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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Alt-Vater so wenig, als jemand anders, ermüdet
worden ihm zuzuhören, wie denn der Alt-Vater
den Mons. van Blac, so offt er abbrechen wolte
selbsten ersuchte, biß zum Ende fortzufahren, weiln
er ohnedem voritzo wenig schlaffen könte. Nunmeh-
ro aber legten wir uns sämmtlich zur Ruhe, und
schlieffen fast bis gegen Mittag, da bereits mit den
Tellern geklappert wurde. Es ist aber nicht genung,
daß ich Eberhard Julius nur referire, wie wir mit ein-
ander geplaudert, gewacht, geschlaffen, gegessen und
getruncken haben, sondern ich muß auch sagen, was
ferner merckwürdiges auf unserer Jnsul paßirete.

Wir wurden zu Anfange des Septembris, nach-
dem wir unsere mitgebrachten Sachen auf der Al-
bertus-
Burg in vollkommene Ordnung gebracht,
schlüßig, von neuen eine Visitation in allen Pflantz-
Städten anzustellen, um sonderlich in Augenschein
zu nehmen, wie sich die Handwercker und Künstler
befänden, und womit ihnen etwa noch zu dienen
oder zu helffen sey, allein, ein entsetzliches Erdbeben,
welches sich am 8. Septemb. in den Vormittags-
Stunden 4. mahl spüren ließ, verursachte, daß wir,
da nur Alberts- und Davids-Raum visitiret war,
zu Hause blieben, und zu Winckel krochen, wie die
schüchternen Tauben, der Alt-Vater aber sagte zu
uns: Kinder, fürchter euch nicht, GOtt ist
zwar allmächtig genung, nicht nur diese Jn-
sul, sondern die gantze Welt anf einmahl in
einen Klumpen zu werffen, ich hoffe aber,
er wird diese Jnsul, die er so vest gegrün-
det hat, noch nicht verderben. Jch habe

auch

Alt-Vater ſo wenig, als jemand anders, ermuͤdet
worden ihm zuzuhoͤren, wie denn der Alt-Vater
den Monſ. van Blac, ſo offt er abbrechen wolte
ſelbſten erſuchte, biß zum Ende fortzufahren, weiln
er ohnedem voritzo wenig ſchlaffen koͤnte. Nunmeh-
ro aber legten wir uns ſaͤmmtlich zur Ruhe, und
ſchlieffen faſt bis gegen Mittag, da bereits mit den
Tellern geklappert wurde. Es iſt aber nicht genung,
daß ich Eberhard Julius nur referire, wie wir mit ein-
ander geplaudert, gewacht, geſchlaffen, gegeſſen und
getruncken haben, ſondern ich muß auch ſagen, was
ferner merckwuͤrdiges auf unſerer Jnſul paßirete.

Wir wurden zu Anfange des Septembris, nach-
dem wir unſere mitgebrachten Sachen auf der Al-
bertus-
Burg in vollkommene Ordnung gebracht,
ſchluͤßig, von neuen eine Viſitation in allen Pflantz-
Staͤdten anzuſtellen, um ſonderlich in Augenſchein
zu nehmen, wie ſich die Handwercker und Kuͤnſtler
befaͤnden, und womit ihnen etwa noch zu dienen
oder zu helffen ſey, allein, ein entſetzliches Erdbeben,
welches ſich am 8. Septemb. in den Vormittags-
Stunden 4. mahl ſpuͤren ließ, verurſachte, daß wir,
da nur Alberts- und Davids-Raum viſitiret war,
zu Hauſe blieben, und zu Winckel krochen, wie die
ſchuͤchternen Tauben, der Alt-Vater aber ſagte zu
uns: Kinder, fuͤrchter euch nicht, GOtt iſt
zwar allmaͤchtig genung, nicht nur dieſe Jn-
ſul, ſondern die gantze Welt anf einmahl in
einen Klumpen zu werffen, ich hoffe aber,
er wird dieſe Jnſul, die er ſo veſt gegruͤn-
det hat, noch nicht verderben. Jch habe

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[230/0238] Alt-Vater ſo wenig, als jemand anders, ermuͤdet worden ihm zuzuhoͤren, wie denn der Alt-Vater den Monſ. van Blac, ſo offt er abbrechen wolte ſelbſten erſuchte, biß zum Ende fortzufahren, weiln er ohnedem voritzo wenig ſchlaffen koͤnte. Nunmeh- ro aber legten wir uns ſaͤmmtlich zur Ruhe, und ſchlieffen faſt bis gegen Mittag, da bereits mit den Tellern geklappert wurde. Es iſt aber nicht genung, daß ich Eberhard Julius nur referire, wie wir mit ein- ander geplaudert, gewacht, geſchlaffen, gegeſſen und getruncken haben, ſondern ich muß auch ſagen, was ferner merckwuͤrdiges auf unſerer Jnſul paßirete. Wir wurden zu Anfange des Septembris, nach- dem wir unſere mitgebrachten Sachen auf der Al- bertus-Burg in vollkommene Ordnung gebracht, ſchluͤßig, von neuen eine Viſitation in allen Pflantz- Staͤdten anzuſtellen, um ſonderlich in Augenſchein zu nehmen, wie ſich die Handwercker und Kuͤnſtler befaͤnden, und womit ihnen etwa noch zu dienen oder zu helffen ſey, allein, ein entſetzliches Erdbeben, welches ſich am 8. Septemb. in den Vormittags- Stunden 4. mahl ſpuͤren ließ, verurſachte, daß wir, da nur Alberts- und Davids-Raum viſitiret war, zu Hauſe blieben, und zu Winckel krochen, wie die ſchuͤchternen Tauben, der Alt-Vater aber ſagte zu uns: Kinder, fuͤrchter euch nicht, GOtt iſt zwar allmaͤchtig genung, nicht nur dieſe Jn- ſul, ſondern die gantze Welt anf einmahl in einen Klumpen zu werffen, ich hoffe aber, er wird dieſe Jnſul, die er ſo veſt gegruͤn- det hat, noch nicht verderben. Jch habe auch

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/238>, abgerufen am 24.11.2024.