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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ge Sclaven sich zu dieser Arbeit sehr fleißig einfan-
den. Noch dieses Montags musten die Maurer,
unter Anweisung Mons. Litzbergs, auf dem Gottes-
Acker, und zwar auf der Stätte, die sich der sel.
Alt-Vater neben seiner Concordia Grabe erwählt
hatte, ein gemaurtes und gewölbtes Grab zu ma-
chen anfangen, inzwischen wurde die Leiche ange-
kleidet und in den Sarg gelegt, indem fand sich
unser Mahler Hollersdorff ohngeruffen von selbsten
herbey, und zeichnete des seel. Alt- Vaters Gesichts
Bildung ab, welches mir und vielen andern um
so viel desto angenehmer war, weil sich in diesem
Betrübnisse niemand darauf besonnen hatte. Don-
nerstags ging die Beerdigung vor sich, und der Zug
fast auf eben die Art, wie am Jubel-Feste, nur daß
die Kinder und Jungfrauen alle weiß, die Weiber
und übrigen Manns-Personen, so wohl ledige als
verheyrathete, alle in schwartzer Kleidung erschie-
nen. Die Leiche wurde nicht getragen, sondern
auf einem mit schwartzen Tuche behangenen Wa-
gen gefahren, wie denn auch die 4. Pferde schwartze
Decken aufliegen hatten. So bald der Zug von
der Albertus-Burg herunter ging, wurden 12. Ca-
nonen gelöset, hernach da wir mitten im grossen
Garten waren, abermahls 12. Canonen, und end-
lich, da der Sarg in das Grab gesetzt wurde, zum
dritten mahle 12. Canonen abgefeurt, auch mit
Lauten der Glocke nicht eher inne gehalten, biß wir
alle wieder zurück auf die Albertus-Burg kamen.

Die Leichen-Predigt und übrige Andacht, auch
Ehren-Bezeugungen, waren ausgestellet biß
künfftigen Sonntag, da Herr Mag. Schmeltzer

dem
(Q 5)

ge Sclaven ſich zu dieſer Arbeit ſehr fleißig einfan-
den. Noch dieſes Montags muſten die Maurer,
unter Anweiſung Monſ. Litzbergs, auf dem Gottes-
Acker, und zwar auf der Staͤtte, die ſich der ſel.
Alt-Vater neben ſeiner Concordia Grabe erwaͤhlt
hatte, ein gemaurtes und gewoͤlbtes Grab zu ma-
chen anfangen, inzwiſchen wurde die Leiche ange-
kleidet und in den Sarg gelegt, indem fand ſich
unſer Mahler Hollersdorff ohngeruffen von ſelbſten
herbey, und zeichnete des ſeel. Alt- Vaters Geſichts
Bildung ab, welches mir und vielen andern um
ſo viel deſto angenehmer war, weil ſich in dieſem
Betruͤbniſſe niemand darauf beſonnen hatte. Don-
nerſtags ging die Beerdigung vor ſich, und der Zug
faſt auf eben die Art, wie am Jubel-Feſte, nur daß
die Kinder und Jungfrauen alle weiß, die Weiber
und uͤbrigen Manns-Perſonen, ſo wohl ledige als
verheyrathete, alle in ſchwartzer Kleidung erſchie-
nen. Die Leiche wurde nicht getragen, ſondern
auf einem mit ſchwartzen Tuche behangenen Wa-
gen gefahren, wie denn auch die 4. Pferde ſchwartze
Decken aufliegen hatten. So bald der Zug von
der Albertus-Burg herunter ging, wurden 12. Ca-
nonen geloͤſet, hernach da wir mitten im groſſen
Garten waren, abermahls 12. Canonen, und end-
lich, da der Sarg in das Grab geſetzt wurde, zum
dritten mahle 12. Canonen abgefeurt, auch mit
Lauten der Glocke nicht eher inne gehalten, biß wir
alle wieder zuruͤck auf die Albertus-Burg kamen.

Die Leichen-Predigt und uͤbrige Andacht, auch
Ehren-Bezeugungen, waren ausgeſtellet biß
kuͤnfftigen Sonntag, da Herr Mag. Schmeltzer

dem
(Q 5)
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[249/0257] ge Sclaven ſich zu dieſer Arbeit ſehr fleißig einfan- den. Noch dieſes Montags muſten die Maurer, unter Anweiſung Monſ. Litzbergs, auf dem Gottes- Acker, und zwar auf der Staͤtte, die ſich der ſel. Alt-Vater neben ſeiner Concordia Grabe erwaͤhlt hatte, ein gemaurtes und gewoͤlbtes Grab zu ma- chen anfangen, inzwiſchen wurde die Leiche ange- kleidet und in den Sarg gelegt, indem fand ſich unſer Mahler Hollersdorff ohngeruffen von ſelbſten herbey, und zeichnete des ſeel. Alt- Vaters Geſichts Bildung ab, welches mir und vielen andern um ſo viel deſto angenehmer war, weil ſich in dieſem Betruͤbniſſe niemand darauf beſonnen hatte. Don- nerſtags ging die Beerdigung vor ſich, und der Zug faſt auf eben die Art, wie am Jubel-Feſte, nur daß die Kinder und Jungfrauen alle weiß, die Weiber und uͤbrigen Manns-Perſonen, ſo wohl ledige als verheyrathete, alle in ſchwartzer Kleidung erſchie- nen. Die Leiche wurde nicht getragen, ſondern auf einem mit ſchwartzen Tuche behangenen Wa- gen gefahren, wie denn auch die 4. Pferde ſchwartze Decken aufliegen hatten. So bald der Zug von der Albertus-Burg herunter ging, wurden 12. Ca- nonen geloͤſet, hernach da wir mitten im groſſen Garten waren, abermahls 12. Canonen, und end- lich, da der Sarg in das Grab geſetzt wurde, zum dritten mahle 12. Canonen abgefeurt, auch mit Lauten der Glocke nicht eher inne gehalten, biß wir alle wieder zuruͤck auf die Albertus-Burg kamen. Die Leichen-Predigt und uͤbrige Andacht, auch Ehren-Bezeugungen, waren ausgeſtellet biß kuͤnfftigen Sonntag, da Herr Mag. Schmeltzer dem (Q 5)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/257>, abgerufen am 24.11.2024.