durfft besäen, hernach die Früchte einerndten und in meine Scheuern sammlen wolte. Hierzu bewegte mich meine Cordula, welche eine ungemei- ne Liebhaberin von der Zucht des aus Europa an- gekommenen Viehes, ingleichen vom Garten-und Feld-Baue war. Ausser diesem war Spinnen und Weben ihre tägliche Arbeit, und machte sie auf 2en Weber-Stühlen, die ihr Lademann in ihr besonde- res Zimmer verfertiget hatte, Wechsels-weise die schönsten Zeuge, theils von Leinen-theils von Baum- wollenen Garne, wie denn die Weiber der Priester so wohl, als andere sich ebenfalls dieser, manchem Europäischen Frauenzimmer verächtlich vorkom- menden Arbeit nicht schämeten. Ob nun schon meine Haußhaltung nur aus 5. Personen, nehm- lich aus mir, meiner Frauen, dem kleinen Soh- ne, einem Knaben und Mägdlein zur Aufwartung, bestunde, so war doch alles ordentlich sauber und reinlich darinnen anzutreffen. Dieses aber nicht allein bey mir, sondern auch in allen Häusern, wo man nur hinkam; indem in den Pflantz-Städten diejenigen, welche die schmutzigsten Handthierun- gen trieben, dennoch ihre reinlichen Stuben hat- ten, wohinnen sie diejenigen, von welchen sie be- sucht wurden, führen konten. Es waren aber diese Pflantz-Städte, seit dem ich selbige im Jahr 1725. zum ersten mahle besucht, weit Volckreicher, also auch etwas stärcker angebauet, und die Felder erweitert. Sonderlich muste man sein Ver- gnügen über die wohlangelegten Gärten haben, in welchen die trefflichsten zur Speise dienenden Kräuter und Wurtzeln, ingleichen die herrlichsten Obst-Bäu-
me
durfft beſaͤen, hernach die Fruͤchte einerndten und in meine Scheuern ſammlen wolte. Hierzu bewegte mich meine Cordula, welche eine ungemei- ne Liebhaberin von der Zucht des aus Europa an- gekommenen Viehes, ingleichen vom Garten-und Feld-Baue war. Auſſer dieſem war Spinnen und Weben ihre taͤgliche Arbeit, und machte ſie auf 2en Weber-Stuͤhlen, die ihr Lademann in ihr beſonde- res Zimmer verfertiget hatte, Wechſels-weiſe die ſchoͤnſten Zeuge, theils von Leinen-theils von Baum- wollenen Garne, wie denn die Weiber der Prieſter ſo wohl, als andere ſich ebenfalls dieſer, manchem Europaͤiſchen Frauenzimmer veraͤchtlich vorkom- menden Arbeit nicht ſchaͤmeten. Ob nun ſchon meine Haußhaltung nur aus 5. Perſonen, nehm- lich aus mir, meiner Frauen, dem kleinen Soh- ne, einem Knaben und Maͤgdlein zur Aufwartung, beſtunde, ſo war doch alles ordentlich ſauber und reinlich darinnen anzutreffen. Dieſes aber nicht allein bey mir, ſondern auch in allen Haͤuſern, wo man nur hinkam; indem in den Pflantz-Staͤdten diejenigen, welche die ſchmutzigſten Handthierun- gen trieben, dennoch ihre reinlichen Stuben hat- ten, wohinnen ſie diejenigen, von welchen ſie be- ſucht wurden, fuͤhren konten. Es waren aber dieſe Pflantz-Staͤdte, ſeit dem ich ſelbige im Jahr 1725. zum erſten mahle beſucht, weit Volckreicher, alſo auch etwas ſtaͤrcker angebauet, und die Felder erweitert. Sonderlich muſte man ſein Ver- gnuͤgen uͤber die wohlangelegten Gaͤrten haben, in welchen die trefflichſten zur Speiſe dienenden Kraͤuter und Wurtzeln, ingleichen die herrlichſten Obſt-Baͤu-
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durfft beſaͤen, hernach die Fruͤchte einerndten und
in meine Scheuern ſammlen wolte. Hierzu
bewegte mich meine Cordula, welche eine ungemei-
ne Liebhaberin von der Zucht des aus Europa an-
gekommenen Viehes, ingleichen vom Garten-und
Feld-Baue war. Auſſer dieſem war Spinnen und
Weben ihre taͤgliche Arbeit, und machte ſie auf 2en
Weber-Stuͤhlen, die ihr Lademann in ihr beſonde-
res Zimmer verfertiget hatte, Wechſels-weiſe die
ſchoͤnſten Zeuge, theils von Leinen-theils von Baum-
wollenen Garne, wie denn die Weiber der Prieſter
ſo wohl, als andere ſich ebenfalls dieſer, manchem
Europaͤiſchen Frauenzimmer veraͤchtlich vorkom-
menden Arbeit nicht ſchaͤmeten. Ob nun ſchon
meine Haußhaltung nur aus 5. Perſonen, nehm-
lich aus mir, meiner Frauen, dem kleinen Soh-
ne, einem Knaben und Maͤgdlein zur Aufwartung,
beſtunde, ſo war doch alles ordentlich ſauber und
reinlich darinnen anzutreffen. Dieſes aber nicht
allein bey mir, ſondern auch in allen Haͤuſern, wo
man nur hinkam; indem in den Pflantz-Staͤdten
diejenigen, welche die ſchmutzigſten Handthierun-
gen trieben, dennoch ihre reinlichen Stuben hat-
ten, wohinnen ſie diejenigen, von welchen ſie be-
ſucht wurden, fuͤhren konten. Es waren aber
dieſe Pflantz-Staͤdte, ſeit dem ich ſelbige im Jahr
1725. zum erſten mahle beſucht, weit Volckreicher,
alſo auch etwas ſtaͤrcker angebauet, und die Felder
erweitert. Sonderlich muſte man ſein Ver-
gnuͤgen uͤber die wohlangelegten Gaͤrten haben, in
welchen die trefflichſten zur Speiſe dienenden Kraͤuter
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/358>, abgerufen am 22.11.2024.
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