach meinen Umständen,
und überlege mit mir, wie wir uns etwa alhier noch
aufzuführen haben. Uber diese Worte wurde ich
dergestalt entzückt, daß ich selbst nicht wuste, wie
mir zu helffen war, indem ich so lange auf meiner

Lieb-
(O 3)

Stuͤcke ſo unveraͤnderlich iſt, als ich ungluͤcklich bin,
erlauben ſie nur, daß ich mich retiriren, und Dero
Complaiſançe nicht laͤnger mißbrauchen darff,
Sie hielt mich noch veſter, und ſagte: Mein Herr
in der Rage laſſe ich euch nicht von mir gehen, er-
weget aber, ob ihr, als ein Junggeſelle, der ſich da-
vor ausgiebt, noch kein Frauenzimmer gewiſſer maſ-
ſen beruͤhrt zu haben, nicht wohl thaͤtet, wenn ihr
meine Baaſe oder eine andere Jungfrau heyrathet,
als mich, die ich als eine Wittbe zu achten bin, und
dennoch wohl nachhero bey euch in den Verdacht
gerathen koͤnte, als ob ‒ ‒ ‒ ‒ Jch unterbrach
ihre Rede, und bath: Madame! quaͤlen ſie mich nur
nicht laͤnger, denn ich bin ja uͤberzeugt genug, daß ih-
nen meine Perſon nicht anſtaͤndig iſt, darum iſt ja
meine Reſolution die allervernuͤnfftigſte, daß, da ich
nicht erlangen kan, was ich ſuche, lieber mich entfer-
nen will.

Unter dieſen Worten rolleten mir, ſo viel ich mich
von meiner Kindheit an zu erinnern weiß zum erſten
mahle einige Thraͤnen die Backen herunter, welche,
ſo bald es die Madame van Bredal ſahe, eine ſolche
Wuͤrckung thaten, daß ſie auf einmahi anders Sin-
nes wurde, mir um den Halß fiel, mich offtermahls
kuͤſſete, und endlich ſagte: Bleib mein Schatz, ich
bin Deine, und du ſolſt der Meinige ſeyn, ſo lange als
ich lebe, in Engelland wollen wir Hochzeit haben,
unterdeſſen aber richte dich nach meinen Umſtaͤnden,
und uͤberlege mit mir, wie wir uns etwa alhier noch
aufzufuͤhren haben. Uber dieſe Worte wurde ich
dergeſtalt entzuͤckt, daß ich ſelbſt nicht wuſte, wie
mir zu helffen war, indem ich ſo lange auf meiner

Lieb-
(O 3)
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[213/0221] Stuͤcke ſo unveraͤnderlich iſt, als ich ungluͤcklich bin, erlauben ſie nur, daß ich mich retiriren, und Dero Complaiſançe nicht laͤnger mißbrauchen darff, Sie hielt mich noch veſter, und ſagte: Mein Herr in der Rage laſſe ich euch nicht von mir gehen, er- weget aber, ob ihr, als ein Junggeſelle, der ſich da- vor ausgiebt, noch kein Frauenzimmer gewiſſer maſ- ſen beruͤhrt zu haben, nicht wohl thaͤtet, wenn ihr meine Baaſe oder eine andere Jungfrau heyrathet, als mich, die ich als eine Wittbe zu achten bin, und dennoch wohl nachhero bey euch in den Verdacht gerathen koͤnte, als ob ‒ ‒ ‒ ‒ Jch unterbrach ihre Rede, und bath: Madame! quaͤlen ſie mich nur nicht laͤnger, denn ich bin ja uͤberzeugt genug, daß ih- nen meine Perſon nicht anſtaͤndig iſt, darum iſt ja meine Reſolution die allervernuͤnfftigſte, daß, da ich nicht erlangen kan, was ich ſuche, lieber mich entfer- nen will. Unter dieſen Worten rolleten mir, ſo viel ich mich von meiner Kindheit an zu erinnern weiß zum erſten mahle einige Thraͤnen die Backen herunter, welche, ſo bald es die Madame van Bredal ſahe, eine ſolche Wuͤrckung thaten, daß ſie auf einmahi anders Sin- nes wurde, mir um den Halß fiel, mich offtermahls kuͤſſete, und endlich ſagte: Bleib mein Schatz, ich bin Deine, und du ſolſt der Meinige ſeyn, ſo lange als ich lebe, in Engelland wollen wir Hochzeit haben, unterdeſſen aber richte dich nach meinen Umſtaͤnden, und uͤberlege mit mir, wie wir uns etwa alhier noch aufzufuͤhren haben. Uber dieſe Worte wurde ich dergeſtalt entzuͤckt, daß ich ſelbſt nicht wuſte, wie mir zu helffen war, indem ich ſo lange auf meiner Lieb- (O 3)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/221>, abgerufen am 24.11.2024.