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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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"halten würde, kein ander Frauenzimmer, als sie
"allein zu caressiren, weil sie im Lieben ungemein
"eigensinnig und eckel wäre, er hätte ihr solches
"gleich anfänglich bey Wechselung der Ringe hei-
"lig zugeschworen, jedoch vor weniger Zeit hätte
"sie erfahren müssen, daß er nicht allein während
"ihrer 6. Wochen, sondern auch nach der Zeit, da
"sie 4. Wochen lang bey ihm in seinen Logis ge-
"wesen, und ihre allergetreueste Liebe sattsam zu er-
"kennen gegeben, verschiedene Dames von gerin-
"gern Stande, worunter einige die von der Cour-
"toisie
recht Profession machten, eiffrig caressiret,
"über alles dieses aber, einer lüderlichen Schand-
"Metze, nehmlich einer Operistin den ersten Ring,
"welchen sie ihn vor den Seinigen zum Gedenck-
"Zeichen der Treue selbsten an den Finger gesteckt,
"ohne Bedencken hingegeben, auch Dieselbe vie-
"le Nächte in seinem Bette bey sich behalten etc. etc.
"Eben diese seine Untreue nun habe ihr die bißherige
"schwere Kranckheit zugezogen, an statt aber ih-
"rentwegen bekümmert zu seyn/ wäre er immer un-
"getreuer und lasterhaffter worden, weßwegen sie
"ihn von nun an nimmermehr wieder mit Augen zu
"sehen wünschte, u. s. f.

Dergleichen tröstliche Worte schlugen mei-
nes Herrn Muth gäntzlich darnieder, indem er sich in
allen Stücken getroffen befand; er schickte zwar
durch mich eine Entschuldigungs- und Submissions-
Schrifft an die Marquise, allein, sie wolte selbi-
ge nicht annehmen, sondern sprach: Jch solte mei-
nem Herrn nur mündlich sagen, daß sie weiter mit
ihm nichts zu thun hätte, auch, so lange er in Pa-

ris

„halten wuͤrde, kein ander Frauenzimmer, als ſie
„allein zu careſſiren, weil ſie im Lieben ungemein
„eigenſinnig und eckel waͤre, er haͤtte ihr ſolches
„gleich anfaͤnglich bey Wechſelung der Ringe hei-
„lig zugeſchworen, jedoch vor weniger Zeit haͤtte
„ſie erfahren muͤſſen, daß er nicht allein waͤhrend
„ihrer 6. Wochen, ſondern auch nach der Zeit, da
„ſie 4. Wochen lang bey ihm in ſeinen Logis ge-
„weſen, und ihre allergetreueſte Liebe ſattſam zu er-
„kennen gegeben, verſchiedene Dames von gerin-
„gern Stande, worunter einige die von der Cour-
„toisie
recht Profeſſion machten, eiffrig careſſiret,
„uͤber alles dieſes aber, einer luͤderlichen Schand-
„Metze, nehmlich einer Operiſtin den erſten Ring,
„welchen ſie ihn vor den Seinigen zum Gedenck-
„Zeichen der Treue ſelbſten an den Finger geſteckt,
„ohne Bedencken hingegeben, auch Dieſelbe vie-
„le Naͤchte in ſeinem Bette bey ſich behalten ꝛc. ꝛc.
„Eben dieſe ſeine Untreue nun habe ihr die bißherige
„ſchwere Kranckheit zugezogen, an ſtatt aber ih-
„rentwegen bekuͤmmert zu ſeyn/ waͤre er immer un-
„getreuer und laſterhaffter worden, weßwegen ſie
„ihn von nun an nimmermehr wieder mit Augen zu
„ſehen wuͤnſchte, u. ſ. f.

Dergleichen troͤſtliche Worte ſchlugen mei-
nes Herrn Muth gaͤntzlich darnieder, indem er ſich in
allen Stuͤcken getroffen befand; er ſchickte zwar
durch mich eine Entſchuldigungs- und Submiſſions-
Schrifft an die Marquiſe, allein, ſie wolte ſelbi-
ge nicht annehmen, ſondern ſprach: Jch ſolte mei-
nem Herrn nur muͤndlich ſagen, daß ſie weiter mit
ihm nichts zu thun haͤtte, auch, ſo lange er in Pa-

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[406/0414] „halten wuͤrde, kein ander Frauenzimmer, als ſie „allein zu careſſiren, weil ſie im Lieben ungemein „eigenſinnig und eckel waͤre, er haͤtte ihr ſolches „gleich anfaͤnglich bey Wechſelung der Ringe hei- „lig zugeſchworen, jedoch vor weniger Zeit haͤtte „ſie erfahren muͤſſen, daß er nicht allein waͤhrend „ihrer 6. Wochen, ſondern auch nach der Zeit, da „ſie 4. Wochen lang bey ihm in ſeinen Logis ge- „weſen, und ihre allergetreueſte Liebe ſattſam zu er- „kennen gegeben, verſchiedene Dames von gerin- „gern Stande, worunter einige die von der Cour- „toisie recht Profeſſion machten, eiffrig careſſiret, „uͤber alles dieſes aber, einer luͤderlichen Schand- „Metze, nehmlich einer Operiſtin den erſten Ring, „welchen ſie ihn vor den Seinigen zum Gedenck- „Zeichen der Treue ſelbſten an den Finger geſteckt, „ohne Bedencken hingegeben, auch Dieſelbe vie- „le Naͤchte in ſeinem Bette bey ſich behalten ꝛc. ꝛc. „Eben dieſe ſeine Untreue nun habe ihr die bißherige „ſchwere Kranckheit zugezogen, an ſtatt aber ih- „rentwegen bekuͤmmert zu ſeyn/ waͤre er immer un- „getreuer und laſterhaffter worden, weßwegen ſie „ihn von nun an nimmermehr wieder mit Augen zu „ſehen wuͤnſchte, u. ſ. f. Dergleichen troͤſtliche Worte ſchlugen mei- nes Herrn Muth gaͤntzlich darnieder, indem er ſich in allen Stuͤcken getroffen befand; er ſchickte zwar durch mich eine Entſchuldigungs- und Submiſſions- Schrifft an die Marquiſe, allein, ſie wolte ſelbi- ge nicht annehmen, ſondern ſprach: Jch ſolte mei- nem Herrn nur muͤndlich ſagen, daß ſie weiter mit ihm nichts zu thun haͤtte, auch, ſo lange er in Pa- ris

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/414>, abgerufen am 24.11.2024.