Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

ein starcker Vorrath von Capitain Horns mitge-
brachter Wolle, wie auch von unserer eigenen, in-
dem sich unser Schaaff-Vieh schon ziemlich ver-
mehrt, vorhanden war, hielt Wetterling mit denen,
welchen er seine Profession erlernet, doch nicht in-
ne, sondern sie machten immer mehr Tücher, wel-
che theils schwartz/ theils braun, theils roth gefärbt
wurden, denn alle Jung-Gesellen vom 10ten Jah-
re|an trugen biß zu ihrer Heyrath roth; die Män-
ner braun, die Aeltesten und Vorsteher der Ge-
meinden aber so wohl, als die Priester, schwartz.
Schwartze Trauer-Kleider aber wurden nur um
die Eltern, Kinder, Geschwister, und dann um die
Aeltesten und Vorsteher angelegt. Um der Frau-
enzimmer Kleidung bekümmerten sich die Manns-
Personen nicht, sondern die Frau Mag. Schmel-
tzerin, meine Schwester und die Frau Herrmannin,
nahmen alle Donnerstage den Vorrath von den
Spinnerinnen und Würckerinnen, ingleichen von
Harckerten und seinen Professions-Genossen auf;
gaben hergegen auch von Leinen und Wollenen Zeu-
gen heraus, was diejenigen Weibs-Personen, die
mit dieser Arbeit nicht umgehen konten, von nöthen
hatten.

Kleemann, der Pappiermacher, hatte von seinem,
mittelmäßigen und geringen Pappiere, auch Pap-
pen-Tafeln und dergleichen so viel geliefert, daß
wir uns alle eine gute Zeit darmit behelffen konten;
war dieserwegen gesonnen, seine Profession eine
Zeit lang an den Nagel zu hängen, und sich mit sei-
nen Gehülffen desto fleißiger auf den Feld-und
Garten-Bau zu legen; allein, da ihm vorgestellet

wur-

ein ſtarcker Vorrath von Capitain Horns mitge-
brachter Wolle, wie auch von unſerer eigenen, in-
dem ſich unſer Schaaff-Vieh ſchon ziemlich ver-
mehrt, vorhanden war, hielt Wetterling mit denen,
welchen er ſeine Profeſſion erlernet, doch nicht in-
ne, ſondern ſie machten immer mehr Tuͤcher, wel-
che theils ſchwartz/ theils braun, theils roth gefaͤrbt
wurden, denn alle Jung-Geſellen vom 10ten Jah-
re|an trugen biß zu ihrer Heyrath roth; die Maͤn-
ner braun, die Aelteſten und Vorſteher der Ge-
meinden aber ſo wohl, als die Prieſter, ſchwartz.
Schwartze Trauer-Kleider aber wurden nur um
die Eltern, Kinder, Geſchwiſter, und dann um die
Aelteſten und Vorſteher angelegt. Um der Frau-
enzimmer Kleidung bekuͤmmerten ſich die Manns-
Perſonen nicht, ſondern die Frau Mag. Schmel-
tzerin, meine Schweſter und die Frau Herrmannin,
nahmen alle Donnerſtage den Vorrath von den
Spinnerinnen und Wuͤrckerinnen, ingleichen von
Harckerten und ſeinen Profeſſions-Genoſſen auf;
gaben hergegen auch von Leinen und Wollenen Zeu-
gen heraus, was diejenigen Weibs-Perſonen, die
mit dieſer Arbeit nicht umgehen konten, von noͤthen
hatten.

Kleemann, der Pappiermacher, hatte von ſeinem,
mittelmaͤßigen und geringen Pappiere, auch Pap-
pen-Tafeln und dergleichen ſo viel geliefert, daß
wir uns alle eine gute Zeit darmit behelffen konten;
war dieſerwegen geſonnen, ſeine Profeſſion eine
Zeit lang an den Nagel zu haͤngen, und ſich mit ſei-
nen Gehuͤlffen deſto fleißiger auf den Feld-und
Garten-Bau zu legen; allein, da ihm vorgeſtellet

wur-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0360" n="352"/>
ein &#x017F;tarcker Vorrath von <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horns mitge-<lb/>
brachter Wolle, wie auch von un&#x017F;erer eigenen, in-<lb/>
dem &#x017F;ich un&#x017F;er Schaaff-Vieh &#x017F;chon ziemlich ver-<lb/>
mehrt, vorhanden war, hielt Wetterling mit denen,<lb/>
welchen er &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> erlernet, doch nicht in-<lb/>
ne, &#x017F;ondern &#x017F;ie machten immer mehr Tu&#x0364;cher, wel-<lb/>
che theils &#x017F;chwartz/ theils braun, theils roth gefa&#x0364;rbt<lb/>
wurden, denn alle Jung-Ge&#x017F;ellen vom 10ten Jah-<lb/>
re|an trugen biß zu ihrer Heyrath roth; die Ma&#x0364;n-<lb/>
ner braun, die Aelte&#x017F;ten und Vor&#x017F;teher der Ge-<lb/>
meinden aber &#x017F;o wohl, als die Prie&#x017F;ter, &#x017F;chwartz.<lb/>
Schwartze Trauer-Kleider aber wurden nur um<lb/>
die Eltern, Kinder, Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter, und dann um die<lb/>
Aelte&#x017F;ten und Vor&#x017F;teher angelegt. Um der Frau-<lb/>
enzimmer Kleidung beku&#x0364;mmerten &#x017F;ich die Manns-<lb/>
Per&#x017F;onen nicht, &#x017F;ondern die Frau <hi rendition="#aq">Mag.</hi> Schmel-<lb/>
tzerin, meine Schwe&#x017F;ter und die Frau Herrmannin,<lb/>
nahmen alle Donner&#x017F;tage den Vorrath von den<lb/>
Spinnerinnen und Wu&#x0364;rckerinnen, ingleichen von<lb/>
Harckerten und &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ions-</hi>Geno&#x017F;&#x017F;en auf;<lb/>
gaben hergegen auch von Leinen und Wollenen Zeu-<lb/>
gen heraus, was diejenigen Weibs-Per&#x017F;onen, die<lb/>
mit die&#x017F;er Arbeit nicht umgehen konten, von no&#x0364;then<lb/>
hatten.</p><lb/>
          <p>Kleemann, der Pappiermacher, hatte von &#x017F;einem,<lb/>
mittelma&#x0364;ßigen und geringen Pappiere, auch Pap-<lb/>
pen-Tafeln und dergleichen &#x017F;o viel geliefert, daß<lb/>
wir uns alle eine gute Zeit darmit behelffen konten;<lb/>
war die&#x017F;erwegen ge&#x017F;onnen, &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> eine<lb/>
Zeit lang an den Nagel zu ha&#x0364;ngen, und &#x017F;ich mit &#x017F;ei-<lb/>
nen Gehu&#x0364;lffen de&#x017F;to fleißiger auf den Feld-und<lb/>
Garten-Bau zu legen; allein, da ihm vorge&#x017F;tellet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wur-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0360] ein ſtarcker Vorrath von Capitain Horns mitge- brachter Wolle, wie auch von unſerer eigenen, in- dem ſich unſer Schaaff-Vieh ſchon ziemlich ver- mehrt, vorhanden war, hielt Wetterling mit denen, welchen er ſeine Profeſſion erlernet, doch nicht in- ne, ſondern ſie machten immer mehr Tuͤcher, wel- che theils ſchwartz/ theils braun, theils roth gefaͤrbt wurden, denn alle Jung-Geſellen vom 10ten Jah- re|an trugen biß zu ihrer Heyrath roth; die Maͤn- ner braun, die Aelteſten und Vorſteher der Ge- meinden aber ſo wohl, als die Prieſter, ſchwartz. Schwartze Trauer-Kleider aber wurden nur um die Eltern, Kinder, Geſchwiſter, und dann um die Aelteſten und Vorſteher angelegt. Um der Frau- enzimmer Kleidung bekuͤmmerten ſich die Manns- Perſonen nicht, ſondern die Frau Mag. Schmel- tzerin, meine Schweſter und die Frau Herrmannin, nahmen alle Donnerſtage den Vorrath von den Spinnerinnen und Wuͤrckerinnen, ingleichen von Harckerten und ſeinen Profeſſions-Genoſſen auf; gaben hergegen auch von Leinen und Wollenen Zeu- gen heraus, was diejenigen Weibs-Perſonen, die mit dieſer Arbeit nicht umgehen konten, von noͤthen hatten. Kleemann, der Pappiermacher, hatte von ſeinem, mittelmaͤßigen und geringen Pappiere, auch Pap- pen-Tafeln und dergleichen ſo viel geliefert, daß wir uns alle eine gute Zeit darmit behelffen konten; war dieſerwegen geſonnen, ſeine Profeſſion eine Zeit lang an den Nagel zu haͤngen, und ſich mit ſei- nen Gehuͤlffen deſto fleißiger auf den Feld-und Garten-Bau zu legen; allein, da ihm vorgeſtellet wur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/360
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/360>, abgerufen am 17.06.2024.