der und Sachen in ein Kästlein packen, und selbiges alles zusammen dem van Steen in die Hände lie- fern lassen, nachhero würden wir in Engelland den- noch wohl erfahren, was etwa ferner vorgegangen wäre. Meine Geliebte hielt dieses vor genehm, und sagte, wie sie in allen Stücken Reise fertig wä- re, und binnen 3. oder 4. Tagen abfahren könte; Demnach wurden wir schlüßig, daß ich morgenden Tag noch ausruhen, den folgenden aber nach Har- lingen voraus reisen solte, damit niemand einmahl erführe, daß wir einander allhier in Leuwarden gesprochen hätten. Dieses geschahe also, ich keh- rete aber nicht in dem Gast-Hause ein, wo sie ein- kehren wolte, sondern in einem andern, setzte mich hin, und schrieb erstlich die gantze Geschicht von Wort zu Wort auf, die sich mit Nörgel, der Helena und mir zugetragen hatte, versertigte so- dann einen Brief an den van Steen, welcher fol- gendes Jnhalts war:
Monsieur.
JCh habe die Ehre zwar niemahls gehabt, Denselben von Person zu kennen, trage aber dennoch einiges Mitleiden seinerwegen, daß er sich dem grösten Orden der Hahnrey- schafft, vielleicht wider seine Einbildung, einverleibt sehen muß Beyliegende Ge- schichts - Beschreibung befinder sich in der That und Wahrheit also, und kan derselbe deßfalß noch ein und andere Nachricht einziehen, so dann erwegen, ob nicht alles zutrifft, wiewohl ich hoffe, es werden sei- ner Liebsten Kleider und andere Sachen,
wie
der und Sachen in ein Kaͤſtlein packen, und ſelbiges alles zuſammen dem van Steen in die Haͤnde lie- fern laſſen, nachhero wuͤrden wir in Engelland den- noch wohl erfahren, was etwa ferner vorgegangen waͤre. Meine Geliebte hielt dieſes vor genehm, und ſagte, wie ſie in allen Stuͤcken Reiſe fertig waͤ- re, und binnen 3. oder 4. Tagen abfahren koͤnte; Demnach wurden wir ſchluͤßig, daß ich morgenden Tag noch ausruhen, den folgenden aber nach Har- lingen voraus reiſen ſolte, damit niemand einmahl erfuͤhre, daß wir einander allhier in Leuwarden geſprochen haͤtten. Dieſes geſchahe alſo, ich keh- rete aber nicht in dem Gaſt-Hauſe ein, wo ſie ein- kehren wolte, ſondern in einem andern, ſetzte mich hin, und ſchrieb erſtlich die gantze Geſchicht von Wort zu Wort auf, die ſich mit Nörgel, der Helena und mir zugetragen hatte, verſertigte ſo- dann einen Brief an den van Steen, welcher fol- gendes Jnhalts war:
Monſieur.
JCh habe die Ehre zwar niemahls gehabt, Denſelben von Perſon zu kennen, trage aber dennoch einiges Mitleiden ſeinerwegen, daß er ſich dem groͤſten Orden der Hahnrey- ſchafft, vielleicht wider ſeine Einbildung, einverleibt ſehen muß Beyliegende Ge- ſchichts ‒ Beſchreibung befinder ſich in der That und Wahrheit alſo, und kan derſelbe deßfalß noch ein und andere Nachricht einziehen, ſo dann erwegen, ob nicht alles zutrifft, wiewohl ich hoffe, es werden ſei- ner Liebſten Kleider und andere Sachen,
wie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0224"n="216"/>
der und Sachen in ein Kaͤſtlein packen, und ſelbiges<lb/>
alles zuſammen dem <hirendition="#aq">van Steen</hi> in die Haͤnde lie-<lb/>
fern laſſen, nachhero wuͤrden wir in Engelland den-<lb/>
noch wohl erfahren, was etwa ferner vorgegangen<lb/>
waͤre. Meine Geliebte hielt dieſes vor genehm,<lb/>
und ſagte, wie ſie in allen Stuͤcken Reiſe fertig waͤ-<lb/>
re, und binnen 3. oder 4. Tagen abfahren koͤnte;<lb/>
Demnach wurden wir ſchluͤßig, daß ich morgenden<lb/>
Tag noch ausruhen, den folgenden aber nach Har-<lb/>
lingen voraus reiſen ſolte, damit niemand einmahl<lb/>
erfuͤhre, daß wir einander allhier in <hirendition="#aq">Leuwarden</hi><lb/>
geſprochen haͤtten. Dieſes geſchahe alſo, ich keh-<lb/>
rete aber nicht in dem Gaſt-Hauſe ein, wo ſie ein-<lb/>
kehren wolte, ſondern in einem andern, ſetzte mich<lb/>
hin, und ſchrieb erſtlich die gantze Geſchicht von<lb/>
Wort zu Wort auf, die ſich mit <hirendition="#aq">Nörgel,</hi> der<lb/><hirendition="#aq">Helena</hi> und mir zugetragen hatte, verſertigte ſo-<lb/>
dann einen Brief an den <hirendition="#aq">van Steen,</hi> welcher fol-<lb/>
gendes Jnhalts war:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><salute><hirendition="#c"><hirendition="#aq">Monſieur.</hi></hi></salute><lb/><p><hirendition="#fr"><hirendition="#in">J</hi>Ch habe die Ehre zwar niemahls gehabt,<lb/>
Denſelben von Perſon zu kennen, trage<lb/>
aber dennoch einiges Mitleiden ſeinerwegen,<lb/>
daß er ſich dem groͤſten Orden der Hahnrey-<lb/>ſchafft, vielleicht wider ſeine Einbildung,<lb/>
einverleibt ſehen muß Beyliegende Ge-<lb/>ſchichts ‒ Beſchreibung befinder ſich in der<lb/>
That und Wahrheit alſo, und kan derſelbe<lb/>
deßfalß noch ein und andere Nachricht<lb/>
einziehen, ſo dann erwegen, ob nicht alles<lb/>
zutrifft, wiewohl ich hoffe, es werden ſei-<lb/>
ner Liebſten Kleider und andere Sachen,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">wie</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[216/0224]
der und Sachen in ein Kaͤſtlein packen, und ſelbiges
alles zuſammen dem van Steen in die Haͤnde lie-
fern laſſen, nachhero wuͤrden wir in Engelland den-
noch wohl erfahren, was etwa ferner vorgegangen
waͤre. Meine Geliebte hielt dieſes vor genehm,
und ſagte, wie ſie in allen Stuͤcken Reiſe fertig waͤ-
re, und binnen 3. oder 4. Tagen abfahren koͤnte;
Demnach wurden wir ſchluͤßig, daß ich morgenden
Tag noch ausruhen, den folgenden aber nach Har-
lingen voraus reiſen ſolte, damit niemand einmahl
erfuͤhre, daß wir einander allhier in Leuwarden
geſprochen haͤtten. Dieſes geſchahe alſo, ich keh-
rete aber nicht in dem Gaſt-Hauſe ein, wo ſie ein-
kehren wolte, ſondern in einem andern, ſetzte mich
hin, und ſchrieb erſtlich die gantze Geſchicht von
Wort zu Wort auf, die ſich mit Nörgel, der
Helena und mir zugetragen hatte, verſertigte ſo-
dann einen Brief an den van Steen, welcher fol-
gendes Jnhalts war:
Monſieur.
JCh habe die Ehre zwar niemahls gehabt,
Denſelben von Perſon zu kennen, trage
aber dennoch einiges Mitleiden ſeinerwegen,
daß er ſich dem groͤſten Orden der Hahnrey-
ſchafft, vielleicht wider ſeine Einbildung,
einverleibt ſehen muß Beyliegende Ge-
ſchichts ‒ Beſchreibung befinder ſich in der
That und Wahrheit alſo, und kan derſelbe
deßfalß noch ein und andere Nachricht
einziehen, ſo dann erwegen, ob nicht alles
zutrifft, wiewohl ich hoffe, es werden ſei-
ner Liebſten Kleider und andere Sachen,
wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/224>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.