Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

zeigte bey diesen gefährlichen und betrübten Umstän-
den mehr Courage, als Herr Herrmann, ohn-
geacht dieses seine erste Reise zur See war. Lieben
Freunde! sagte er zum öfftern, glaubt es nicht,
daß wir unglücklich seyn werden, GOtt kennet uns,
und seine Güte und Barmhertzigkeit ist viel zu groß,
als daß er uns verderben solte; trauet doch dersel-
ben nur wenigstens so hertzhafft als ich. Er war
auch in diesem Stücke ein guter Prophete, denn
meine Schwester wurde nicht allein wieder besser,
sondern der Sturm legte sich auch, allein, wir sahen
uns dergestalt von unserer Fahrt verschlagen, daß
die verständigsten unter uns die Brasilianischen
Küsten bemercken konten.

Weil nun unser Schiff eine starcke Ausbesserung
von nöthen hatte, folgeten alle einmüthig meines
Vaters Rathe, die grosse Bay vor St. Salvator
zu suchen, um daselbst unser Schiff wieder in voll-
kommen guten Stand zu setzen, auch selbsten in
etwas von der mühseligen Reise auszuruhen, in-
dem er dasiges Orts noch viele gute bekandte
Portugiesen hätte.

Wir fanden dieselbe endlich, und stiegen aus,
fanden auch in der Stadt gute Bequemlichkeit,
so, daß wir uns alle, und sonderlich unsere Kran-
cken, binnen den 4. Wochen, da unser Schiff
ausgebessert wurde, völlig wieder erholen konten.
Wir kaufften auch verschiedene Waaren dieses Lan-
des ein, und hatten solchergestalt unser Schiff so
voll geladen, daß fast nichts mehr hinein zu brin-
gen war. Endlich begaben wir uns wieder an
Boord, und setzen unsere Reiße, nach Süden zu,

fort,

zeigte bey dieſen gefaͤhrlichen und betruͤbten Umſtaͤn-
den mehr Courage, als Herr Herrmann, ohn-
geacht dieſes ſeine erſte Reiſe zur See war. Lieben
Freunde! ſagte er zum oͤfftern, glaubt es nicht,
daß wir ungluͤcklich ſeyn werden, GOtt kennet uns,
und ſeine Guͤte und Barmhertzigkeit iſt viel zu groß,
als daß er uns verderben ſolte; trauet doch derſel-
ben nur wenigſtens ſo hertzhafft als ich. Er war
auch in dieſem Stuͤcke ein guter Prophete, denn
meine Schweſter wurde nicht allein wieder beſſer,
ſondern der Sturm legte ſich auch, allein, wir ſahen
uns dergeſtalt von unſerer Fahrt verſchlagen, daß
die verſtaͤndigſten unter uns die Braſilianiſchen
Kuͤſten bemercken konten.

Weil nun unſer Schiff eine ſtarcke Ausbeſſerung
von noͤthen hatte, folgeten alle einmuͤthig meines
Vaters Rathe, die groſſe Bay vor St. Salvator
zu ſuchen, um daſelbſt unſer Schiff wieder in voll-
kommen guten Stand zu ſetzen, auch ſelbſten in
etwas von der muͤhſeligen Reiſe auszuruhen, in-
dem er daſiges Orts noch viele gute bekandte
Portugieſen haͤtte.

Wir fanden dieſelbe endlich, und ſtiegen aus,
fanden auch in der Stadt gute Bequemlichkeit,
ſo, daß wir uns alle, und ſonderlich unſere Kran-
cken, binnen den 4. Wochen, da unſer Schiff
ausgebeſſert wurde, voͤllig wieder erholen konten.
Wir kaufften auch verſchiedene Waaren dieſes Lan-
des ein, und hatten ſolchergeſtalt unſer Schiff ſo
voll geladen, daß faſt nichts mehr hinein zu brin-
gen war. Endlich begaben wir uns wieder an
Boord, und ſetzen unſere Reiße, nach Suͤden zu,

fort,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0042" n="34"/>
zeigte bey die&#x017F;en gefa&#x0364;hrlichen und betru&#x0364;bten Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den mehr <hi rendition="#aq">Courage,</hi> als Herr Herrmann, ohn-<lb/>
geacht die&#x017F;es &#x017F;eine er&#x017F;te Rei&#x017F;e zur See war. Lieben<lb/>
Freunde! &#x017F;agte er zum o&#x0364;fftern, glaubt es nicht,<lb/>
daß wir unglu&#x0364;cklich &#x017F;eyn werden, GOtt kennet uns,<lb/>
und &#x017F;eine Gu&#x0364;te und Barmhertzigkeit i&#x017F;t viel zu groß,<lb/>
als daß er uns verderben &#x017F;olte; trauet doch der&#x017F;el-<lb/>
ben nur wenig&#x017F;tens &#x017F;o hertzhafft als ich. Er war<lb/>
auch in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke ein guter Prophete, denn<lb/>
meine Schwe&#x017F;ter wurde nicht allein wieder be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
&#x017F;ondern der Sturm legte &#x017F;ich auch, allein, wir &#x017F;ahen<lb/>
uns derge&#x017F;talt von un&#x017F;erer Fahrt ver&#x017F;chlagen, daß<lb/>
die ver&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten unter uns die Bra&#x017F;iliani&#x017F;chen<lb/>
Ku&#x0364;&#x017F;ten bemercken konten.</p><lb/>
        <p>Weil nun un&#x017F;er Schiff eine &#x017F;tarcke Ausbe&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
von no&#x0364;then hatte, folgeten alle einmu&#x0364;thig meines<lb/>
Vaters Rathe, die gro&#x017F;&#x017F;e Bay vor <hi rendition="#aq">St. Salvator</hi><lb/>
zu &#x017F;uchen, um da&#x017F;elb&#x017F;t un&#x017F;er Schiff wieder in voll-<lb/>
kommen guten Stand zu &#x017F;etzen, auch &#x017F;elb&#x017F;ten in<lb/>
etwas von der mu&#x0364;h&#x017F;eligen Rei&#x017F;e auszuruhen, in-<lb/>
dem er da&#x017F;iges Orts noch viele gute bekandte<lb/>
Portugie&#x017F;en ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Wir fanden die&#x017F;elbe endlich, und &#x017F;tiegen aus,<lb/>
fanden auch in der Stadt gute Bequemlichkeit,<lb/>
&#x017F;o, daß wir uns alle, und &#x017F;onderlich un&#x017F;ere Kran-<lb/>
cken, binnen den 4. Wochen, da un&#x017F;er Schiff<lb/>
ausgebe&#x017F;&#x017F;ert wurde, vo&#x0364;llig wieder erholen konten.<lb/>
Wir kaufften auch ver&#x017F;chiedene Waaren die&#x017F;es Lan-<lb/>
des ein, und hatten &#x017F;olcherge&#x017F;talt un&#x017F;er Schiff &#x017F;o<lb/>
voll geladen, daß fa&#x017F;t nichts mehr hinein zu brin-<lb/>
gen war. Endlich begaben wir uns wieder an<lb/>
Boord, und &#x017F;etzen un&#x017F;ere Reiße, nach Su&#x0364;den zu,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fort,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0042] zeigte bey dieſen gefaͤhrlichen und betruͤbten Umſtaͤn- den mehr Courage, als Herr Herrmann, ohn- geacht dieſes ſeine erſte Reiſe zur See war. Lieben Freunde! ſagte er zum oͤfftern, glaubt es nicht, daß wir ungluͤcklich ſeyn werden, GOtt kennet uns, und ſeine Guͤte und Barmhertzigkeit iſt viel zu groß, als daß er uns verderben ſolte; trauet doch derſel- ben nur wenigſtens ſo hertzhafft als ich. Er war auch in dieſem Stuͤcke ein guter Prophete, denn meine Schweſter wurde nicht allein wieder beſſer, ſondern der Sturm legte ſich auch, allein, wir ſahen uns dergeſtalt von unſerer Fahrt verſchlagen, daß die verſtaͤndigſten unter uns die Braſilianiſchen Kuͤſten bemercken konten. Weil nun unſer Schiff eine ſtarcke Ausbeſſerung von noͤthen hatte, folgeten alle einmuͤthig meines Vaters Rathe, die groſſe Bay vor St. Salvator zu ſuchen, um daſelbſt unſer Schiff wieder in voll- kommen guten Stand zu ſetzen, auch ſelbſten in etwas von der muͤhſeligen Reiſe auszuruhen, in- dem er daſiges Orts noch viele gute bekandte Portugieſen haͤtte. Wir fanden dieſelbe endlich, und ſtiegen aus, fanden auch in der Stadt gute Bequemlichkeit, ſo, daß wir uns alle, und ſonderlich unſere Kran- cken, binnen den 4. Wochen, da unſer Schiff ausgebeſſert wurde, voͤllig wieder erholen konten. Wir kaufften auch verſchiedene Waaren dieſes Lan- des ein, und hatten ſolchergeſtalt unſer Schiff ſo voll geladen, daß faſt nichts mehr hinein zu brin- gen war. Endlich begaben wir uns wieder an Boord, und ſetzen unſere Reiße, nach Suͤden zu, fort,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/42
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/42>, abgerufen am 21.11.2024.