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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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gentheil giengen mir die Jammer-Klagen meiner
Tochter und die übrigen Grillen dergestalt im Kopfe
und Hertzen herum, daß ich fast völlig melancho-
lisch und so gar Bettlägerig wurde. Endlich fing
meine Tochter an etwas aufgeräumter zu werden,
und stellete sich, mir zu Gefallen, an, als ob sie
den Peterson nunmehro gantz wohl leiden könte,
auch die Heyrath mit ihm nicht ausschlagen wolte,
sie ließ sich auch von ihrer Baase und ihm bereden,
daß wir ingesamt, sonderlich mir zum Vortheil,
um die Luft zu verändern, nach Niekoepping fuhren.
Daselbst als ich sahe, daß sich meine Tochter mit
Peterson ziemlich wohl vertragen konte, bekam ich
meine vorige Gesundheit bald wieder, sie war dar-
über sehr erfreuet, es mag ihr aber wohl nicht we-
nig Mühe gekostet haben, den innerlichen Kummer
zu verbergen.

Nachhero wurde ich mit Peterson völlig eins,
daß wir mit einander in Compagnie handeln wol-
ten, und er versprach mir treffliche Vortheile, schloß
einen ordentlichen Contract mit mir und bewegte
mich dahin, wieder nach Hause zu reisen, um al-
les wohl einzurichten, ihm aber die Freyheit zu las-
sen, mit meiner Tochter so bald es sich schickte Hoch-
zeit zu machen; worauf er denn mit den Geld-Sä-
cken nachkommen und mich völlig ausser Schulden
setzen wolte. Jch reisete demnach von Niekoep-
ping
ab und wieder nach Hause, hatte auch nicht
die geringste Ursache an Petersons Versprechen zu
zweiffeln, denn er war in mehr als zu guten Stan-
de selbiges zu halten, doch war mein Hertze unter-
wegs immer voll lauter Unruhe und Bangigkeit,

auch

gentheil giengen mir die Jammer-Klagen meiner
Tochter und die uͤbrigen Grillen dergeſtalt im Kopfe
und Hertzen herum, daß ich faſt voͤllig melancho-
liſch und ſo gar Bettlaͤgerig wurde. Endlich fing
meine Tochter an etwas aufgeraͤumter zu werden,
und ſtellete ſich, mir zu Gefallen, an, als ob ſie
den Peterſon nunmehro gantz wohl leiden koͤnte,
auch die Heyrath mit ihm nicht ausſchlagen wolte,
ſie ließ ſich auch von ihrer Baaſe und ihm bereden,
daß wir ingeſamt, ſonderlich mir zum Vortheil,
um die Luft zu veraͤndern, nach Niekœpping fuhren.
Daſelbſt als ich ſahe, daß ſich meine Tochter mit
Peterſon ziemlich wohl vertragen konte, bekam ich
meine vorige Geſundheit bald wieder, ſie war dar-
uͤber ſehr erfreuet, es mag ihr aber wohl nicht we-
nig Muͤhe gekoſtet haben, den innerlichen Kummer
zu verbergen.

Nachhero wurde ich mit Peterſon voͤllig eins,
daß wir mit einander in Compagnie handeln wol-
ten, und er verſprach mir treffliche Vortheile, ſchloß
einen ordentlichen Contract mit mir und bewegte
mich dahin, wieder nach Hauſe zu reiſen, um al-
les wohl einzurichten, ihm aber die Freyheit zu laſ-
ſen, mit meiner Tochter ſo bald es ſich ſchickte Hoch-
zeit zu machen; worauf er denn mit den Geld-Saͤ-
cken nachkommen und mich voͤllig auſſer Schulden
ſetzen wolte. Jch reiſete demnach von Niekœp-
ping
ab und wieder nach Hauſe, hatte auch nicht
die geringſte Urſache an Peterſons Verſprechen zu
zweiffeln, denn er war in mehr als zu guten Stan-
de ſelbiges zu halten, doch war mein Hertze unter-
wegs immer voll lauter Unruhe und Bangigkeit,

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[31/0039] gentheil giengen mir die Jammer-Klagen meiner Tochter und die uͤbrigen Grillen dergeſtalt im Kopfe und Hertzen herum, daß ich faſt voͤllig melancho- liſch und ſo gar Bettlaͤgerig wurde. Endlich fing meine Tochter an etwas aufgeraͤumter zu werden, und ſtellete ſich, mir zu Gefallen, an, als ob ſie den Peterſon nunmehro gantz wohl leiden koͤnte, auch die Heyrath mit ihm nicht ausſchlagen wolte, ſie ließ ſich auch von ihrer Baaſe und ihm bereden, daß wir ingeſamt, ſonderlich mir zum Vortheil, um die Luft zu veraͤndern, nach Niekœpping fuhren. Daſelbſt als ich ſahe, daß ſich meine Tochter mit Peterſon ziemlich wohl vertragen konte, bekam ich meine vorige Geſundheit bald wieder, ſie war dar- uͤber ſehr erfreuet, es mag ihr aber wohl nicht we- nig Muͤhe gekoſtet haben, den innerlichen Kummer zu verbergen. Nachhero wurde ich mit Peterſon voͤllig eins, daß wir mit einander in Compagnie handeln wol- ten, und er verſprach mir treffliche Vortheile, ſchloß einen ordentlichen Contract mit mir und bewegte mich dahin, wieder nach Hauſe zu reiſen, um al- les wohl einzurichten, ihm aber die Freyheit zu laſ- ſen, mit meiner Tochter ſo bald es ſich ſchickte Hoch- zeit zu machen; worauf er denn mit den Geld-Saͤ- cken nachkommen und mich voͤllig auſſer Schulden ſetzen wolte. Jch reiſete demnach von Niekœp- ping ab und wieder nach Hauſe, hatte auch nicht die geringſte Urſache an Peterſons Verſprechen zu zweiffeln, denn er war in mehr als zu guten Stan- de ſelbiges zu halten, doch war mein Hertze unter- wegs immer voll lauter Unruhe und Bangigkeit, auch

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/39>, abgerufen am 24.11.2024.