Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

doch bath ich mir vorhero aus, auf etliche Wochen
in meinen Affairen zu verreisen, welches mir der
Landes-Herr gnädigst erlaubte. Die erste Reise/
so ich that, ging nicht weiter als zu meinem älte-
sten Bruder, der in dem Hause, wo ich gebohren
worden, Wirthschafft trieb, und seinen Förster-
Dienst besorgte. Er hatte geheyrathet, aber ley-
der! (das GOTT zu erbarmen) ein Fräulein
Mägdgen vom Hofe, welche von ihrem Fräulein
eine starcke Mitgifft von Thee- und Coffee-Kan-
nan, Schälchen, Löffelchen, und dergleichen Tän-
teleyen und Löffeleyen bekommen hatte. Von dem
sauber gestickten Knöppel-Küssen, Bildern, ala
moden
Bette, propren Stühlen (deren aber, mit
einem verunglückten, nur 6. waren) und dergleichen
will ich nichts gedencken, weil ich solche Sachen
nach ihrem innern Werth, mir nicht zu taxiren
getraue. Mir aber schien es hell und klar in die
Augen, daß mein Bruder einen abgenutzten Affen,
foeminini generis, oder ein folches Frauenzim-
mer zur Frau bekommen hatte, die sich zwar sehr
wohl an den Tisch und ins Bette, aber desto schlech-
ter zu seiner Oeconomle schickte, und wie es son-
sten um seine Schwägerschafft gehalten, darum
habe mich mit allem Fleisse nicht erkundigen wollen.
Genung, ich spürete an ihm, daß er die Nach-
Wehen einer unglückseeligen Hevrath, mehr als
zu sehr im Kopffe fühlete. Seinen Kummer auf
einige Zeit zu vertreiben, schenckte ich ihm verschie-
dene seine Sachen von ziemlichen Werth, seiner
Frauen aber, um ihre Galanterie vollkommen zu
machen, eine Jtaliänische Uhr und Tabatiere.

Von

doch bath ich mir vorhero aus, auf etliche Wochen
in meinen Affairen zu verreiſen, welches mir der
Landes-Herr gnaͤdigſt erlaubte. Die erſte Reiſe/
ſo ich that, ging nicht weiter als zu meinem aͤlte-
ſten Bruder, der in dem Hauſe, wo ich gebohren
worden, Wirthſchafft trieb, und ſeinen Foͤrſter-
Dienſt beſorgte. Er hatte geheyrathet, aber ley-
der! (das GOTT zu erbarmen) ein Fraͤulein
Maͤgdgen vom Hofe, welche von ihrem Fraͤulein
eine ſtarcke Mitgifft von Theé- und Coffeé-Kan-
nan, Schaͤlchen, Loͤffelchen, und dergleichen Taͤn-
teleyen und Loͤffeleyen bekommen hatte. Von dem
ſauber geſtickten Knoͤppel-Kuͤſſen, Bildern, âla
moden
Bette, propren Stuͤhlen (deren aber, mit
einem verungluͤckten, nur 6. waren) und dergleichen
will ich nichts gedencken, weil ich ſolche Sachen
nach ihrem innern Werth, mir nicht zu taxiren
getraue. Mir aber ſchien es hell und klar in die
Augen, daß mein Bruder einen abgenutzten Affen,
foeminini generis, oder ein folches Frauenzim-
mer zur Frau bekommen hatte, die ſich zwar ſehr
wohl an den Tiſch und ins Bette, aber deſto ſchlech-
ter zu ſeiner Oeconomle ſchickte, und wie es ſon-
ſten um ſeine Schwaͤgerſchafft gehalten, darum
habe mich mit allem Fleiſſe nicht erkundigen wollen.
Genung, ich ſpuͤrete an ihm, daß er die Nach-
Wehen einer ungluͤckſeeligen Hevrath, mehr als
zu ſehr im Kopffe fuͤhlete. Seinen Kummer auf
einige Zeit zu vertreiben, ſchenckte ich ihm verſchie-
dene ſeine Sachen von ziemlichen Werth, ſeiner
Frauen aber, um ihre Galanterie vollkommen zu
machen, eine Jtaliaͤniſche Uhr und Tabatiere.

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0430" n="422"/>
doch bath ich mir vorhero aus, auf etliche Wochen<lb/>
in meinen <hi rendition="#aq">Affair</hi>en zu verrei&#x017F;en, welches mir der<lb/>
Landes-Herr gna&#x0364;dig&#x017F;t erlaubte. Die er&#x017F;te Rei&#x017F;e/<lb/>
&#x017F;o ich that, ging nicht weiter als zu meinem a&#x0364;lte-<lb/>
&#x017F;ten Bruder, der in dem Hau&#x017F;e, wo ich gebohren<lb/>
worden, Wirth&#x017F;chafft trieb, und &#x017F;einen Fo&#x0364;r&#x017F;ter-<lb/>
Dien&#x017F;t be&#x017F;orgte. Er hatte geheyrathet, aber ley-<lb/>
der! (das GOTT zu erbarmen) ein Fra&#x0364;ulein<lb/>
Ma&#x0364;gdgen vom Hofe, welche von ihrem Fra&#x0364;ulein<lb/>
eine &#x017F;tarcke Mitgifft von <hi rendition="#aq">Theé-</hi> und <hi rendition="#aq">Coffeé-</hi>Kan-<lb/>
nan, Scha&#x0364;lchen, Lo&#x0364;ffelchen, und dergleichen Ta&#x0364;n-<lb/>
teleyen und Lo&#x0364;ffeleyen bekommen hatte. Von dem<lb/>
&#x017F;auber ge&#x017F;tickten Kno&#x0364;ppel-Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, Bildern, <hi rendition="#aq">âla<lb/>
moden</hi> Bette, <hi rendition="#aq">propr</hi>en Stu&#x0364;hlen (deren aber, mit<lb/>
einem verunglu&#x0364;ckten, nur 6. waren) und dergleichen<lb/>
will ich nichts gedencken, weil ich &#x017F;olche Sachen<lb/>
nach ihrem <hi rendition="#fr">innern Werth,</hi> mir nicht zu <hi rendition="#aq">taxi</hi>ren<lb/>
getraue. Mir aber &#x017F;chien es hell und klar in die<lb/>
Augen, daß mein Bruder einen abgenutzten Affen,<lb/><hi rendition="#aq">foeminini generis,</hi> oder ein folches Frauenzim-<lb/>
mer zur Frau bekommen hatte, die &#x017F;ich zwar &#x017F;ehr<lb/>
wohl an den Ti&#x017F;ch und ins Bette, aber de&#x017F;to &#x017F;chlech-<lb/>
ter zu &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Oeconomle</hi> &#x017F;chickte, und wie es &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten um &#x017F;eine Schwa&#x0364;ger&#x017F;chafft gehalten, darum<lb/>
habe mich mit allem Flei&#x017F;&#x017F;e nicht erkundigen wollen.<lb/>
Genung, ich &#x017F;pu&#x0364;rete an ihm, daß er die Nach-<lb/>
Wehen einer unglu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Hevrath, mehr als<lb/>
zu &#x017F;ehr im Kopffe fu&#x0364;hlete. Seinen Kummer auf<lb/>
einige Zeit zu vertreiben, &#x017F;chenckte ich ihm ver&#x017F;chie-<lb/>
dene &#x017F;eine Sachen von ziemlichen Werth, &#x017F;einer<lb/>
Frauen aber, um ihre <hi rendition="#aq">Galanterie</hi> vollkommen zu<lb/>
machen, eine Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che Uhr und <hi rendition="#aq">Tabatiere.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[422/0430] doch bath ich mir vorhero aus, auf etliche Wochen in meinen Affairen zu verreiſen, welches mir der Landes-Herr gnaͤdigſt erlaubte. Die erſte Reiſe/ ſo ich that, ging nicht weiter als zu meinem aͤlte- ſten Bruder, der in dem Hauſe, wo ich gebohren worden, Wirthſchafft trieb, und ſeinen Foͤrſter- Dienſt beſorgte. Er hatte geheyrathet, aber ley- der! (das GOTT zu erbarmen) ein Fraͤulein Maͤgdgen vom Hofe, welche von ihrem Fraͤulein eine ſtarcke Mitgifft von Theé- und Coffeé-Kan- nan, Schaͤlchen, Loͤffelchen, und dergleichen Taͤn- teleyen und Loͤffeleyen bekommen hatte. Von dem ſauber geſtickten Knoͤppel-Kuͤſſen, Bildern, âla moden Bette, propren Stuͤhlen (deren aber, mit einem verungluͤckten, nur 6. waren) und dergleichen will ich nichts gedencken, weil ich ſolche Sachen nach ihrem innern Werth, mir nicht zu taxiren getraue. Mir aber ſchien es hell und klar in die Augen, daß mein Bruder einen abgenutzten Affen, foeminini generis, oder ein folches Frauenzim- mer zur Frau bekommen hatte, die ſich zwar ſehr wohl an den Tiſch und ins Bette, aber deſto ſchlech- ter zu ſeiner Oeconomle ſchickte, und wie es ſon- ſten um ſeine Schwaͤgerſchafft gehalten, darum habe mich mit allem Fleiſſe nicht erkundigen wollen. Genung, ich ſpuͤrete an ihm, daß er die Nach- Wehen einer ungluͤckſeeligen Hevrath, mehr als zu ſehr im Kopffe fuͤhlete. Seinen Kummer auf einige Zeit zu vertreiben, ſchenckte ich ihm verſchie- dene ſeine Sachen von ziemlichen Werth, ſeiner Frauen aber, um ihre Galanterie vollkommen zu machen, eine Jtaliaͤniſche Uhr und Tabatiere. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/430
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/430>, abgerufen am 24.11.2024.