So viel war es/ was der Alt-Vater dem Capi- tain Horn zur Antwort gab. Dieser danckte sehr verbindlich, daß man ihm vor seine Person, nach glücklicher Zurückkunfft erlauben wolte, ein Mit- Genosse unseres ruhigen und vergnügten Lebens zu seyn; erkandte die Entschuldigung, wegen Aufneh- mung seiner Freygelassenen vor recht vernünfftig und billig, versprach auch, ihnen unterwegs die Feisen- burgischen Gedancken schon aus dem Sinne zu re- den.
Hierauf ging die gantze Versammlung vor dieses mahl aus einander, Capitain Horn aber mit mir in meine Behausung, weil sich seine Liebste schon seit etlichen Tagen bey meiner Frauen daselbst als ein Gast aufhielt, um ihren Bräutigam zu sprechen, welchen sie allen Merckmahlen nach so sehr liebte, als er sie, ohngeacht derselbe dermahlen fast noch einmahl so alt als sie, jedoch ein wohlgebildeter Mensch, mit schönen lockigten Haaren und sonsten sehr wohl gewachsen war. Jch ließ die beyden Verliebten bey meiner Cordula alleine, und ging hinüber zu Mons. Litzbergen, bey welchen sich Herr Wolffgang, der diesen Abend nicht nach Hause ge- hen wollen, nebst andern guten Freunden befand. Nach der Abend-Mahlzeit aber kam der Capitain Horn ebenfalls dahin, weßwegen Herr Wolffgang so gleich mit demselben wegen seiner Braut zu scher- tzen anfing, und unter andern sagte: Er hätte ihn, den Capitain Horn, nicht darum mit genommen, daß er sich von einer Felsenburgischen einsältigen
Schö-
(Z 4)
in Europa einreputirliches Leben fuͤhren koͤnnen.
So viel war es/ was der Alt-Vater dem Capi- tain Horn zur Antwort gab. Dieſer danckte ſehr verbindlich, daß man ihm vor ſeine Perſon, nach gluͤcklicher Zuruͤckkunfft erlauben wolte, ein Mit- Genoſſe unſeres ruhigen und vergnuͤgten Lebens zu ſeyn; erkandte die Entſchuldigung, wegen Aufneh- mung ſeiner Freygelaſſenen vor recht vernuͤnfftig und billig, verſprach auch, ihnen unterwegs die Feiſen- burgiſchen Gedancken ſchon aus dem Sinne zu re- den.
Hierauf ging die gantze Verſammlung vor dieſes mahl aus einander, Capitain Horn aber mit mir in meine Behauſung, weil ſich ſeine Liebſte ſchon ſeit etlichen Tagen bey meiner Frauen daſelbſt als ein Gaſt aufhielt, um ihren Braͤutigam zu ſprechen, welchen ſie allen Merckmahlen nach ſo ſehr liebte, als er ſie, ohngeacht derſelbe dermahlen faſt noch einmahl ſo alt als ſie, jedoch ein wohlgebildeter Menſch, mit ſchoͤnen lockigten Haaren und ſonſten ſehr wohl gewachſen war. Jch ließ die beyden Verliebten bey meiner Cordula alleine, und ging hinuͤber zu Monſ. Litzbergen, bey welchen ſich Herr Wolffgang, der dieſen Abend nicht nach Hauſe ge- hen wollen, nebſt andern guten Freunden befand. Nach der Abend-Mahlzeit aber kam der Capitain Horn ebenfalls dahin, weßwegen Herr Wolffgang ſo gleich mit demſelben wegen ſeiner Braut zu ſcher- tzen anfing, und unter andern ſagte: Er haͤtte ihn, den Capitain Horn, nicht darum mit genommen, daß er ſich von einer Felſenburgiſchen einſaͤltigen
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(Z 4)
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in Europa ein reputirliches Leben fuͤhren
koͤnnen.
So viel war es/ was der Alt-Vater dem Capi-
tain Horn zur Antwort gab. Dieſer danckte ſehr
verbindlich, daß man ihm vor ſeine Perſon, nach
gluͤcklicher Zuruͤckkunfft erlauben wolte, ein Mit-
Genoſſe unſeres ruhigen und vergnuͤgten Lebens zu
ſeyn; erkandte die Entſchuldigung, wegen Aufneh-
mung ſeiner Freygelaſſenen vor recht vernuͤnfftig und
billig, verſprach auch, ihnen unterwegs die Feiſen-
burgiſchen Gedancken ſchon aus dem Sinne zu re-
den.
Hierauf ging die gantze Verſammlung vor dieſes
mahl aus einander, Capitain Horn aber mit mir
in meine Behauſung, weil ſich ſeine Liebſte ſchon ſeit
etlichen Tagen bey meiner Frauen daſelbſt als ein
Gaſt aufhielt, um ihren Braͤutigam zu ſprechen,
welchen ſie allen Merckmahlen nach ſo ſehr liebte,
als er ſie, ohngeacht derſelbe dermahlen faſt noch
einmahl ſo alt als ſie, jedoch ein wohlgebildeter
Menſch, mit ſchoͤnen lockigten Haaren und ſonſten
ſehr wohl gewachſen war. Jch ließ die beyden
Verliebten bey meiner Cordula alleine, und ging
hinuͤber zu Monſ. Litzbergen, bey welchen ſich Herr
Wolffgang, der dieſen Abend nicht nach Hauſe ge-
hen wollen, nebſt andern guten Freunden befand.
Nach der Abend-Mahlzeit aber kam der Capitain
Horn ebenfalls dahin, weßwegen Herr Wolffgang
ſo gleich mit demſelben wegen ſeiner Braut zu ſcher-
tzen anfing, und unter andern ſagte: Er haͤtte ihn,
den Capitain Horn, nicht darum mit genommen,
daß er ſich von einer Felſenburgiſchen einſaͤltigen
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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