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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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segnetes Leibes befunden hatte, setzte sich so dann
eines Morgens mit beyden in einen zugemachten
Wagen, und brachte sie an beliebigen Ort und
Stelle. Zwey Tage hernach erfuhr man, daß
die Marquise aus dem Bade wiederum glücklich
in ihrer Wohnung angekommen wäre, weßwegen
mein Herr so gleich und fernerhin fast täglich seine
Visite bey ihr ablegte. Endlich wurde die Marquise
von einer schweren Kranckheit überfallen, da er denn
wegen der vielen Dames, so stündlich um sie gewe-
sen, sich Wohlstandes halber gemüßiget gesehen,
seine Visiten einzustellen, allein, weil ihm die Zeit
biß zu ihrer Genesung etwas zu lange zu werden be-
gunte, merckte man bald, daß er nach andern Cour-
toisie
en herum schlich, und endlich, was das schlimm-
ste war, so verliebte er sich in eine geschminckte Ope-
rist
in, ohngeacht er wohl nachdencken können, daß
dieses falsche und betrügliche Waare wäre. Diese
hatte er bald gewöhnet, daß sie auf erhaltene Or-
dre,
sich so gleich einstellete, und viele Nächte bey
ihm paßirete, dargegen aber starcke Sportuin von
ihm ziehen mochte. Solches Leben währete biß
man hörete, daß die Marquise besser wäre, und
wiederum in ihrem Zimmer herum gehen könte, da
aber mein Herr zu derselben hinschickte, und verneh-
men ließ, ob, und um welche Stunde es ihr gele-
gen, deß er zu ihr kommen, und die Gratulation
wegen ihrer Genesung abstatten dürffte, schickte sie
einen Brief zurücke, worinnen sie ihm vorwarff:
"Wie er sich würde zu erinnern wissen, daß sie ihn"
mit der Condition zu ihren Amanten angenom-"
men, wenigstens so lange, als er in Paris sich auf-"

halten
(C c 3)

ſegnetes Leibes befunden hatte, ſetzte ſich ſo dann
eines Morgens mit beyden in einen zugemachten
Wagen, und brachte ſie an beliebigen Ort und
Stelle. Zwey Tage hernach erfuhr man, daß
die Marquiſe aus dem Bade wiederum gluͤcklich
in ihrer Wohnung angekommen waͤre, weßwegen
mein Herr ſo gleich und fernerhin faſt taͤglich ſeine
Visite bey ihr ablegte. Endlich wurde die Marquiſe
von einer ſchweren Kranckheit uͤberfallen, da er denn
wegen der vielen Dames, ſo ſtuͤndlich um ſie gewe-
ſen, ſich Wohlſtandes halber gemuͤßiget geſehen,
ſeine Visiten einzuſtellen, allein, weil ihm die Zeit
biß zu ihrer Geneſung etwas zu lange zu werden be-
gunte, merckte man bald, daß er nach andern Cour-
toisie
en herum ſchlich, und endlich, was das ſchlim̃-
ſte war, ſo verliebte er ſich in eine geſchminckte Ope-
riſt
in, ohngeacht er wohl nachdencken koͤnnen, daß
dieſes falſche und betruͤgliche Waare waͤre. Dieſe
hatte er bald gewoͤhnet, daß ſie auf erhaltene Or-
dre,
ſich ſo gleich einſtellete, und viele Naͤchte bey
ihm paßirete, dargegen aber ſtarcke Sportuin von
ihm ziehen mochte. Solches Leben waͤhrete biß
man hoͤrete, daß die Marquiſe beſſer waͤre, und
wiederum in ihrem Zimmer herum gehen koͤnte, da
aber mein Herr zu derſelben hinſchickte, und verneh-
men ließ, ob, und um welche Stunde es ihr gele-
gen, deß er zu ihr kommen, und die Gratulation
wegen ihrer Geneſung abſtatten duͤrffte, ſchickte ſie
einen Brief zuruͤcke, worinnen ſie ihm vorwarff:
„Wie er ſich wuͤrde zu erinnern wiſſen, daß ſie ihn„
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[405/0413] ſegnetes Leibes befunden hatte, ſetzte ſich ſo dann eines Morgens mit beyden in einen zugemachten Wagen, und brachte ſie an beliebigen Ort und Stelle. Zwey Tage hernach erfuhr man, daß die Marquiſe aus dem Bade wiederum gluͤcklich in ihrer Wohnung angekommen waͤre, weßwegen mein Herr ſo gleich und fernerhin faſt taͤglich ſeine Visite bey ihr ablegte. Endlich wurde die Marquiſe von einer ſchweren Kranckheit uͤberfallen, da er denn wegen der vielen Dames, ſo ſtuͤndlich um ſie gewe- ſen, ſich Wohlſtandes halber gemuͤßiget geſehen, ſeine Visiten einzuſtellen, allein, weil ihm die Zeit biß zu ihrer Geneſung etwas zu lange zu werden be- gunte, merckte man bald, daß er nach andern Cour- toisieen herum ſchlich, und endlich, was das ſchlim̃- ſte war, ſo verliebte er ſich in eine geſchminckte Ope- riſtin, ohngeacht er wohl nachdencken koͤnnen, daß dieſes falſche und betruͤgliche Waare waͤre. Dieſe hatte er bald gewoͤhnet, daß ſie auf erhaltene Or- dre, ſich ſo gleich einſtellete, und viele Naͤchte bey ihm paßirete, dargegen aber ſtarcke Sportuin von ihm ziehen mochte. Solches Leben waͤhrete biß man hoͤrete, daß die Marquiſe beſſer waͤre, und wiederum in ihrem Zimmer herum gehen koͤnte, da aber mein Herr zu derſelben hinſchickte, und verneh- men ließ, ob, und um welche Stunde es ihr gele- gen, deß er zu ihr kommen, und die Gratulation wegen ihrer Geneſung abſtatten duͤrffte, ſchickte ſie einen Brief zuruͤcke, worinnen ſie ihm vorwarff: „Wie er ſich wuͤrde zu erinnern wiſſen, daß ſie ihn„ mit der Condition zu ihren Amanten angenom-„ men, wenigſtens ſo lange, als er in Paris ſich auf-„ halten (C c 3)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/413>, abgerufen am 24.11.2024.