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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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kommen, demselben einhändigte. Beyde mochten
vor sich so viel darinnen finden, daß sie Ursach hatten,
darüber vergnügt zu seyn, und meines seeligen Herrn
Generositee zu bewundern, mir aber schenckte der
Herr von E.* vor meine Mühe und getreue Ein-
lieferung 200. Thlr. an lauter Lüneburgischen Gul-
den. Die übrige Verlassenschafft wurde nach
meines seeligen Herrn gemachter Disposition, un-
terseines schon vor längst verstorbenen Bruders
Kinder getheilet, welche wohlin Wahrheit lachen-
de Erben zu nennen waren, indem sie zwar mit
den Kleidern traureten, allem Ansehen nach aber
im Hertzen jauchzeten. Jch bekam, weil ich bey
ihnen keine Dienste nehmen wolte, von allen ins-
gesammt nicht mehr als 100. spec. Thlr. ein Kleid
und ein Pferd mit Sattel und Zeuge zum Recom-
pense,
war auch gesonnen, gewisser Ursachen we-
gen eine Reise nach Wien zu thun, allein, mein
Landes-Herr ließ mich eines Tages zu sich ruffen,
und zwang mich mit vielen liebreichen Worten und
andern Gnaden-Bezeugungen dahin, daß ich in
drey Abenden nach einander, einen ausführlichen
Bericht von meines seeligen Herrn Reisen und Be-
gebenheiten abstatten muste; wie denn dieser beson-
ders gnädige Herr versprach, solches alles bey sich
zu behalten. Es beschenckte mich derselbe hier-
auf mit drey güldenen Medaillen, so zusammen
65. Ducaten wugen, und ließ mir durch seinen Ober-
Hofmeister eine Cammer-Diener-Stelle bey ihm
antragen. Jch resolvirete mich kurtz, dieselbe an-
zunehmen, indem mir ausser den starcken Acciden-
ti
en, eine gute Besoldung versprochen wurde, je-

doch
(D d 3)

kommen, demſelben einhaͤndigte. Beyde mochten
vor ſich ſo viel darinnen finden, daß ſie Urſach hatten,
daruͤber vergnuͤgt zu ſeyn, und meines ſeeligen Herrn
Generositée zu bewundern, mir aber ſchenckte der
Herr von E.* vor meine Muͤhe und getreue Ein-
lieferung 200. Thlr. an lauter Luͤneburgiſchen Gul-
den. Die uͤbrige Verlaſſenſchafft wurde nach
meines ſeeligen Herrn gemachter Diſposition, un-
terſeines ſchon vor laͤngſt verſtorbenen Bruders
Kinder getheilet, welche wohlin Wahrheit lachen-
de Erben zu nennen waren, indem ſie zwar mit
den Kleidern traureten, allem Anſehen nach aber
im Hertzen jauchzeten. Jch bekam, weil ich bey
ihnen keine Dienſte nehmen wolte, von allen ins-
geſammt nicht mehr als 100. ſpec. Thlr. ein Kleid
und ein Pferd mit Sattel und Zeuge zum Recom-
penſe,
war auch geſonnen, gewiſſer Urſachen we-
gen eine Reiſe nach Wien zu thun, allein, mein
Landes-Herr ließ mich eines Tages zu ſich ruffen,
und zwang mich mit vielen liebreichen Worten und
andern Gnaden-Bezeugungen dahin, daß ich in
drey Abenden nach einander, einen ausfuͤhrlichen
Bericht von meines ſeeligen Herrn Reiſen und Be-
gebenheiten abſtatten muſte; wie denn dieſer beſon-
ders gnaͤdige Herr verſprach, ſolches alles bey ſich
zu behalten. Es beſchenckte mich derſelbe hier-
auf mit drey guͤldenen Medaillen, ſo zuſammen
65. Ducaten wugen, und ließ mir durch ſeinen Ober-
Hofmeiſter eine Cammer-Diener-Stelle bey ihm
antragen. Jch reſolvirete mich kurtz, dieſelbe an-
zunehmen, indem mir auſſer den ſtarcken Acciden-
ti
en, eine gute Beſoldung verſprochen wurde, je-

doch
(D d 3)
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[421/0429] kommen, demſelben einhaͤndigte. Beyde mochten vor ſich ſo viel darinnen finden, daß ſie Urſach hatten, daruͤber vergnuͤgt zu ſeyn, und meines ſeeligen Herrn Generositée zu bewundern, mir aber ſchenckte der Herr von E.* vor meine Muͤhe und getreue Ein- lieferung 200. Thlr. an lauter Luͤneburgiſchen Gul- den. Die uͤbrige Verlaſſenſchafft wurde nach meines ſeeligen Herrn gemachter Diſposition, un- terſeines ſchon vor laͤngſt verſtorbenen Bruders Kinder getheilet, welche wohlin Wahrheit lachen- de Erben zu nennen waren, indem ſie zwar mit den Kleidern traureten, allem Anſehen nach aber im Hertzen jauchzeten. Jch bekam, weil ich bey ihnen keine Dienſte nehmen wolte, von allen ins- geſammt nicht mehr als 100. ſpec. Thlr. ein Kleid und ein Pferd mit Sattel und Zeuge zum Recom- penſe, war auch geſonnen, gewiſſer Urſachen we- gen eine Reiſe nach Wien zu thun, allein, mein Landes-Herr ließ mich eines Tages zu ſich ruffen, und zwang mich mit vielen liebreichen Worten und andern Gnaden-Bezeugungen dahin, daß ich in drey Abenden nach einander, einen ausfuͤhrlichen Bericht von meines ſeeligen Herrn Reiſen und Be- gebenheiten abſtatten muſte; wie denn dieſer beſon- ders gnaͤdige Herr verſprach, ſolches alles bey ſich zu behalten. Es beſchenckte mich derſelbe hier- auf mit drey guͤldenen Medaillen, ſo zuſammen 65. Ducaten wugen, und ließ mir durch ſeinen Ober- Hofmeiſter eine Cammer-Diener-Stelle bey ihm antragen. Jch reſolvirete mich kurtz, dieſelbe an- zunehmen, indem mir auſſer den ſtarcken Acciden- tien, eine gute Beſoldung verſprochen wurde, je- doch (D d 3)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/429>, abgerufen am 25.11.2024.