Num. 13. Der Buchbinder Rädler. Diese bey- den letztern wurden deßwegen mit anhero ge- nommen, weil sie das Amt eines Kirchners, Wechsels-weise, auch wohl an den Kirch- Tagen beyde zugleich verrichteten.
Sonsten ist noch bey diesen 12. Häusern zu mer- cken, daß alle Vorder-Thüren nach der Kirche zu gingen, durch die unterste Hinter-Thür kam man in einen geraumlichen Hof, wo nicht allein Holtz zu legen, sondern auch Ställe zu bauen waren, vor die- jenigen, welche etwa Lust bekommen möchten, Vieh zu halten. Aus dem Hofe trat man durch eine Thür auf den Garten-Platz, welcher zwar damahls noch nicht umzäunet, jedoch dergestalt ordenlich abge- stochen war, daß kein Garten oder Hofum eines Fusses breiter war als der andere; inzwischen war der Garten-Platz groß genug, Bäume, auch Kü- chen-Speise, vor eine starcke Familie hinein zu pflan- tzen. Hinter allen diesen Häusern in der Höhe, wo die Abtheilung des ersten und andern Stock- wercks ist, gehet ein 5. Schuhe breiter, oben rings her- um mit einem Dach versehener Gang, da man von auswendig nicht hinauf kommen kan, von inwendig aber gehet aus jedem Hause eine Hinter-Thür heraus auf diesen Gang, so, daß man einander von einem Ende biß zum andern besuchen kan, ohne über den Platz zu gehen, oder sich vor dem Regen zu sürch- ten, denn dieser Gang ist auch über die schmalen Gäßlein hergebauet, welche allezeit zwischen 2en Häusern durchgehen. Meines Erachtens solte es nicht übel lassen, wenn man mit der Zeit die Kirche
noch
(S 4)
Num. 12. Der Buchbinder Ollwitz.
Num. 13. Der Buchbinder Raͤdler. Dieſe bey- den letztern wurden deßwegen mit anhero ge- nommen, weil ſie das Amt eines Kirchners, Wechſels-weiſe, auch wohl an den Kirch- Tagen beyde zugleich verrichteten.
Sonſten iſt noch bey dieſen 12. Haͤuſern zu mer- cken, daß alle Vorder-Thuͤren nach der Kirche zu gingen, durch die unterſte Hinter-Thuͤr kam man in einen geraumlichen Hof, wo nicht allein Holtz zu legen, ſondern auch Staͤlle zu bauen waren, vor die- jenigen, welche etwa Luſt bekommen moͤchten, Vieh zu halten. Aus dem Hofe trat man durch eine Thuͤr auf den Garten-Platz, welcher zwar damahls noch nicht umzaͤunet, jedoch dergeſtalt ordenlich abge- ſtochen war, daß kein Garten oder Hofum eines Fuſſes breiter war als der andere; inzwiſchen war der Garten-Platz groß genug, Baͤume, auch Kuͤ- chen-Speiſe, vor eine ſtarcke Familie hinein zu pflan- tzen. Hinter allen dieſen Haͤuſern in der Hoͤhe, wo die Abtheilung des erſten und andern Stock- wercks iſt, gehet ein 5. Schuhe breiter, oben rings her- um mit einem Dach verſehener Gang, da man von auswendig nicht hinauf kommen kan, von inwendig aber gehet aus jedem Hauſe eine Hinter-Thuͤr heraus auf dieſen Gang, ſo, daß man einander von einem Ende biß zum andern beſuchen kan, ohne uͤber den Platz zu gehen, oder ſich vor dem Regen zu ſuͤrch- ten, denn dieſer Gang iſt auch uͤber die ſchmalen Gaͤßlein hergebauet, welche allezeit zwiſchen 2en Haͤuſern durchgehen. Meines Erachtens ſolte es nicht uͤbel laſſen, wenn man mit der Zeit die Kirche
noch
(S 4)
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Num. 12. Der Buchbinder Ollwitz.
Num. 13. Der Buchbinder Raͤdler. Dieſe bey-
den letztern wurden deßwegen mit anhero ge-
nommen, weil ſie das Amt eines Kirchners,
Wechſels-weiſe, auch wohl an den Kirch-
Tagen beyde zugleich verrichteten.
Sonſten iſt noch bey dieſen 12. Haͤuſern zu mer-
cken, daß alle Vorder-Thuͤren nach der Kirche zu
gingen, durch die unterſte Hinter-Thuͤr kam man
in einen geraumlichen Hof, wo nicht allein Holtz zu
legen, ſondern auch Staͤlle zu bauen waren, vor die-
jenigen, welche etwa Luſt bekommen moͤchten, Vieh
zu halten. Aus dem Hofe trat man durch eine Thuͤr
auf den Garten-Platz, welcher zwar damahls noch
nicht umzaͤunet, jedoch dergeſtalt ordenlich abge-
ſtochen war, daß kein Garten oder Hofum eines
Fuſſes breiter war als der andere; inzwiſchen war
der Garten-Platz groß genug, Baͤume, auch Kuͤ-
chen-Speiſe, vor eine ſtarcke Familie hinein zu pflan-
tzen. Hinter allen dieſen Haͤuſern in der Hoͤhe,
wo die Abtheilung des erſten und andern Stock-
wercks iſt, gehet ein 5. Schuhe breiter, oben rings her-
um mit einem Dach verſehener Gang, da man von
auswendig nicht hinauf kommen kan, von inwendig
aber gehet aus jedem Hauſe eine Hinter-Thuͤr heraus
auf dieſen Gang, ſo, daß man einander von einem
Ende biß zum andern beſuchen kan, ohne uͤber den
Platz zu gehen, oder ſich vor dem Regen zu ſuͤrch-
ten, denn dieſer Gang iſt auch uͤber die ſchmalen
Gaͤßlein hergebauet, welche allezeit zwiſchen 2en
Haͤuſern durchgehen. Meines Erachtens ſolte es
nicht uͤbel laſſen, wenn man mit der Zeit die Kirche
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/287>, abgerufen am 24.11.2024.
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