bo hin bestellet hatte, traf denselben zu gesetzter Zeit an, und fertigte ihn mit einer gewaltigen Bles- sur in seinen rechten Arm hurtig ab, setzte hierauf meine Reise recht vergnügt und eiligst nach F. fort. Mein Herr hatte mir so viel Arbeit aufgegeben, daß ich erstlich in der 8ten Woche wieder zurück kommen konte. An statt nun meinen Rapport bey dem Herrn selbst abzustatten, wurde ich an den Ober-Hofmeister verwiesen, welches mir gleich bedencklich fiel, jedoch ich gehorsamete, legte mei- ne Rechnung ab, überlieferte alles mitgebrachte Gut, und erhielt das Lob von Demselben, daß ich meine Sachen wohl ausgerichtet hätte. Dem allen ohngeacht, (sagte der Ober-Hofmeister letzt- lich) haben mein Herr dennoch eine Ungnade auf ihn geworffen, indem er, Dero expressen Befeh- le zuwider, sich dennoch mit dem liederlichen Bam- bo in ein Duell eingelassen, lassen ihme derowe- gen itzo durch mich auf 4. Wochen den Hof ver- biethen, binnen welcher Zeit sich mein Herr seinet- wegen weiter resolviren werden. Jch machte, ohne eintziges Wort zu sagen, ein tieffes Compli- ment, und ging in mein Logis, wolte auch selbigen Abend noch meine Liebste besuchen, allein, sie war nicht zu Hause, oder ließ sich verleugnen. Her- gegen kam ein guter Freund zu mir, und erzählete solche Sachen, worüber ich Maul und Nase auf- sperrete. Mein Freund! [sprach er:] eure so ge- nannte Liebste ist ein wunderlich Weib, ihr waret kaum 8. oder 10. Tage weg, so ließ sie den Bambo holen, ihm eine eigene Stube in ihrem Hause zu-
rechte
III.Theil. (F f)
bo hin beſtellet hatte, traf denſelben zu geſetzter Zeit an, und fertigte ihn mit einer gewaltigen Bleſ- ſur in ſeinen rechten Arm hurtig ab, ſetzte hierauf meine Reiſe recht vergnuͤgt und eiligſt nach F. fort. Mein Herr hatte mir ſo viel Arbeit aufgegeben, daß ich erſtlich in der 8ten Woche wieder zuruͤck kommen konte. An ſtatt nun meinen Rapport bey dem Herrn ſelbſt abzuſtatten, wurde ich an den Ober-Hofmeiſter verwieſen, welches mir gleich bedencklich fiel, jedoch ich gehorſamete, legte mei- ne Rechnung ab, uͤberlieferte alles mitgebrachte Gut, und erhielt das Lob von Demſelben, daß ich meine Sachen wohl ausgerichtet haͤtte. Dem allen ohngeacht, (ſagte der Ober-Hofmeiſter letzt- lich) haben mein Herr dennoch eine Ungnade auf ihn geworffen, indem er, Dero expreſſen Befeh- le zuwider, ſich dennoch mit dem liederlichen Bam- bo in ein Duell eingelaſſen, laſſen ihme derowe- gen itzo durch mich auf 4. Wochen den Hof ver- biethen, binnen welcher Zeit ſich mein Herr ſeinet- wegen weiter reſolviren werden. Jch machte, ohne eintziges Wort zu ſagen, ein tieffes Compli- ment, und ging in mein Logis, wolte auch ſelbigen Abend noch meine Liebſte beſuchen, allein, ſie war nicht zu Hauſe, oder ließ ſich verleugnen. Her- gegen kam ein guter Freund zu mir, und erzaͤhlete ſolche Sachen, woruͤber ich Maul und Naſe auf- ſperrete. Mein Freund! [ſprach er:] eure ſo ge- nannte Liebſte iſt ein wunderlich Weib, ihr waret kaum 8. oder 10. Tage weg, ſo ließ ſie den Bambo holen, ihm eine eigene Stube in ihrem Hauſe zu-
rechte
III.Theil. (F f)
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bo hin beſtellet hatte, traf denſelben zu geſetzter
Zeit an, und fertigte ihn mit einer gewaltigen Bleſ-
ſur in ſeinen rechten Arm hurtig ab, ſetzte hierauf
meine Reiſe recht vergnuͤgt und eiligſt nach F. fort.
Mein Herr hatte mir ſo viel Arbeit aufgegeben,
daß ich erſtlich in der 8ten Woche wieder zuruͤck
kommen konte. An ſtatt nun meinen Rapport
bey dem Herrn ſelbſt abzuſtatten, wurde ich an
den Ober-Hofmeiſter verwieſen, welches mir gleich
bedencklich fiel, jedoch ich gehorſamete, legte mei-
ne Rechnung ab, uͤberlieferte alles mitgebrachte
Gut, und erhielt das Lob von Demſelben, daß ich
meine Sachen wohl ausgerichtet haͤtte. Dem
allen ohngeacht, (ſagte der Ober-Hofmeiſter letzt-
lich) haben mein Herr dennoch eine Ungnade auf
ihn geworffen, indem er, Dero expreſſen Befeh-
le zuwider, ſich dennoch mit dem liederlichen Bam-
bo in ein Duell eingelaſſen, laſſen ihme derowe-
gen itzo durch mich auf 4. Wochen den Hof ver-
biethen, binnen welcher Zeit ſich mein Herr ſeinet-
wegen weiter reſolviren werden. Jch machte,
ohne eintziges Wort zu ſagen, ein tieffes Compli-
ment, und ging in mein Logis, wolte auch ſelbigen
Abend noch meine Liebſte beſuchen, allein, ſie war
nicht zu Hauſe, oder ließ ſich verleugnen. Her-
gegen kam ein guter Freund zu mir, und erzaͤhlete
ſolche Sachen, woruͤber ich Maul und Naſe auf-
ſperrete. Mein Freund! [ſprach er:] eure ſo ge-
nannte Liebſte iſt ein wunderlich Weib, ihr waret
kaum 8. oder 10. Tage weg, ſo ließ ſie den Bambo
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III. Theil. (F f)
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/457>, abgerufen am 21.11.2024.
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