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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Ehre, daß ich alles besorge und veranstallte; Von
heute an gerechnet, soll der Leichen-Conduct auf
den 4. Tag vor sich gehen, und Tages vorhero,
auf meine Parole, alles in Ordnung seyn. Hier-
mit stund der Gouverneur von der Taffel auf, und
gab einem seiner Officiers einen Winck, daß er ihm
folgen solte. Er gieng mit ihm an ein Fenster, und
plauderte fast auf eine halbe Stunde mit ihm.

Unterdessen gieng ich mit meinem Bruder
auch etwas abseits, und beredeten uns, wie wir es
mit dem Feuer-Wercke halten wolten; Er sagte:
wenn ein und anderes passirt, so will ich meine
Dinge gleich nach der Abend-Taffel, die doch auf
unser Bitten nicht lange währen muß, schon ma-
chen. Als der Gouverneur wieder an die Taf-
fel kam, sagte er: Meine Herrn! tragen sie kein
Leid noch Sorge mehr vor ihren Todten, sondern las-
sen Sie mich sorgen, hergegen bitte, sie wollen
sich etwas lustiger erzeigen, als bißhero. Jch a-
ber sagte ihm heimlich ins Ohr, ob er mir und mei-
nem Bruder gütigst erlauben wolte, diesen Abend,
so bald es finster worden, ein kleines Feuer-Spiel,
auf der unsern Fenstern gleich gegen über liegenden
kleinen See, zu praesentiren, mein Bruder, der
aussen geblieben war, machte schon alle Praepara-
toria
darzu, nur ließ er inständig bitten, daß
die Abend-Taffel etwas kürtzer, als sonst gewöhn-
lich, möchte abgebrochen werden, damit wir von der
dunckeln und finstern Zeit profitiren möchten. der
Gouverneur lächelte, und sagte: Meine Brü-
der! gebrauchet alle Bequemlichkeit bey mir, ich wer-
de mir ein besonderes Vergnügen machen über das

Feuer-

Ehre, daß ich alles beſorge und veranſtallte; Von
heute an gerechnet, ſoll der Leichen-Conduct auf
den 4. Tag vor ſich gehen, und Tages vorhero,
auf meine Parole, alles in Ordnung ſeyn. Hier-
mit ſtund der Gouverneur von der Taffel auf, und
gab einem ſeiner Officiers einen Winck, daß er ihm
folgen ſolte. Er gieng mit ihm an ein Fenſter, und
plauderte faſt auf eine halbe Stunde mit ihm.

Unterdeſſen gieng ich mit meinem Bruder
auch etwas abſeits, und beredeten uns, wie wir es
mit dem Feuer-Wercke halten wolten; Er ſagte:
wenn ein und anderes paſſirt, ſo will ich meine
Dinge gleich nach der Abend-Taffel, die doch auf
unſer Bitten nicht lange waͤhren muß, ſchon ma-
chen. Als der Gouverneur wieder an die Taf-
fel kam, ſagte er: Meine Herrn! tragen ſie kein
Leid noch Sorge mehr vor ihren Todten, ſondern laſ-
ſen Sie mich ſorgen, hergegen bitte, ſie wollen
ſich etwas luſtiger erzeigen, als bißhero. Jch a-
ber ſagte ihm heimlich ins Ohr, ob er mir und mei-
nem Bruder guͤtigſt erlauben wolte, dieſen Abend,
ſo bald es finſter worden, ein kleines Feuer-Spiel,
auf der unſern Fenſtern gleich gegen uͤber liegenden
kleinen See, zu præſentiren, mein Bruder, der
auſſen geblieben war, machte ſchon alle Præpara-
toria
darzu, nur ließ er inſtaͤndig bitten, daß
die Abend-Taffel etwas kuͤrtzer, als ſonſt gewoͤhn-
lich, moͤchte abgebrochen werden, damit wir von der
dunckeln und finſtern Zeit profitiren moͤchten. der
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der! gebrauchet alle Bequemlichkeit bey mir, ich wer-
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[100/0110] Ehre, daß ich alles beſorge und veranſtallte; Von heute an gerechnet, ſoll der Leichen-Conduct auf den 4. Tag vor ſich gehen, und Tages vorhero, auf meine Parole, alles in Ordnung ſeyn. Hier- mit ſtund der Gouverneur von der Taffel auf, und gab einem ſeiner Officiers einen Winck, daß er ihm folgen ſolte. Er gieng mit ihm an ein Fenſter, und plauderte faſt auf eine halbe Stunde mit ihm. Unterdeſſen gieng ich mit meinem Bruder auch etwas abſeits, und beredeten uns, wie wir es mit dem Feuer-Wercke halten wolten; Er ſagte: wenn ein und anderes paſſirt, ſo will ich meine Dinge gleich nach der Abend-Taffel, die doch auf unſer Bitten nicht lange waͤhren muß, ſchon ma- chen. Als der Gouverneur wieder an die Taf- fel kam, ſagte er: Meine Herrn! tragen ſie kein Leid noch Sorge mehr vor ihren Todten, ſondern laſ- ſen Sie mich ſorgen, hergegen bitte, ſie wollen ſich etwas luſtiger erzeigen, als bißhero. Jch a- ber ſagte ihm heimlich ins Ohr, ob er mir und mei- nem Bruder guͤtigſt erlauben wolte, dieſen Abend, ſo bald es finſter worden, ein kleines Feuer-Spiel, auf der unſern Fenſtern gleich gegen uͤber liegenden kleinen See, zu præſentiren, mein Bruder, der auſſen geblieben war, machte ſchon alle Præpara- toria darzu, nur ließ er inſtaͤndig bitten, daß die Abend-Taffel etwas kuͤrtzer, als ſonſt gewoͤhn- lich, moͤchte abgebrochen werden, damit wir von der dunckeln und finſtern Zeit profitiren moͤchten. der Gouverneur laͤchelte, und ſagte: Meine Bruͤ- der! gebrauchet alle Bequemlichkeit bey mir, ich wer- de mir ein beſonderes Vergnuͤgen machen uͤber das Feuer-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/110>, abgerufen am 26.06.2024.