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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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"gebenheit nach Europa berichten wollen, vor aller
"Welt Ehre ein, und die gantze Welt wird sich
"wundern, daß wir solche Glücks-Kinder sind, die
"je mehr Schätze finden, je mehr sie andern Be-
"dürfftigen damit zu helffen geneigt sind. Jch vor
"meine Person gehe nicht von dannen; will nie-
"mand bey mir bleiben, so bleibe ich alleine hier,
"damit ich Morgen nicht den Herweg vor den Hin-
"weg rechnen muß.

Jndem nun Mons. van Blac diese kleine Oration
mit recht ernsthafften Gebärden hielt, schiene es, als
ob die andern alle neuen Muth bekämen, derowegen
versprachen wir, ihm, als dem glückseligen Vorgän-
ger bey dieser Sache in allen Stücken zu folgen,
wo er hin wolte. Demnach steckten wir unsere
Fackeln und Wind-Lichter an, und spatzirten in
den dunckeln Gang nach Westen zu, welcher ohn-
gefähr 80. Schritt lang war, und so dann ein Ende
hatte, auf jeder Seite aber bemerckten wir 6. schmale
Eingänge, weßwegen wir im Rückwege selbige durch-
krochen, mithin 12. geraumliche Cammern ange-
troffen wurden, in welchen wir einen starcken Vor-
rath von Eisen, Kupffer, Bley, allerhand wun-
derlich, jedoch zur Arbeit und Haußhaltung dien-
lichen Jnstrumenten, nebst dem sehr viel verfault
und vermodert Zeug fanden. Schauffeln, Picken,
Hacken und dergleichen lagen genung da, allein,
die höltzernen Stiele an denselben, waren entweder
schon verweset, oder sie zerfielen uns in den Händen,
wie anderes faules Holtz. Mit Besichtigung an-
derer Jnstrumenten aber, die wir weder zu nennen
noch ihren eigentlichen Nutzen wusten, brachten wir

endlich

„gebenheit nach Europa berichten wollen, vor aller
„Welt Ehre ein, und die gantze Welt wird ſich
„wundern, daß wir ſolche Gluͤcks-Kinder ſind, die
„je mehr Schaͤtze finden, je mehr ſie andern Be-
„duͤrfftigen damit zu helffen geneigt ſind. Jch vor
„meine Perſon gehe nicht von dannen; will nie-
„mand bey mir bleiben, ſo bleibe ich alleine hier,
„damit ich Morgen nicht den Herweg vor den Hin-
„weg rechnen muß.

Jndem nun Monſ. van Blac dieſe kleine Oration
mit recht ernſthafften Gebaͤrden hielt, ſchiene es, als
ob die andern alle neuen Muth bekaͤmen, derowegen
verſprachen wir, ihm, als dem gluͤckſeligen Vorgaͤn-
ger bey dieſer Sache in allen Stuͤcken zu folgen,
wo er hin wolte. Demnach ſteckten wir unſere
Fackeln und Wind-Lichter an, und ſpatzirten in
den dunckeln Gang nach Weſten zu, welcher ohn-
gefaͤhr 80. Schritt lang war, und ſo dann ein Ende
hatte, auf jeder Seite aber bemerckten wir 6. ſchmale
Eingaͤnge, weßwegen wir im Ruͤckwege ſelbige durch-
krochen, mithin 12. geraumliche Cammern ange-
troffen wurden, in welchen wir einen ſtarcken Vor-
rath von Eiſen, Kupffer, Bley, allerhand wun-
derlich, jedoch zur Arbeit und Haußhaltung dien-
lichen Jnſtrumenten, nebſt dem ſehr viel verfault
und vermodert Zeug fanden. Schauffeln, Picken,
Hacken und dergleichen lagen genung da, allein,
die hoͤltzernen Stiele an denſelben, waren entweder
ſchon verweſet, oder ſie zerfielen uns in den Haͤnden,
wie anderes faules Holtz. Mit Beſichtigung an-
derer Jnſtrumenten aber, die wir weder zu nennen
noch ihren eigentlichen Nutzen wuſten, brachten wir

endlich
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[324/0332] „gebenheit nach Europa berichten wollen, vor aller „Welt Ehre ein, und die gantze Welt wird ſich „wundern, daß wir ſolche Gluͤcks-Kinder ſind, die „je mehr Schaͤtze finden, je mehr ſie andern Be- „duͤrfftigen damit zu helffen geneigt ſind. Jch vor „meine Perſon gehe nicht von dannen; will nie- „mand bey mir bleiben, ſo bleibe ich alleine hier, „damit ich Morgen nicht den Herweg vor den Hin- „weg rechnen muß. Jndem nun Monſ. van Blac dieſe kleine Oration mit recht ernſthafften Gebaͤrden hielt, ſchiene es, als ob die andern alle neuen Muth bekaͤmen, derowegen verſprachen wir, ihm, als dem gluͤckſeligen Vorgaͤn- ger bey dieſer Sache in allen Stuͤcken zu folgen, wo er hin wolte. Demnach ſteckten wir unſere Fackeln und Wind-Lichter an, und ſpatzirten in den dunckeln Gang nach Weſten zu, welcher ohn- gefaͤhr 80. Schritt lang war, und ſo dann ein Ende hatte, auf jeder Seite aber bemerckten wir 6. ſchmale Eingaͤnge, weßwegen wir im Ruͤckwege ſelbige durch- krochen, mithin 12. geraumliche Cammern ange- troffen wurden, in welchen wir einen ſtarcken Vor- rath von Eiſen, Kupffer, Bley, allerhand wun- derlich, jedoch zur Arbeit und Haußhaltung dien- lichen Jnſtrumenten, nebſt dem ſehr viel verfault und vermodert Zeug fanden. Schauffeln, Picken, Hacken und dergleichen lagen genung da, allein, die hoͤltzernen Stiele an denſelben, waren entweder ſchon verweſet, oder ſie zerfielen uns in den Haͤnden, wie anderes faules Holtz. Mit Beſichtigung an- derer Jnſtrumenten aber, die wir weder zu nennen noch ihren eigentlichen Nutzen wuſten, brachten wir endlich

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/332>, abgerufen am 22.11.2024.