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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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sen; unterdessen war es eine gewaltige Summa
Geldes, welche er dieser eintzigen ihm ungetreuen
Weibs-Person halber einbüssen muste. Allein
wie ich etliche Jahre hernach erfahren, hat diese
von aussen sehr schöne, jedoch gifftige Creatur noch
viel Manns-Personen ins Verderben gestürtzt.

Binnen bemeldten drey Wochen ließ mein Herr
seine unnöthige Sachen, auch Pferde, Kutschen
und dergleichen verkauffen, danckte die überflüßi-
gen Bedienten ab, behielt also niemand bey sich,
als seinen Cammer-Diener, einen Jäger, mich
und 2. Reut-Knechte, 3. Reut-Pferde vor sich
und 5. vor die Bedienten. Aus einem kleinen
Städgen, welches schon ausserhalb Landes lag,
schickte er den Jäger mit einem Briefe an den
Officier ab, welcher ihn auf Pistolen gefodert
hatte, denn von diesem war ihm binnen der Zeit,
als er im Arrest gesessen, ein anderweites Cartell
zugeschickt worden, mein Herr aber nicht im Stan-
de gewesen, sich zu stellen, doch nunmehro benahm-
te er demselben Ort und Stunde, bestellete er auch in
einander sehen könten. Auf eben denselben Platz
und zu eben derselben Stunde, wo und wenn sie
einem andern Briefe, welchen ein Reut-Knecht
überbringen muste, denjenigen Cavalier, welcher
sich auf der Masquerade der Frau von A.* so ernst-
lich angenommen, und es erschienen beyde, nach
seinen Verlangen, zu gehöriger Zeit. Mein Herr
hatte einen bekandten Cavalier zum Secundanten
mitgenommen, und war so glücklich, den Officier,
nachdem derselbe sich verschossen, eine Kugel durch
die Brust zu jagen, daß er augenblicklich todt vom

Pfer-

ſen; unterdeſſen war es eine gewaltige Summa
Geldes, welche er dieſer eintzigen ihm ungetreuen
Weibs-Perſon halber einbuͤſſen muſte. Allein
wie ich etliche Jahre hernach erfahren, hat dieſe
von auſſen ſehr ſchoͤne, jedoch gifftige Creatur noch
viel Manns-Perſonen ins Verderben geſtuͤrtzt.

Binnen bemeldten drey Wochen ließ mein Herr
ſeine unnoͤthige Sachen, auch Pferde, Kutſchen
und dergleichen verkauffen, danckte die uͤberfluͤßi-
gen Bedienten ab, behielt alſo niemand bey ſich,
als ſeinen Cammer-Diener, einen Jaͤger, mich
und 2. Reut-Knechte, 3. Reut-Pferde vor ſich
und 5. vor die Bedienten. Aus einem kleinen
Staͤdgen, welches ſchon auſſerhalb Landes lag,
ſchickte er den Jaͤger mit einem Briefe an den
Officier ab, welcher ihn auf Piſtolen gefodert
hatte, denn von dieſem war ihm binnen der Zeit,
als er im Arreſt geſeſſen, ein anderweites Cartell
zugeſchickt worden, mein Herr aber nicht im Stan-
de geweſen, ſich zu ſtellen, doch nunmehro benahm-
te er demſelben Ort und Stunde, beſtellete er auch in
einander ſehen koͤnten. Auf eben denſelben Platz
und zu eben derſelben Stunde, wo und wenn ſie
einem andern Briefe, welchen ein Reut-Knecht
uͤberbringen muſte, denjenigen Cavalier, welcher
ſich auf der Maſquerade der Frau von A.* ſo ernſt-
lich angenommen, und es erſchienen beyde, nach
ſeinen Verlangen, zu gehoͤriger Zeit. Mein Herr
hatte einen bekandten Cavalier zum Secundanten
mitgenommen, und war ſo gluͤcklich, den Officier,
nachdem derſelbe ſich verſchoſſen, eine Kugel durch
die Bruſt zu jagen, daß er augenblicklich todt vom

Pfer-
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[386/0394] ſen; unterdeſſen war es eine gewaltige Summa Geldes, welche er dieſer eintzigen ihm ungetreuen Weibs-Perſon halber einbuͤſſen muſte. Allein wie ich etliche Jahre hernach erfahren, hat dieſe von auſſen ſehr ſchoͤne, jedoch gifftige Creatur noch viel Manns-Perſonen ins Verderben geſtuͤrtzt. Binnen bemeldten drey Wochen ließ mein Herr ſeine unnoͤthige Sachen, auch Pferde, Kutſchen und dergleichen verkauffen, danckte die uͤberfluͤßi- gen Bedienten ab, behielt alſo niemand bey ſich, als ſeinen Cammer-Diener, einen Jaͤger, mich und 2. Reut-Knechte, 3. Reut-Pferde vor ſich und 5. vor die Bedienten. Aus einem kleinen Staͤdgen, welches ſchon auſſerhalb Landes lag, ſchickte er den Jaͤger mit einem Briefe an den Officier ab, welcher ihn auf Piſtolen gefodert hatte, denn von dieſem war ihm binnen der Zeit, als er im Arreſt geſeſſen, ein anderweites Cartell zugeſchickt worden, mein Herr aber nicht im Stan- de geweſen, ſich zu ſtellen, doch nunmehro benahm- te er demſelben Ort und Stunde, beſtellete er auch in einander ſehen koͤnten. Auf eben denſelben Platz und zu eben derſelben Stunde, wo und wenn ſie einem andern Briefe, welchen ein Reut-Knecht uͤberbringen muſte, denjenigen Cavalier, welcher ſich auf der Maſquerade der Frau von A.* ſo ernſt- lich angenommen, und es erſchienen beyde, nach ſeinen Verlangen, zu gehoͤriger Zeit. Mein Herr hatte einen bekandten Cavalier zum Secundanten mitgenommen, und war ſo gluͤcklich, den Officier, nachdem derſelbe ſich verſchoſſen, eine Kugel durch die Bruſt zu jagen, daß er augenblicklich todt vom Pfer-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/394>, abgerufen am 17.06.2024.