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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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dem der Abend heran zu nahen begunte, denn der
Alt-Vater so wohl als die andern Aeltesten bezeig-
ten keine Lust über Nacht an solchen fürchterlichen
Orten, sondern viel lieber unter freyen Himmel zu
verbleiben, demnach lagerten wir uns alle auf dem
grünen Platze, nicht ferne vom Meer-Ufer bey etli-
chen angemachten Feuern, brachten aber den mei-
sten Theil der Nacht mit Gesprächen zu, denn
ein jeder von den Erfahrensten sagte seine Meinung
von diesem Wercke und Wesen, worauf endlich
Herr Mag. Schmeltzer also zu reden anfing: Lie-
ben Freunde und Brüder! Wenn wir so ge-
lehrt wären, die Schrifften auf denen in
den Tischen gefundenen Täfleins auszule-
gen, so würden wir ein grosses Licht in
dieser dunckeln Sache finden, so aber ist die-
ses einem so wohl als den andern unmöglich,
und wer weiß auch, ob sich in gantz Europa
jemand finden möchte, der so hochgelahrt
ist, diese Schrifften, welche ich vor der da-
mahligen Einwohner Zeit-Geschicht-und
Gesetz-Bücher halte, auszulegen. Ener
aller Meinungen sind nicht unvernünfftig,
ob gleich dann und wann eine wider die an-
derestreitet. Wohl kan es seyn, daß die-
ser Tempel und Heydnisches Heiligthum, vie-
le hundert Jahre vor unsers Heylandes Chri-
sti Geburth erbauet worden, und daß die
Leute, deren nicht wenig müssen gewesen
seyn, viele Jahre damitzugebracht, ehe sie so
viele Gänge, Gewölber und Cammern in
diesen, ob schon nicht allzuharten Stein-

Berg,
(Y 4)

dem der Abend heran zu nahen begunte, denn der
Alt-Vater ſo wohl als die andern Aelteſten bezeig-
ten keine Luſt uͤber Nacht an ſolchen fuͤrchterlichen
Orten, ſondern viel lieber unter freyen Himmel zu
verbleiben, demnach lagerten wir uns alle auf dem
gruͤnen Platze, nicht ferne vom Meer-Ufer bey etli-
chen angemachten Feuern, brachten aber den mei-
ſten Theil der Nacht mit Geſpraͤchen zu, denn
ein jeder von den Erfahrenſten ſagte ſeine Meinung
von dieſem Wercke und Weſen, worauf endlich
Herr Mag. Schmeltzer alſo zu reden anfing: Lie-
ben Freunde und Bruͤder! Wenn wir ſo ge-
lehrt waͤren, die Schrifften auf denen in
den Tiſchen gefundenen Taͤfleins auszule-
gen, ſo wuͤrden wir ein groſſes Licht in
dieſer dunckeln Sache finden, ſo aber iſt die-
ſes einem ſo wohl als den andern unmoͤglich,
und wer weiß auch, ob ſich in gantz Europa
jemand finden moͤchte, der ſo hochgelahrt
iſt, dieſe Schrifften, welche ich vor der da-
mahligen Einwohner Zeit-Geſchicht-und
Geſetz-Buͤcher halte, auszulegen. Ener
aller Meinungen ſind nicht unvernuͤnfftig,
ob gleich dann und wann eine wider die an-
dereſtreitet. Wohl kan es ſeyn, daß die-
ſer Tempel und Heydniſches Heiligthum, vie-
le hundert Jahre vor unſers Heylandes Chri-
ſti Geburth erbauet worden, und daß die
Leute, deren nicht wenig muͤſſen geweſen
ſeyn, viele Jahre damitzugebracht, ehe ſie ſo
viele Gaͤnge, Gewoͤlber und Cammern in
dieſen, ob ſchon nicht allzuharten Stein-

Berg,
(Y 4)
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[343/0351] dem der Abend heran zu nahen begunte, denn der Alt-Vater ſo wohl als die andern Aelteſten bezeig- ten keine Luſt uͤber Nacht an ſolchen fuͤrchterlichen Orten, ſondern viel lieber unter freyen Himmel zu verbleiben, demnach lagerten wir uns alle auf dem gruͤnen Platze, nicht ferne vom Meer-Ufer bey etli- chen angemachten Feuern, brachten aber den mei- ſten Theil der Nacht mit Geſpraͤchen zu, denn ein jeder von den Erfahrenſten ſagte ſeine Meinung von dieſem Wercke und Weſen, worauf endlich Herr Mag. Schmeltzer alſo zu reden anfing: Lie- ben Freunde und Bruͤder! Wenn wir ſo ge- lehrt waͤren, die Schrifften auf denen in den Tiſchen gefundenen Taͤfleins auszule- gen, ſo wuͤrden wir ein groſſes Licht in dieſer dunckeln Sache finden, ſo aber iſt die- ſes einem ſo wohl als den andern unmoͤglich, und wer weiß auch, ob ſich in gantz Europa jemand finden moͤchte, der ſo hochgelahrt iſt, dieſe Schrifften, welche ich vor der da- mahligen Einwohner Zeit-Geſchicht-und Geſetz-Buͤcher halte, auszulegen. Ener aller Meinungen ſind nicht unvernuͤnfftig, ob gleich dann und wann eine wider die an- dereſtreitet. Wohl kan es ſeyn, daß die- ſer Tempel und Heydniſches Heiligthum, vie- le hundert Jahre vor unſers Heylandes Chri- ſti Geburth erbauet worden, und daß die Leute, deren nicht wenig muͤſſen geweſen ſeyn, viele Jahre damitzugebracht, ehe ſie ſo viele Gaͤnge, Gewoͤlber und Cammern in dieſen, ob ſchon nicht allzuharten Stein- Berg, (Y 4)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/351>, abgerufen am 22.11.2024.