auch noch einige Tage, da ich schon zu Hause war und meine Sachen in guten Stande fand, biß Hr. H. W. ohnverhofft von Hamburg abermahls ankam, und mir nicht allein die fröliche Zeitung von der Wieder- kunfft meines Sohnes, sondern auch gar gewaltige Geld-Summen und Wechsel-Briefe mit brachte, als womit ich alle meine Creditores gedoppelt hätte bezahlen können. Jch bezahlete aber auch alles redlich mit gewöhnlicher Interesse und blieb solchergestalt keinem Menschen einen Scherf schuldig, weßwe- gen aller Augen in der gantzen Stadt auf mich sahen, mich wieder vor einen grossen Mann achteten, jedoch nicht wusten, wie das Ding zugehen möchte. Herr H. W. hielt sich eine ziemliche Zeit bey mir auf, und wolte gerne die Ankunfft meiner Kinder aus Schwe- den abwarten, denn er und ich zweiffelten nunmeh- ro nicht, daß der Bruder die Schwester auslösen und mitbringen würde. Wir schrieben auch beyde ver- schiedene Briefe nach Schweden, allein ich glaube, daß dieselben entweder durch unsere Anverwandtin, oder durch Petersons Vorsicht unterschlagen seyn. Endlich sahe sich Herr H. W. seiner eigenen wichti- gen Geschäffte wegen genöthiget, nachdem ich ihn vor seine Mühe wohl vergnügt, von mir zu reisen; und ohngefehr 3. Wochen hernach, kamen mir mei- ne Kinder eines Abends ohnverhofft, da ich mit mei- nem alten guten Freunde Herrn O. im Schacht spie- lete plötzlich um den Halß gefallen, worüber ich eine solche jählinge Freude empfand, dergleichen ich Zeit Lebens gehabt zu haben, mich nicht leicht zu erinnern weiß. Was sonsten das übrige meiner Geschichten anbelanget, wird ihnen, meine Herrn! vielleicht
schon
auch noch einige Tage, da ich ſchon zu Hauſe war und meine Sachen in guten Stande fand, biß Hr. H. W. ohnverhofft von Hamburg abermahls ankam, und mir nicht allein die froͤliche Zeitung von der Wieder- kunfft meines Sohnes, ſondern auch gar gewaltige Geld-Summen und Wechſel-Briefe mit brachte, als womit ich alle meine Creditores gedoppelt haͤtte bezahlen koͤnnen. Jch bezahlete aber auch alles redlich mit gewoͤhnlicher Intereſſe und blieb ſolchergeſtalt keinem Menſchen einen Scherf ſchuldig, weßwe- gen aller Augen in der gantzen Stadt auf mich ſahen, mich wieder vor einen groſſen Mann achteten, jedoch nicht wuſten, wie das Ding zugehen moͤchte. Herr H. W. hielt ſich eine ziemliche Zeit bey mir auf, und wolte gerne die Ankunfft meiner Kinder aus Schwe- den abwarten, denn er und ich zweiffelten nunmeh- ro nicht, daß der Bruder die Schweſter ausloͤſen und mitbringen wuͤrde. Wir ſchrieben auch beyde ver- ſchiedene Briefe nach Schweden, allein ich glaube, daß dieſelben entweder durch unſere Anverwandtin, oder durch Peterſons Vorſicht unterſchlagen ſeyn. Endlich ſahe ſich Herr H. W. ſeiner eigenen wichti- gen Geſchaͤffte wegen genoͤthiget, nachdem ich ihn vor ſeine Muͤhe wohl vergnuͤgt, von mir zu reiſen; und ohngefehr 3. Wochen hernach, kamen mir mei- ne Kinder eines Abends ohnverhofft, da ich mit mei- nem alten guten Freunde Herrn O. im Schacht ſpie- lete ploͤtzlich um den Halß gefallen, woruͤber ich eine ſolche jaͤhlinge Freude empfand, dergleichen ich Zeit Lebens gehabt zu haben, mich nicht leicht zu erinnern weiß. Was ſonſten das uͤbrige meiner Geſchichten anbelanget, wird ihnen, meine Herrn! vielleicht
ſchon
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[32/0040]
auch noch einige Tage, da ich ſchon zu Hauſe war und
meine Sachen in guten Stande fand, biß Hr. H. W.
ohnverhofft von Hamburg abermahls ankam, und
mir nicht allein die froͤliche Zeitung von der Wieder-
kunfft meines Sohnes, ſondern auch gar gewaltige
Geld-Summen und Wechſel-Briefe mit brachte,
als womit ich alle meine Creditores gedoppelt haͤtte
bezahlen koͤnnen. Jch bezahlete aber auch alles redlich
mit gewoͤhnlicher Intereſſe und blieb ſolchergeſtalt
keinem Menſchen einen Scherf ſchuldig, weßwe-
gen aller Augen in der gantzen Stadt auf mich ſahen,
mich wieder vor einen groſſen Mann achteten, jedoch
nicht wuſten, wie das Ding zugehen moͤchte. Herr
H. W. hielt ſich eine ziemliche Zeit bey mir auf, und
wolte gerne die Ankunfft meiner Kinder aus Schwe-
den abwarten, denn er und ich zweiffelten nunmeh-
ro nicht, daß der Bruder die Schweſter ausloͤſen und
mitbringen wuͤrde. Wir ſchrieben auch beyde ver-
ſchiedene Briefe nach Schweden, allein ich glaube,
daß dieſelben entweder durch unſere Anverwandtin,
oder durch Peterſons Vorſicht unterſchlagen ſeyn.
Endlich ſahe ſich Herr H. W. ſeiner eigenen wichti-
gen Geſchaͤffte wegen genoͤthiget, nachdem ich ihn
vor ſeine Muͤhe wohl vergnuͤgt, von mir zu reiſen;
und ohngefehr 3. Wochen hernach, kamen mir mei-
ne Kinder eines Abends ohnverhofft, da ich mit mei-
nem alten guten Freunde Herrn O. im Schacht ſpie-
lete ploͤtzlich um den Halß gefallen, woruͤber ich eine
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Lebens gehabt zu haben, mich nicht leicht zu erinnern
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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