Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

allein, wir redeten ihm zu, daß er sich dieserwegen
keinen Kummer machen möchte, indem sein Schiff
nicht allein wieder in vollkommenen Stand gestellet
werden, sondern auch er, wenn er gleich mit seinen
Leuten noch Jahr und Tag alhier verbleiben müste,
doch eben so viel Profit haben solte, als wenn
er eine 3. Jährige Reise nach Ost-Jndien gethan
hätte. Demnach muste er sich wohl zufrie-
den geben, das Schiff aber wurde aus der
Bucht heraus geführet, und am Fusse unserer Fel-
sen-Jnsul aufs Trockene gebracht. Sonsten wa-
ren die Boote auch ziemlich zerlästert, so, daß die
zwey, mit welchen unsere Leute binnen wenig Ta-
gen nach der Jnsul Klein- Felsenburg fahren und
dasigen Gästen frische Lebens- Mittel bringen sol-
ten, ebenfalls erstlich ausgebessert werden musten.

Nachdem dieses geschehen, bekamen unsere
Leute unter Anführung des Capitain Horns ihre
völlige Ladung von Lebens-Mitteln, kamen aber
noch selbigen Abends mit der Nachricht zurücke,
daß sich 9. Portugiesen, welche im letztern Sturme
in dieser Gegend Schiff-Bruch erlitten, mit einem
Boot bey den Matrosen auf der Jnsul Klein-Fel-
senburg eingefunden, weil sie dasebst Feuer und
Rauch aufgehen sehen. Die Capitains Wolff-
gang und Wodley waren curieux. diese neu ange-
kommenen Gäste zu besehen, zumahlen da sie höre-
ten, das ihr Capitain auch mit unter den Erretteten
sey, derowegen bekam ich, nebst einigen andern,
worunter sich auch Mons. van Blac befand, eben-
falls Lust mit hinüber zu fahren, und ihre Unglücks-
Fälle anzuhören. Also nahmen wir wenig Ta-

ge

allein, wir redeten ihm zu, daß er ſich dieſerwegen
keinen Kummer machen moͤchte, indem ſein Schiff
nicht allein wieder in vollkommenen Stand geſtellet
werden, ſondern auch er, wenn er gleich mit ſeinen
Leuten noch Jahr und Tag alhier verbleiben muͤſte,
doch eben ſo viel Profit haben ſolte, als wenn
er eine 3. Jaͤhrige Reiſe nach Oſt-Jndien gethan
haͤtte. Demnach muſte er ſich wohl zufrie-
den geben, das Schiff aber wurde aus der
Bucht heraus gefuͤhret, und am Fuſſe unſerer Fel-
ſen-Jnſul aufs Trockene gebracht. Sonſten wa-
ren die Boote auch ziemlich zerlaͤſtert, ſo, daß die
zwey, mit welchen unſere Leute binnen wenig Ta-
gen nach der Jnſul Klein- Felſenburg fahren und
daſigen Gaͤſten friſche Lebens- Mittel bringen ſol-
ten, ebenfalls erſtlich ausgebeſſert werden muſten.

Nachdem dieſes geſchehen, bekamen unſere
Leute unter Anfuͤhrung des Capitain Horns ihre
voͤllige Ladung von Lebens-Mitteln, kamen aber
noch ſelbigen Abends mit der Nachricht zuruͤcke,
daß ſich 9. Portugieſen, welche im letztern Sturme
in dieſer Gegend Schiff-Bruch erlitten, mit einem
Boot bey den Matroſen auf der Jnſul Klein-Fel-
ſenburg eingefunden, weil ſie daſebſt Feuer und
Rauch aufgehen ſehen. Die Capitains Wolff-
gang und Wodley waren curieux. dieſe neu ange-
kommenen Gaͤſte zu beſehen, zumahlen da ſie hoͤre-
ten, das ihr Capitain auch mit unter den Erretteten
ſey, derowegen bekam ich, nebſt einigen andern,
worunter ſich auch Monſ. van Blac befand, eben-
falls Luſt mit hinuͤber zu fahren, und ihre Ungluͤcks-
Faͤlle anzuhoͤren. Alſo nahmen wir wenig Ta-

ge
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0260" n="252"/>
allein, wir redeten ihm zu, daß er &#x017F;ich die&#x017F;erwegen<lb/>
keinen Kummer machen mo&#x0364;chte, indem &#x017F;ein Schiff<lb/>
nicht allein wieder in vollkommenen Stand ge&#x017F;tellet<lb/>
werden, &#x017F;ondern auch er, wenn er gleich mit &#x017F;einen<lb/>
Leuten noch Jahr und Tag alhier verbleiben mu&#x0364;&#x017F;te,<lb/>
doch eben &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">Profit</hi> haben &#x017F;olte, als wenn<lb/>
er eine 3. Ja&#x0364;hrige Rei&#x017F;e nach O&#x017F;t-Jndien gethan<lb/>
ha&#x0364;tte. Demnach mu&#x017F;te er &#x017F;ich wohl zufrie-<lb/>
den geben, das Schiff aber wurde aus der<lb/>
Bucht heraus gefu&#x0364;hret, und am Fu&#x017F;&#x017F;e un&#x017F;erer Fel-<lb/>
&#x017F;en-Jn&#x017F;ul aufs Trockene gebracht. Son&#x017F;ten wa-<lb/>
ren die Boote auch ziemlich zerla&#x0364;&#x017F;tert, &#x017F;o, daß die<lb/>
zwey, mit welchen un&#x017F;ere Leute binnen wenig Ta-<lb/>
gen nach der Jn&#x017F;ul Klein- Fel&#x017F;enburg fahren und<lb/>
da&#x017F;igen Ga&#x0364;&#x017F;ten fri&#x017F;che Lebens- Mittel bringen &#x017F;ol-<lb/>
ten, ebenfalls er&#x017F;tlich ausgebe&#x017F;&#x017F;ert werden mu&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p>Nachdem die&#x017F;es ge&#x017F;chehen, bekamen un&#x017F;ere<lb/>
Leute unter Anfu&#x0364;hrung des <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horns ihre<lb/>
vo&#x0364;llige Ladung von Lebens-Mitteln, kamen aber<lb/>
noch &#x017F;elbigen Abends mit der Nachricht zuru&#x0364;cke,<lb/>
daß &#x017F;ich 9. Portugie&#x017F;en, welche im letztern Sturme<lb/>
in die&#x017F;er Gegend Schiff-Bruch erlitten, mit einem<lb/>
Boot bey den Matro&#x017F;en auf der Jn&#x017F;ul Klein-Fel-<lb/>
&#x017F;enburg eingefunden, weil &#x017F;ie da&#x017F;eb&#x017F;t Feuer und<lb/>
Rauch aufgehen &#x017F;ehen. Die <hi rendition="#aq">Capitains</hi> Wolff-<lb/>
gang und <hi rendition="#aq">Wodley</hi> waren <hi rendition="#aq">curieux.</hi> die&#x017F;e neu ange-<lb/>
kommenen Ga&#x0364;&#x017F;te zu be&#x017F;ehen, zumahlen da &#x017F;ie ho&#x0364;re-<lb/>
ten, das ihr <hi rendition="#aq">Capitain</hi> auch mit unter den Erretteten<lb/>
&#x017F;ey, derowegen bekam ich, neb&#x017F;t einigen andern,<lb/>
worunter &#x017F;ich auch <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. van Blac</hi> befand, eben-<lb/>
falls Lu&#x017F;t mit hinu&#x0364;ber zu fahren, und ihre Unglu&#x0364;cks-<lb/>
Fa&#x0364;lle anzuho&#x0364;ren. Al&#x017F;o nahmen wir wenig Ta-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0260] allein, wir redeten ihm zu, daß er ſich dieſerwegen keinen Kummer machen moͤchte, indem ſein Schiff nicht allein wieder in vollkommenen Stand geſtellet werden, ſondern auch er, wenn er gleich mit ſeinen Leuten noch Jahr und Tag alhier verbleiben muͤſte, doch eben ſo viel Profit haben ſolte, als wenn er eine 3. Jaͤhrige Reiſe nach Oſt-Jndien gethan haͤtte. Demnach muſte er ſich wohl zufrie- den geben, das Schiff aber wurde aus der Bucht heraus gefuͤhret, und am Fuſſe unſerer Fel- ſen-Jnſul aufs Trockene gebracht. Sonſten wa- ren die Boote auch ziemlich zerlaͤſtert, ſo, daß die zwey, mit welchen unſere Leute binnen wenig Ta- gen nach der Jnſul Klein- Felſenburg fahren und daſigen Gaͤſten friſche Lebens- Mittel bringen ſol- ten, ebenfalls erſtlich ausgebeſſert werden muſten. Nachdem dieſes geſchehen, bekamen unſere Leute unter Anfuͤhrung des Capitain Horns ihre voͤllige Ladung von Lebens-Mitteln, kamen aber noch ſelbigen Abends mit der Nachricht zuruͤcke, daß ſich 9. Portugieſen, welche im letztern Sturme in dieſer Gegend Schiff-Bruch erlitten, mit einem Boot bey den Matroſen auf der Jnſul Klein-Fel- ſenburg eingefunden, weil ſie daſebſt Feuer und Rauch aufgehen ſehen. Die Capitains Wolff- gang und Wodley waren curieux. dieſe neu ange- kommenen Gaͤſte zu beſehen, zumahlen da ſie hoͤre- ten, das ihr Capitain auch mit unter den Erretteten ſey, derowegen bekam ich, nebſt einigen andern, worunter ſich auch Monſ. van Blac befand, eben- falls Luſt mit hinuͤber zu fahren, und ihre Ungluͤcks- Faͤlle anzuhoͤren. Alſo nahmen wir wenig Ta- ge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/260
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/260>, abgerufen am 17.06.2024.