Nun har das Jrrdische mit dem Himmlischen verwechselt: ein unvergleichliches Muster der Tugend, ein weiser Sitten-Lehrer, ein abgesagter Feind der Laster, eine gewisse Lebens-Regel, ein Ehr-würdiger Greiß, der im Unglück, an das Glück, und im Glück, an das Unglück, niemahls als allezeit gedacht. Der so geglaubt, wie er gelebt. und so gelebt, wie er geglaubt; das heist: wahrhafftig, gottselig, wohl und aufrichtig. Aber sein Mund ist nun verschlossen, er liegt, dessen Seele sich in GOtt vergnügt, nachdem er in Jahr 1730. den 8ten Octobr. ohne Empfindlichkeit, allmählich Athem zu holen aufgehöret hat. Dieses verlangte ich von dir, Mein Wandersmann! Nun gehe hin, und lebe, so lange du lebest, glücklich.
An
(T 2)
Nun har das Jrrdiſche mit dem Himmliſchen verwechſelt: ein unvergleichliches Muſter der Tugend, ein weiſer Sitten-Lehrer, ein abgeſagter Feind der Laſter, eine gewiſſe Lebens-Regel, ein Ehr-wuͤrdiger Greiß, der im Ungluͤck, an das Gluͤck, und im Gluͤck, an das Ungluͤck, niemahls als allezeit gedacht. Der ſo geglaubt, wie er gelebt. und ſo gelebt, wie er geglaubt; das heiſt: wahrhafftig, gottſelig, wohl und aufrichtig. Aber ſein Mund iſt nun verſchloſſen, er liegt, deſſen Seele ſich in GOtt vergnuͤgt, nachdem er in Jahr 1730. den 8ten Octobr. ohne Empfindlichkeit, allmaͤhlich Athem zu holen aufgehoͤret hat. Dieſes verlangte ich von dir, Mein Wandersmann! Nun gehe hin, und lebe, ſo lange du lebeſt, gluͤcklich.
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Nun
har das Jrrdiſche mit dem Himmliſchen
verwechſelt:
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ein abgeſagter Feind der Laſter,
eine gewiſſe Lebens-Regel,
ein Ehr-wuͤrdiger Greiß,
der im Ungluͤck, an das Gluͤck,
und im Gluͤck, an das Ungluͤck,
niemahls
als allezeit gedacht.
Der ſo geglaubt, wie er gelebt.
und ſo gelebt, wie er geglaubt;
das heiſt:
wahrhafftig, gottſelig, wohl und aufrichtig.
Aber
ſein Mund iſt nun verſchloſſen,
er liegt,
deſſen Seele ſich in GOtt vergnuͤgt,
nachdem er
in Jahr 1730. den 8ten Octobr.
ohne Empfindlichkeit, allmaͤhlich Athem
zu holen aufgehoͤret hat.
Dieſes verlangte ich von dir,
Mein Wandersmann!
Nun gehe hin, und lebe, ſo lange du lebeſt,
gluͤcklich.
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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