Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Nach verrichteten Gottes-Dienst hielt Herr
Mag. Schmeltzer abermahls Conferenz bey dem
Alt-Vater mit den Vorstehern der Gemeinden,
und erfuhr von ihnen, daß nach seiner Vorschrifft
alles nach Vermögen eingerichtet wäre, weilen
aber wegen der jungen mitkommenden Kinder,
die nicht so hurtig gehen konten, auch anderer Ur-
sachen wegen, schon vorhero beschlossen worden,
den ersten Jubel-Tag nur einmahl Kirche zu hal-
ten, als wurde ihnen angesagt, nicht ehe aus ihren
Häusern nach der Kirche zu gehen, als wenn die
Canonen zum andern mahle abgefeuert würden.
Hiernach versprachen sie sich zu richten, reiseten
eiligst nach ihren Wohnungen, und wir hielten uns
gleichfalls nicht lange auf, sondern suchten mit ein-
brechender Nacht unsere Ruhe-Stellen.

So bald der Himmel zu grauen anfing, stund
ich auf, kleidete mich an, sahe erstlich nach dem
Alt- Vater, und da ich merckte, daß derselbe
schon aufgewacht war, sagte ich: Lieber Vater!
wo es euch gefällig, will ich, da es nunmehro
Tag wird, das erste Signal mit den Canonen ge-
ben lassen. Ja! mein Sohn, gab er zur Ant-
wort, thuet es, denn ich kan ohnedem nicht mehr
schlaffen, werde aber doch noch ein paar Stünd-
gen liegen bleiben, besorget nur inzwischen alles
wohl. Jch küssete ihn, gieng hierauf fort, und
fand die Bestellten schon in Parade stehen, mit
welchen ich hinging, und die, dieses Fests wegen,
auf die Albertus-Burg gepflantzten 18. Canonen
zum ersten mahle abfeurete. Mittlerweile hatten
sich unsere 2. neu mitgebrachten Musicanten, nebst

Mons.

Nach verrichteten Gottes-Dienſt hielt Herr
Mag. Schmeltzer abermahls Conferenz bey dem
Alt-Vater mit den Vorſtehern der Gemeinden,
und erfuhr von ihnen, daß nach ſeiner Vorſchrifft
alles nach Vermoͤgen eingerichtet waͤre, weilen
aber wegen der jungen mitkommenden Kinder,
die nicht ſo hurtig gehen konten, auch anderer Ur-
ſachen wegen, ſchon vorhero beſchloſſen worden,
den erſten Jubel-Tag nur einmahl Kirche zu hal-
ten, als wurde ihnen angeſagt, nicht ehe aus ihren
Haͤuſern nach der Kirche zu gehen, als wenn die
Canonen zum andern mahle abgefeuert wuͤrden.
Hiernach verſprachen ſie ſich zu richten, reiſeten
eiligſt nach ihren Wohnungen, und wir hielten uns
gleichfalls nicht lange auf, ſondern ſuchten mit ein-
brechender Nacht unſere Ruhe-Stellen.

So bald der Himmel zu grauen anfing, ſtund
ich auf, kleidete mich an, ſahe erſtlich nach dem
Alt- Vater, und da ich merckte, daß derſelbe
ſchon aufgewacht war, ſagte ich: Lieber Vater!
wo es euch gefaͤllig, will ich, da es nunmehro
Tag wird, das erſte Signal mit den Canonen ge-
ben laſſen. Ja! mein Sohn, gab er zur Ant-
wort, thuet es, denn ich kan ohnedem nicht mehr
ſchlaffen, werde aber doch noch ein paar Stuͤnd-
gen liegen bleiben, beſorget nur inzwiſchen alles
wohl. Jch kuͤſſete ihn, gieng hierauf fort, und
fand die Beſtellten ſchon in Parade ſtehen, mit
welchen ich hinging, und die, dieſes Feſts wegen,
auf die Albertus-Burg gepflantzten 18. Canonen
zum erſten mahle abfeurete. Mittlerweile hatten
ſich unſere 2. neu mitgebrachten Muſicanten, nebſt

Monſ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0082" n="74"/>
        <p>Nach verrichteten Gottes-Dien&#x017F;t hielt Herr<lb/><hi rendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzer abermahls <hi rendition="#aq">Conferenz</hi> bey dem<lb/>
Alt-Vater mit den Vor&#x017F;tehern der Gemeinden,<lb/>
und erfuhr von ihnen, daß nach &#x017F;einer Vor&#x017F;chrifft<lb/>
alles nach Vermo&#x0364;gen eingerichtet wa&#x0364;re, weilen<lb/>
aber wegen der jungen mitkommenden Kinder,<lb/>
die nicht &#x017F;o hurtig gehen konten, auch anderer Ur-<lb/>
&#x017F;achen wegen, &#x017F;chon vorhero be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden,<lb/>
den er&#x017F;ten Jubel-Tag nur einmahl Kirche zu hal-<lb/>
ten, als wurde ihnen ange&#x017F;agt, nicht ehe aus ihren<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern nach der Kirche zu gehen, als wenn die<lb/>
Canonen zum andern mahle abgefeuert wu&#x0364;rden.<lb/>
Hiernach ver&#x017F;prachen &#x017F;ie &#x017F;ich zu richten, rei&#x017F;eten<lb/>
eilig&#x017F;t nach ihren Wohnungen, und wir hielten uns<lb/>
gleichfalls nicht lange auf, &#x017F;ondern &#x017F;uchten mit ein-<lb/>
brechender Nacht un&#x017F;ere Ruhe-Stellen.</p><lb/>
        <p>So bald der Himmel zu grauen anfing, &#x017F;tund<lb/>
ich auf, kleidete mich an, &#x017F;ahe er&#x017F;tlich nach dem<lb/>
Alt- Vater, und da ich merckte, daß der&#x017F;elbe<lb/>
&#x017F;chon aufgewacht war, &#x017F;agte ich: Lieber Vater!<lb/>
wo es euch gefa&#x0364;llig, will ich, da es nunmehro<lb/>
Tag wird, das er&#x017F;te <hi rendition="#aq">Signal</hi> mit den Canonen ge-<lb/>
ben la&#x017F;&#x017F;en. Ja! mein Sohn, gab er zur Ant-<lb/>
wort, thuet es, denn ich kan ohnedem nicht mehr<lb/>
&#x017F;chlaffen, werde aber doch noch ein paar Stu&#x0364;nd-<lb/>
gen liegen bleiben, be&#x017F;orget nur inzwi&#x017F;chen alles<lb/>
wohl. Jch ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete ihn, gieng hierauf fort, und<lb/>
fand die Be&#x017F;tellten &#x017F;chon in <hi rendition="#aq">Parade</hi> &#x017F;tehen, mit<lb/>
welchen ich hinging, und die, die&#x017F;es Fe&#x017F;ts wegen,<lb/>
auf die <hi rendition="#aq">Albertus-</hi>Burg gepflantzten 18. <hi rendition="#aq">C</hi>anonen<lb/>
zum er&#x017F;ten mahle abfeurete. Mittlerweile hatten<lb/>
&#x017F;ich un&#x017F;ere 2. neu mitgebrachten <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ican</hi>ten, neb&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0082] Nach verrichteten Gottes-Dienſt hielt Herr Mag. Schmeltzer abermahls Conferenz bey dem Alt-Vater mit den Vorſtehern der Gemeinden, und erfuhr von ihnen, daß nach ſeiner Vorſchrifft alles nach Vermoͤgen eingerichtet waͤre, weilen aber wegen der jungen mitkommenden Kinder, die nicht ſo hurtig gehen konten, auch anderer Ur- ſachen wegen, ſchon vorhero beſchloſſen worden, den erſten Jubel-Tag nur einmahl Kirche zu hal- ten, als wurde ihnen angeſagt, nicht ehe aus ihren Haͤuſern nach der Kirche zu gehen, als wenn die Canonen zum andern mahle abgefeuert wuͤrden. Hiernach verſprachen ſie ſich zu richten, reiſeten eiligſt nach ihren Wohnungen, und wir hielten uns gleichfalls nicht lange auf, ſondern ſuchten mit ein- brechender Nacht unſere Ruhe-Stellen. So bald der Himmel zu grauen anfing, ſtund ich auf, kleidete mich an, ſahe erſtlich nach dem Alt- Vater, und da ich merckte, daß derſelbe ſchon aufgewacht war, ſagte ich: Lieber Vater! wo es euch gefaͤllig, will ich, da es nunmehro Tag wird, das erſte Signal mit den Canonen ge- ben laſſen. Ja! mein Sohn, gab er zur Ant- wort, thuet es, denn ich kan ohnedem nicht mehr ſchlaffen, werde aber doch noch ein paar Stuͤnd- gen liegen bleiben, beſorget nur inzwiſchen alles wohl. Jch kuͤſſete ihn, gieng hierauf fort, und fand die Beſtellten ſchon in Parade ſtehen, mit welchen ich hinging, und die, dieſes Feſts wegen, auf die Albertus-Burg gepflantzten 18. Canonen zum erſten mahle abfeurete. Mittlerweile hatten ſich unſere 2. neu mitgebrachten Muſicanten, nebſt Monſ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/82
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/82>, abgerufen am 21.11.2024.