Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschichte, von vielen schon vor 2. bis 4. Jah-
ren inständigst verlanget worden, man ih-
nen aber zwar Hoffnung darzu machen, je-
doch so gleich nicht damit aufwarten können,
und nimmt sich kein Bedencken, nunmehro
öffentlich zu gestehen, daß man durch falsche
Nachrichten, als ob der Capitain Horn be-
reits angekommen wäre, schon zweymahl be-
trogen, mithin angereitzt worden, bemeld-
ten dritten Theil in der nächsten Leipziger-
Messe heraus zu schaffen. Jedoch Sit ut sit.
Accidit in anno, quod non speratur in
puncto.
Nun ist er ja doch da, und kan allen
denenjenigen die Mäuler stopfen, welche ju-
dici
rt haben: Gisander wolte, möchte, kön-
te und NB. dürffte auch wohl nicht, sich un-
terstehen, denselben ans Tages-Licht zu
bringen. Lächerlich ist mirs vorgekommen,
daß einem Deutschen Longobarden die
Zeit, selbigen zu sehen, gar zu lang wer-
den wollen, weßwegen er, über schon ge-
dachte Muthmassungen, ausgesprengt,
Gisander wäre gestorben, und hätte, viel-
leicht aus Neid, Mons. Eberhard Julii Ma-
nuscript
in seinen Sarg legen und mit sich
begraben lassen, wannenhero, um die cu-
rieuse
Welt zu vergnügen, seiner Schuldig-
keit gemäß zu seyn, erachtet, selbigen aus-
zugraben, oder, welches fast eher zu glau-

ben,

Geſchichte, von vielen ſchon vor 2. bis 4. Jah-
ren inſtaͤndigſt verlanget worden, man ih-
nen aber zwar Hoffnung darzu machen, je-
doch ſo gleich nicht damit aufwarten koͤnnen,
und nimmt ſich kein Bedencken, nunmehro
oͤffentlich zu geſtehen, daß man durch falſche
Nachrichten, als ob der Capitain Horn be-
reits angekommen waͤre, ſchon zweymahl be-
trogen, mithin angereitzt worden, bemeld-
ten dritten Theil in der naͤchſten Leipziger-
Meſſe heraus zu ſchaffen. Jedoch Sit ut ſit.
Accidit in anno, quod non ſperatur in
puncto.
Nun iſt er ja doch da, und kan allen
denenjenigen die Maͤuler ſtopfen, welche ju-
dici
rt haben: Giſander wolte, moͤchte, koͤn-
te und NB. duͤrffte auch wohl nicht, ſich un-
terſtehen, denſelben ans Tages-Licht zu
bringen. Laͤcherlich iſt mirs vorgekommen,
daß einem Deutſchen Longobarden die
Zeit, ſelbigen zu ſehen, gar zu lang wer-
den wollen, weßwegen er, uͤber ſchon ge-
dachte Muthmaſſungen, ausgeſprengt,
Giſander waͤre geſtorben, und haͤtte, viel-
leicht aus Neid, Monſ. Eberhard Julii Ma-
nuſcript
in ſeinen Sarg legen und mit ſich
begraben laſſen, wannenhero, um die cu-
rieuſe
Welt zu vergnuͤgen, ſeiner Schuldig-
keit gemaͤß zu ſeyn, erachtet, ſelbigen aus-
zugraben, oder, welches faſt eher zu glau-

ben,
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0006"/>
Ge&#x017F;chichte, von vielen &#x017F;chon vor 2. bis 4. Jah-<lb/>
ren in&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;t verlanget worden, man ih-<lb/>
nen aber zwar Hoffnung darzu machen, je-<lb/>
doch &#x017F;o gleich nicht damit aufwarten ko&#x0364;nnen,<lb/>
und nimmt &#x017F;ich kein Bedencken, nunmehro<lb/>
o&#x0364;ffentlich zu ge&#x017F;tehen, daß man durch fal&#x017F;che<lb/>
Nachrichten, als ob der <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn be-<lb/>
reits angekommen wa&#x0364;re, &#x017F;chon zweymahl be-<lb/>
trogen, mithin angereitzt worden, bemeld-<lb/>
ten dritten Theil in der na&#x0364;ch&#x017F;ten Leipziger-<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;e heraus zu &#x017F;chaffen. Jedoch <hi rendition="#aq">Sit ut &#x017F;it.<lb/>
Accidit in anno, quod non &#x017F;peratur in<lb/>
puncto.</hi> Nun i&#x017F;t er ja doch da, und kan allen<lb/>
denenjenigen die Ma&#x0364;uler &#x017F;topfen, welche <hi rendition="#aq">ju-<lb/>
dici</hi>rt haben: <hi rendition="#aq">Gi&#x017F;ander</hi> wolte, mo&#x0364;chte, ko&#x0364;n-<lb/>
te und <hi rendition="#aq">NB.</hi> du&#x0364;rffte auch wohl nicht, &#x017F;ich un-<lb/>
ter&#x017F;tehen, den&#x017F;elben ans Tages-Licht zu<lb/>
bringen. La&#x0364;cherlich i&#x017F;t mirs vorgekommen,<lb/>
daß einem Deut&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Longobarden</hi> die<lb/>
Zeit, &#x017F;elbigen zu &#x017F;ehen, gar zu lang wer-<lb/>
den wollen, weßwegen er, u&#x0364;ber &#x017F;chon ge-<lb/>
dachte Muthma&#x017F;&#x017F;ungen, ausge&#x017F;prengt,<lb/><hi rendition="#aq">Gi&#x017F;ander</hi> wa&#x0364;re ge&#x017F;torben, und ha&#x0364;tte, viel-<lb/>
leicht aus Neid, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Eberhard Julii Ma-<lb/>
nu&#x017F;cript</hi> in &#x017F;einen Sarg legen und mit &#x017F;ich<lb/>
begraben la&#x017F;&#x017F;en, wannenhero, um die <hi rendition="#aq">cu-<lb/>
rieu&#x017F;e</hi> Welt zu vergnu&#x0364;gen, &#x017F;einer Schuldig-<lb/>
keit gema&#x0364;ß zu &#x017F;eyn, erachtet, &#x017F;elbigen aus-<lb/>
zugraben, oder, welches fa&#x017F;t eher zu glau-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben,</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0006] Geſchichte, von vielen ſchon vor 2. bis 4. Jah- ren inſtaͤndigſt verlanget worden, man ih- nen aber zwar Hoffnung darzu machen, je- doch ſo gleich nicht damit aufwarten koͤnnen, und nimmt ſich kein Bedencken, nunmehro oͤffentlich zu geſtehen, daß man durch falſche Nachrichten, als ob der Capitain Horn be- reits angekommen waͤre, ſchon zweymahl be- trogen, mithin angereitzt worden, bemeld- ten dritten Theil in der naͤchſten Leipziger- Meſſe heraus zu ſchaffen. Jedoch Sit ut ſit. Accidit in anno, quod non ſperatur in puncto. Nun iſt er ja doch da, und kan allen denenjenigen die Maͤuler ſtopfen, welche ju- dicirt haben: Giſander wolte, moͤchte, koͤn- te und NB. duͤrffte auch wohl nicht, ſich un- terſtehen, denſelben ans Tages-Licht zu bringen. Laͤcherlich iſt mirs vorgekommen, daß einem Deutſchen Longobarden die Zeit, ſelbigen zu ſehen, gar zu lang wer- den wollen, weßwegen er, uͤber ſchon ge- dachte Muthmaſſungen, ausgeſprengt, Giſander waͤre geſtorben, und haͤtte, viel- leicht aus Neid, Monſ. Eberhard Julii Ma- nuſcript in ſeinen Sarg legen und mit ſich begraben laſſen, wannenhero, um die cu- rieuſe Welt zu vergnuͤgen, ſeiner Schuldig- keit gemaͤß zu ſeyn, erachtet, ſelbigen aus- zugraben, oder, welches faſt eher zu glau- ben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/6
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/6>, abgerufen am 21.11.2024.